Julia Extra Band 0213
blau färbte. Dann hatte er sie mit einem kurzen festen Kuss hochgezogen.
“Es ist Zeit zu gehen.”
Die kostbaren Minuten vergingen. Claudia hatte ihre Abreise nicht erwähnen wollen, aber irgendwie waren ihr die Worte herausgerutscht.
“Du traust dich wirklich, wieder ein Flugzeug zu besteigen?”, scherzte David, um seine heftigen Gefühle bei der Aussicht auf ihre Abreise zu verbergen. Die Worte verletzten ihn, zumal sie so beiläufig geklungen hatten. Er war noch nicht bereit dafür. Er wollte sie nur neben sich haben und an die vergangene Nacht denken.
“Ich muss.” Claudia war enttäuscht über seine Gleichgültigkeit.
Es trat eine Pause ein. David sah starr vor sich hin. “Wieso bleibst du nicht?”, fragte er plötzlich wie unter Zwang.
Vielleicht fragte er sie nur, weil sie es erwartete. Claudia verbarg ihren verletzten Stolz. “Ich kann nicht. Es war schwer genug, zwei Wochen freizubekommen”, erklärte sie. “Du hast deine eigene Firma, aber der Rest der Welt muss um seinen Job kämpfen. Ich würde gern länger bleiben, wirklich. Aber wenn ich am Montag nicht an meinem Arbeitsplatz erscheine, gibt es genügend Nachfolger für mich. Nur für ein paar Tage kann ich nicht alles aufs Spiel setzen, was ich mir mühevoll erarbeitet habe.” Sie seufzte bedauernd. Die Stadt kam beängstigend schnell heran. “Leider sind wir jetzt auf dem Rückweg in die Realität.”
David hätte sie am liebsten angeschrien, ob denn die letzte Nacht nicht real gewesen sei. Aber er hielt sich zurück. Er dachte daran, wie Alix ihren Koffer gepackt hatte. “Das ist die Realität, Darling”, hatte sie erklärt. “Wir haben viel Spaß miteinander gehabt, aber ich werde nicht bei dir bleiben. Ich brauche jemanden mit Beziehungen in der Modewelt, der mir helfen kann.” Sie hatte ihren Koffer mit einem zufriedenen Lächeln zuschnappen lassen. “Und Tony hat viel Geld. Das ist nützlich.”
So jung er damals war, war er über die Sache mit Alix hinweggekommen. Trotzdem machten diese Erfahrungen es ihm nicht leichter, Claudia so reden zu hören, als ob Liebe nur ein Luxus sei in der einzig wahren Realität der Arbeitswelt.
Es mochte unfair sein. Sie hatte in London ein eigenes Leben mit Arbeit, Wohnung, Familie und Freunden. Das musste für sie natürlich alles viel wirklicher sein als eine Nacht in der Wüste. Er hatte kein Recht, sie darum zu bitten, irgendetwas davon aufzugeben.
“Du hast wahrscheinlich recht”, meinte er mit tonloser Stimme. “Die Realität sieht anders aus.”
Claudia bemerkte verletzt, wie sich David zurückzog. Er hätte ihr vorschlagen können, sich in London wiederzusehen. Sie wollte sich nicht aufdrängen. Sie würde auch nie zugeben, dass für sie die letzte Nacht offensichtlich mehr bedeutet hatte als für ihn.
So beendeten sie die Fahrt in ungemütlichem Schweigen. David duschte und zog sich um, bevor er ins Büro fuhr. Er gab ihr keinen Abschiedskuss aus Furcht, sie wieder in den Arm zu nehmen und sie zu bitten, hierzubleiben. Claudia wertete sein Verhalten als geschäftsmäßig. Er schien es nicht abwarten zu können, wieder zur Tagesordnung zurückzukehren.
Immerhin verblieben ihnen zwei weitere gemeinsame Nächte. Auf der Bettkante dachte Claudia an die vergangene Nacht. Leise Schauer rannen über ihren Rücken und löschten ihre Zweifel aus. Heute Nacht würden sie wieder allein sein. Sobald David sie in seine Arme schließen würde, wäre alles in Ordnung.
“Ich habe eine herrliche Idee.”
“Und die wäre?”, fragte Claudia abwesend. Lucy hatte fortwährend geredet, als ob sie sich Monate nicht gesehen hätten. Dabei war Claudia nur eine Nacht fortgewesen.
“Justin wird dich zurück nach Menesset bringen!”, verkündete Lucy triumphierend.
“
Wie bitte?”
Claudia schrak aus ihrem Tagtraum auf, in dem David zu ihr trat und verkündete, dass er ihr Ticket storniert habe.
“Ich habe dein Ticket storniert”, sagte Lucy.
Einen Moment lang war Claudia verwirrt. “Was hast du getan?”, sagte sie verblüfft.
“Ich habe lange über dein Problem nachgedacht. Es schien die beste Möglichkeit zu sein.”
“Welches Problem?”
“Dass du Justin nichts von der fingierten Ehe erzählen kannst und deshalb seine wahren Gefühle dir gegenüber nicht erfährst. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass es dir nach der Reise schlechter geht als zuvor”, erklärte Lucy. “Als mir Justin von seiner morgigen Fahrt nach Menesset erzählte, habe ich gehandelt, damit ihr
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