Julia Extra Band 0213
so geht das nicht …”
Doch da wurde er vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Kendals Herz pochte wie wild vor Erwartung, als Jarrad den Hörer abhob. Aus seinem Gesicht sprach die gleiche Hoffnung, die auch sie so intensiv verspürte.
“Nein, heute Abend wird meine Frau keine weiteren Fragen mehr beantworten.”
Es war noch einmal die Polizei. Auch wenn Kendal froh war, dass Jarrad sie vor den Beamten abschirmte, sank sie ernüchtert in sich zusammen und ließ die Arme hängen. Von ihrem Sohn hatten sie noch immer keine Spur …
“Ich kann nicht länger hier sitzen. Ich muss einfach etwas tun, mich selbst auf die Suche begeben!” Schon hatte sie sich die Wagenschlüssel geschnappt und lief in Richtung Haustür.
“Nun raste nicht aus!” Mit zwei großen Schritten war Jarrad bei ihr und hielt sie fest. “Wo zum Teufel wolltest du überhaupt anfangen mit der Suche?”
Kendal versuchte mit aller Kraft, sich aus seinem Griff zu befreien; gleichzeitig machte sie ein rebellisches Gesicht. “Keine Ahnung. Wenn ich hier herumsitze, ohne zu wissen, was mit ihm passiert ist, werde ich verrückt.”
“Kendal!”
Zwei dunkle starke Hände packten jetzt ihre bleichen Handgelenke.
“Bitte lass mich gehen, Jarrad!”
“Nein, das kann ich nicht verantworten, Kendal.” Er sah sie eindringlich an. “In deinem Zustand dürfte ich dich auch dann nicht hinters Steuer lassen, wenn wir auch nur in etwa wüssten, wo wir suchen sollten.”
Wie kann er bloß so beherrscht klingen, so nüchtern, wo ich selbst bald durchdrehe, wenn ich mir vorstelle, was mittlerweile mit Matthew passiert sein könnte? fragte Kendal sich. Wie ging das, wenn auch er doch an dem Kleinen hing? Es sei denn …
Sie versuchte, die Flut unterschiedlichster Gedanken, die gerade erneut auf sie einströmte, abzuwehren und einen zumindest halbwegs klaren Kopf zu behalten. Wenigstens halb so ruhig und kontrolliert zu sein wie Jarrad.
Reiß dich zusammen, gemahnte sie sich im Stillen, schloss die Augen und atmete tief ein. Doch sie konnte sich nicht helfen, sie fühlte sich wie gelähmt. Sie wusste, sie sollte sich jetzt mit irgendetwas ablenken – aber sie wusste nicht, womit.
Bitte, Jarrad, halt mich fest, hätte sie jetzt am liebsten laut herausschreien mögen. Und nimm diesen Schmerz von mir! Und auch dieses schreckliche Gefühl des Alleingelassenseins!
Aber natürlich war Jarrad genau genommen ebenso sehr ihr Feind wie der Entführer ihres Kindes. Es drängte Kendal, Jarrad doch noch einmal direkt die Frage zu stellen, die sie so quälte. “Ist es wirklich wahr, dass du nichts mit Matthews Verschwinden zu tun hast? Dass nicht du dies alles eingefädelt hast … um mich zu bestrafen? Um mich zu nötigen, zu dir zurückzukehren?”
“Ich glaube, du bist wirklich total geschafft und ziemlich überdreht.” Er legte beide Hände auf ihre Schultern. “Du solltest dich jetzt bemühen, zur Ruhe zu kommen … und wenn du schon partout nichts essen magst, dann wenigstens etwas Schlaf zu finden.”
Es klang in Kendals Ohren nicht eben freundlich, sondern eher wie ein Befehl. Und Jarrad schien es auch nicht für nötig zu halten, ihr auf ihre Frage eine ernsthafte Antwort zu geben. Stattdessen, ohne noch ein Wort zu dem Thema zu verlieren, verließ er – inzwischen auch reichlich erschöpft wirkend – den Raum.
Erstaunlicherweise fand Kendal tatsächlich etwas Schlaf, wenigstens für ein paar Stunden. Sie lag im Schlummer da, als früh am nächsten Morgen das Klingeln der Telefone im Haus sie weckte.
Doch schon nach wenigen Sekunden hörte das Klingeln auf. Jarrad musste irgendwo rasch den Hörer abgenommen haben.
Sofort fing ihr Herz wieder heftig zu pochen an. Ruckartig setzte sie sich im Bett auf und griff zum Hörer des Apparats auf ihrem Nachttisch.
Ob es die Polizei war? Mit einer Nachricht über Matthew?
Oder ein Entführer, der gleich seine Lösegeldforderung stellen würde? Mit zittriger Hand hielt sie den Hörer ans Ohr. Sie war auf das Schlimmste gefasst.
“Oh, mein Lieber, es tut mir ja so leid. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.” Lauren Westgate. Die samtene Stimme war wie ein Schock für Kendal. Dass
sie
anrufen könnte, daran hatte Kendal nun überhaupt nicht gedacht. “Soll ich vorbeikommen?”
“Nein … nein”, hörte Kendal Jarrad zögernd antworten; ihr fiel auf, wie matt und erschöpft er dabei klang. “Kendal ist hier.”
“Kendal?” Ein Hauch von Überraschung lag in Laurens sonst so
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