Julia Extra Band 0213
hatte inzwischen seine Vorderpfoten auf Hannahs Knie gelegt und versuchte ihr Gesicht zu lecken. Als er Coopers Stimme hörte, sah der Mops ihn an und fing leise an zu knurren.
“Nicht sehr diplomatisch”, befand Hannah. Sie kraulte ihm die faltige Stirn.
“Was? Das Tierheim?”
“Nein”, erwiderte sie mit mühsam unterdrückter Ungeduld. “Ich habe Brutus geraten, Sie unter den gegebenen Umständen nicht anzuknurren. Haben Sie sein Körbchen mitgebracht, Daniel?”
“Es ist in der Eingangshalle, Miss.”
“Abbott wird Ihnen zeigen, wohin sie es bringen können.”
Cooper murmelte: “Meine erste Wahl wäre die Feuertreppe. Ohne Korb, Abbott, hängen Sie ihn einfach an der Leine auf.”
Hannah rollte mit den Augen. “Komm schon, Cooper. So groß, wie dieses Penthouse ist, wirst du überhaupt nicht merken, dass er hier ist. Abbott, vielleicht findet sich ja ein Eckchen in der Küche?”
Wortlos verließ der Butler den Raum, den Portier im Gefolge.
Brutus hatte sich so weit befreit, dass er es geschafft hatte, auf Hannahs Schoß zu klettern. Dort räkelte er sich zufrieden und blickte Cooper höhnisch an.
So jedenfalls kam es Cooper vor. Am liebsten hätte er dem Mops auch die Zunge herausgestreckt.
Als ob das abscheuliche kleine Tier diese Unterbrechung geplant hatte – kein Zeitpunkt wäre geeigneter gewesen. Gerade in dem Moment, in dem er weitergekommen war … Auch wenn Hannah das natürlich abgestritten hätte, aber er hatte sie erschauern gespürt, als er mit der Zunge ihre Lebenslinie entlanggefahren war.
Hannah befreite ihre Füße von der Hundeleine und setzte den Hund auf den Boden. Brutus lief schnüffelnd um den Kaffeetisch herum. “Da muss noch mehr dahinterstecken”, meinte sie.
“Wovon redest du?”
“Ich finde es ein bisschen merkwürdig, dass deine Mutter so empfindlich auf Ken Stephens reagiert, mich aber nicht abzulehnen scheint, obwohl ich die Hochzeitsschatulle habe. Deshalb scheint es mir logisch, daraus zu folgern, dass sie noch erheblich mehr gegen ihn hat – nicht nur, dass er Isobels Anwalt war. Was ist mit deinem Vater?”
“Was hat mein Vater denn jetzt damit zu tun?”
“Ich dachte, vielleicht hat Ken ihm ja irgendetwas angetan, und deine Mutter hasst ihn deshalb?”
Cooper schüttelte den Kopf. “Mein Vater ist schon seit Jahren aus dem Spiel – und gegen Ende der Ehe hätte meine Mutter vermutlich jedem applaudiert, der ihn verletzt hätte.”
Hannah krauste die Nase: “Deine Eltern sind geschieden? War Ken vielleicht der Scheidungsanwalt deines Vaters?”
“Nein, glaub mir, Hannah, der Grund für Mutters Zorn ist Isobel. Und wie sauer sie wegen der Hochzeitsschatulle ist, werden wir erst wissen, wenn jemand in der Familie heiraten will.”
“Glaubt sie wirklich, dass eine Ehe ohne die Hochzeitsschatulle verhext ist?”
“Die Scheidung meiner Eltern war die erste in unserer Familie.”
“Aber nicht die erste unglückliche Ehe. Zum Beispiel die deiner Großeltern …”
“Sie waren bis zu ihrem Lebensende miteinander verheiratet.”
“Das nenne ich aber nicht eine glückliche Ehe.”
“Alles eine Frage der Definition. Du magst mich für gefühllos halten, aber ich kann mir vorstellen, dass viele angeblich glückliche Paare nur deshalb zusammenbleiben, weil es keine denkbaren Alternativen für sie gibt.”
“Du bist nicht nur einfach gefühllos, Cooper, du bist ein Zyniker.”
Cooper streckte seine Hand nach den Chips aus, aber Brutus hatte die Tüte auf den Boden gezerrt. Er nahm seine Nase nur kurz aus der Tüte, um Coopers ausgestreckte Hand anzuknurren. “In Ordnung, alter Junge. Du kannst alle haben.”
“Nein, kann er nicht – die sind nicht gut für ihn.” Hannah nahm die Tüte und legte sie wieder auf den Tisch. “Na los, es ist schon längst Schlafenszeit für dich – und für mich auch.”
Der Mops entzog sich ihrer ausgestreckten Hand und verkroch sich unter einem Stuhl, sodass nur noch seine schwarze Nasenspitze hervorlugte.
Hannah stützte die Hände in die Hüften. “Du kommst jetzt raus, ich werde dir nicht hinterherkriechen”, befahl sie.
“Es gibt eine einfachere Methode”, bemerkte Cooper.
“Ach wirklich? Seit wann bist du Tierpsychologe?”
“Wie dieser Köter tickt, das weiß ich.” Er nahm Hannahs Gesicht in beide H„nde und folgte mit den Daumen den Konturen ihrer Augenbrauen. “Ich brauche dich nur zu küssen, und schon wird er aus seinem Versteck kommen und mich ins Bein beißen. Ich hoffe,
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