Julia Extra Band 0213
zwei Tage und eine Nacht habt, um euch endlich richtig kennenzulernen.”
“Lucy”, protestierte Claudia vergeblich.
“Justin meint, dass du nach dem Zwischenfall neulich Angst vorm Fliegen hast. Er war ganz davon begeistert, dich mitzunehmen. Er scheint wirklich ebenso viel für dich zu empfinden wie du für ihn. Du brauchst ihm nur zu sagen, dass du in Wirklichkeit gar nicht verheiratet bist. David hat sicher nichts dagegen.” Lucy war froh darüber, ihrer Cousine eine Freude zu machen. “Endlich klappt es!”
“Aber”, wandte Claudia ein. Sie sah ihre Cousine entgeistert an. Sie selbst trug die Schuld an dieser Verwirrung. Um ihre wahren Gefühle für David zu vertuschen, hatte sie ihre Cousine davon zu überzeugen versucht, dass sie in Justin verliebt sei.
Claudia verspürte einen seltsamen Widerwillen, ihrer Cousine von der letzten Nacht zu erzählen. Die erlebte Zweisamkeit war zu kostbar, um darüber zu plaudern. Außerdem wusste sie immer noch nicht, was diese Nacht für David bedeutete. Letzte Nacht hätte sie geschworen, dass er sie genauso liebte, wie sie ihn. Doch er hatte es nicht ausgesprochen, und am Morgen hatte er sich überaus distanziert verhalten.
Sie konnte Lucy deshalb nicht sofort aufklären. Sie würde Justin unter vier Augen den Grund sagen, weshalb sie nicht mit ihm fahren konnte, und ihr Ticket neu buchen. Mit David würde sie noch in dieser Nacht die Angelegenheit klären. Die süße Vorfreude ließ sie lächeln.
Später bereute sie es jedoch bitter, Lucy nicht an Ort und Stelle die Wahrheit gesagt zu haben.
David und Patrick trafen kurze Zeit später im Club ein. Lucy entdeckte David als Erste. Sie nahm ihn gleich beiseite, als sie ihn auf dem Rückweg von der Toilette entdeckte, um Claudia eine peinliche Situation zu ersparen.
“David, du kommst wie gerufen. Hör mal, es macht dir doch nichts aus, wenn Claudia schon morgen fährt?”
David erschrak. “Wieso schon morgen?”
“Justin fährt nach Menesset und kann sie mitnehmen.” Lucy senkte vertraulich die Stimme. “Für Claudia wäre es unangenehm, dir das selbst zu sagen. Sie ist in Justin verliebt, und die Fahrt ist ihre einzige Chance, um mit ihm allein zu sein.”
David glaubte, sich verhört zu haben. “Will Claudia das denn wirklich?”, fragte er. Zu seinem Entsetzen nickte Lucy.
“Hundertprozentig”, entgegnete sie. “Claudia spricht selten über ihre Gefühle. Sie war ganz unglücklich, weil sie nie erfahren würde, ob Justin für sie dasselbe empfindet. Es war für sie nicht leicht, als deine Ehefrau aufzutreten.”
Lucy warf David einen bittenden Blick zu. Es traf ihn wie ein Schlag in den Magen. “Jetzt, wo du den Vertrag unter Dach und Fach hast, hat auch Claudia einen Anspruch auf ihr Glück. Gib ihr die Chance, Justin zu enthüllen, dass sie nicht mit dir verheiratet ist. Du brauchst sie hier doch nicht mehr als deine Ehefrau, oder?”
“Nein”, sagte David. Es erstaunte ihn, wie ruhig er klang, obwohl er am liebsten alles kurz und klein geschlagen hätte. Wieso hatte ihm Claudia letzte Nacht nichts davon erzählt?
Claudias Herz machte einen Sprung, als David mit Lucy den Raum betrat. Sie lächelte ihm zu, doch seine Augen blieben ausdruckslos.
“Ich habe David erzählt, dass du morgen mit Justin fahren wirst”, verkündete Lucy.
“Aber …” Claudia stand das Entsetzen in die Augen geschrieben.
“Dann musst du wenigstens diesen Flug kein zweites Mal mitmachen”, meinte David. Er klang beherrscht. Anders hätte er mit dem mörderischen Zorn in sich nicht umgehen können.
Claudia war entsetzt von dieser eisigen Erwiderung. Seine Augen verrieten keine Regung. Dabei war er letzte Nacht voller Liebe gewesen. Es kam ihr vor wie ein Albtraum.
“Du hast keine Einwände?”, fragte sie ungläubig.
“Wieso sollte ich? Lucy hat gemeint, dass ich dich nicht mehr brauche. Es wird niemanden erstaunen, wenn du einen Tag früher als geplant aufbrichst. Außerdem hast du etwas Zeit für dich verdient.” Er wandte sich an Lucy. “Wieso bleibt Claudia die letzte Nacht nicht bei euch? Dann kann Justin sie morgen früh viel einfacher abholen.”
“Eine wundervolle Idee”, pflichtete Lucy begeistert bei. Claudia starrte David entsetzt an. Er musste doch wissen, dass sie bis zum letzten Moment bei ihm sein wollte.
“Was ist mit meinem Koffer?”, wandte sie gekränkt ein.
“Vielleicht kann dich Patrick hinüberfahren, damit du packen kannst”, schlug David vor. Patrick nickte bejahend.
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