Julia Extra Band 0213
liegen gelassen hatte. Nein. Das konnte sie keinesfalls zugeben.
Aber da sie nicht wusste, wie viel Brenton überhaupt von der Szene heute Morgen mitgekriegt hatte, musste sie ihm wohl die Wahrheit sagen. Wahrscheinlich hatte er ihre Diskussion über den Karton mit angehört, denn sonst gab es überhaupt keinen Grund, mit diesen Unterlagen zu beginnen – außer er wusste, dass sie sie jetzt nicht präsentieren konnte.
Brenton nahm das Telefon und hielt es ihr hin. “Ich mache es dir leicht”, sagte er. “Du brauchst Winston nur anzurufen, und ihm zu sagen, dass er den Karton herbringen soll.”
Wenn es so einfach wäre, dachte Hannah. Sie hatte keine Ahnung, wohin er gefahren war, nachdem er sie abgesetzt hatte. Noch schlimmer war es zuzugeben, dass sie seine Handynummer nicht hatte. Wie ernst konnte es ein Mann meinen, wenn er der angeblich wichtigsten Frau in seinem Leben seine private Telefonnummer nicht gegeben hatte?
“Er hasst es, bei der Arbeit gestört zu werden. Ich bringe den Karton nach der Mittagspause mit.” Eine ziemlich lahme Erklärung, aber die beste, die ihr so schnell eingefallen war.
“Also hast du ihn tatsächlich im Wagen vergessen”, stellte Brenton fest.
So ein Mist! Er war sich nicht sicher gewesen, bis Hannah es ihm hilfreich bestätigt hatte.
“Das waren doch die aktuellen Dokumente, oder?”
Hannah hatte nicht die geringste Ahnung, weil sie den Karton ja nicht einmal geöffnet hatte. Aber einer so direkten Frage konnte sie kaum ausweichen, also musste sie raten. Der Karton hatte nicht ganz so abgenutzt ausgesehen wie die anderen. “Ich denke, ja.”
“Aber offensichtlich weißt du es nicht mit Sicherheit. Mir ist in letzter Zeit schon häufiger aufgefallen, dass es dir an Aufmerksamkeit hinsichtlich der Details mangelt, Hannah. Ich darf dich daran erinnern, dass deine Beurteilung bald fällig ist. Natürlich wäre ich gewillt, solche kleinen Unachtsamkeiten zu übersehen, wenn deine sonstige Arbeitsleistung meinen Anforderungen entspricht.”
Mit anderen Worten hieß das, er war bereit, es selbst ein wenig an Aufmerksamkeit mangeln zu lassen, wenn er bekam, was er wollte. Mit fester Stimme fragte sie: “Und woran hattest du gedacht?”
Seine Nachfrage am Empfangsschalter war reine Zeitverschwendung gewesen, stellte Cooper fest. Die Wegbeschreibung, die die Empfangsdame ihm gegeben hatte, war völlig nutzlos. Es schien fast unmöglich, einen speziellen Arbeitsplatz zu finden, denn das ganze Stockwerk der Kanzlei von Stephens & Webster war durch schalldichte Stellwände in kleine Büros unterteilt.
Er schaute in jeden dieser separaten Arbeitsbereiche hinein und hoffte, dass Hannah nicht gerade zum Kopierer gegangen war. Dann würde er sie wohl nie finden. Er bog um eine Ecke, und ein Hauch ihres Parfums und der Blick auf einen elegant geneigten Nacken unter hochgesteckten kastanienbraunen Haaren verrieten ihm, dass er ans Ziel gelangt war. Mit dem Rücken zur Tür konzentrierte sich Hannah auf den Bildschirm ihres Laptops, der auf einem Bücherregal hinter ihrem Schreibtisch aufgestellt war.
Cooper stellte den Karton auf dem Schreibtisch ab und beugte sich über sie, um sie auf ihren verführerischen Haaransatz zu küssen. Bei der ersten Berührung schreckte sie hoch, und ihr Kopf prallte gegen seine Nase. “Autsch”, protestierte Cooper. “So behandelst du den Mann, den du liebst?”
Hannah drehte sich mit ihrem Stuhl um, und sah mit aufgerissenen Augen zu ihm auf. “Entschuldigung, ich habe dich nicht kommen hören. Und dann dachte ich, es wäre vielleicht Brenton, der mir nachspioniert, obwohl er eigentlich in einem Meeting sein sollte.”
“Was machst du denn da? Bringst du deinen Lebenslauf auf den neuesten Stand?”
“Damit bin ich schon fertig. Ich habe gerade im Internet nach einem Headhunter gesucht.”
Cooper wackelte mit Daumen und Zeigefinger an seiner Nasenspitze. “Scheint zu keinem bleibenden Schaden geführt zu haben.”
“Vielleicht nicht für dich. Ich bin zu Tode erschrocken.”
“Ist das der Dank dafür, dass ich dir deinen Karton bringe? Ich muss allerdings gestehen, ich hätte ihn völlig vergessen, wenn er nicht so einen modrigen Geruch in meinem Wagen verströmt hätte.”
“Tut mir leid. Ich glaube, unser Mandant hat seine Unterlagen in seinem Kartoffelkeller aufbewahrt.”
“Kartoffelkeller riechen normalerweise erheblich besser als dieser Karton. Versuchen wir’s noch mal.” Da ihr Nacken momentan außerhalb seiner
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