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Julia Extra Band 0213

Julia Extra Band 0213

Titel: Julia Extra Band 0213 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Leiber Jessica Hart Leigh Michaels Elizabeth Power
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geschaut habe, da sei er ganz einfach nicht mehr dort gewesen.
    Doch wie konnte er so von einem Moment zum nächsten wie vom Erdboden verschluckt sein? Es wollte nicht in Kendals Kopf. Ihr Kind gestohlen … einfach so …? Zugegeben, das besagte Gartentor war ziemlich niedrig, aber Matthew hatte vor unbekannten Gesichtern große Angst; er hätte doch sofort zu brüllen angefangen, hätte jemand Fremdes versucht, ihn hochzuheben und wegzutragen …
    “Gut so”, hörte sie Jarrad sagen, als sie noch einen Schluck von dem scharfen Cognac trank. Er nahm ihr das Glas ab, und Kendal dachte, wie weich seine Stimme gerade geklungen hatte, so außergewöhnlich sanft … wie noch kein Mal seit ihrem Wiedersehen.
    “Was sollen wir jetzt machen?” Sie fühlte sich so, als läge eine Tonne Granit auf ihrer Brust. Mit vom Weinen verquollenen Augen sah sie Jarrad an, fast beschwörend, so als besäße er geheime magische Kräfte und könne ihre Welt wieder in Ordnung bringen.
    “Wir müssen wohl geduldig abwarten, welche Ergebnisse die Polizei uns mitteilt.”
    Er setzte Kendals Glas auf der schmalen Fensterbank ab, blieb dann am Fenster stehen und starrte hinaus auf die Esche im Vorgarten des Apartmenthauses. Die Zweige des Baumes schwankten, denn eine steife Brise wehte.
    “Abwarten!” Von einem erneuten Adrenalinstoß angefacht, sprang Kendal auf und begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu laufen. “Ich kann doch nicht untätig hier herumsitzen, während da draußen jemand mit meinem Sohn unterwegs ist und wer weiß was mit ihm anstellt!”
    Angesichts ihrer beinahe hysterisch klingenden Stimme drehte Jarrad sich zu Kendal um.
    “Aber ist Matthew denn nicht auch mein Sohn?” Seine Miene verfinsterte sich.
    Kendal hielt den Atem an; ein Schluchzer entfuhr ihr. “Ja, das schon. Aber du liebst ihn nicht so sehr wie ich!” Sie fühlte sich nun noch mehr gepeinigt.
    “Wag nicht, so etwas zu behaupten …” Er presste die Lippen fest aufeinander, konzentriert darauf, einen ruhigen Ton zu wahren. “Meinst du etwa, nur weil er lange Zeit nicht bei mir gewohnt hat, würde ich ihn weniger lieben?”
    Irgendwo im Haus wurde eine Tür zugeschlagen; beide wurden für einen kurzen Moment ganz still.
    “Wenn Matthew bei dir gewesen wäre, so wie sich das eigentlich gehört hätte, dann wäre dieser Vorfall wohl überhaupt nicht passiert!”, sagte er jetzt in scharfem Ton.
    Jetzt macht er wieder mich für alles verantwortlich und kritisiert mich, wie so oft, dachte Kendal – meinen Wahn, wie er es bezeichnet, was ihn und Lauren betrifft, dann mein Fehlverhalten, dass ich berufstätig bin, dass ich ihn verließ und jetzt mein angebliches Verschulden, dass das Kind verschwinden konnte.
    Alsdann dachte sie, dass seine kritischen Worte wahrscheinlich von seiner eigenen Frustration, selbst nichts tun zu können, herrührten. Jarrad war es nicht gewohnt, hilflos dazustehen. Normalerweise wusste er genau, was in einer Situation zu tun war, und er musste für gewöhnlich auch nur mit dem Finger schnippen, damit der Rest der Welt eine Sache nach seinen Vorstellungen in die Hand nahm und zur Zufriedenheit erledigte.
    Doch mit einem Mal ereilte sie ein Anfall von Selbstvorwürfen. Plötzlich meinte sie selbst, dass Matthew jetzt noch bei ihr wäre, hätte sie es nicht für so wichtig gehalten, an diesem Tag mit ihrer Arbeit ein gutes Stück weiterzukommen. Und hätte sie nicht so lange wegen der Tapeten herumtelefoniert, dann hätte Valerie sie vielleicht schon gleich anrufen und sie verständigen können, und dann hätte sie, Kendal, vielleicht selbst noch etwas zur Rettung des Kleinen unternehmen können. Je mehr sie nun darüber nachdachte, desto stärker drängte sich ihr das ungute Gefühl auf, selbst den größten Teil der Schuld an dem Geschehen zu tragen.
    Dann aber sah Kendal noch einen ganz anderen Aspekt, wie die andere Seite einer Münze. “Wenn du deine Frau und dein Kind an erste Stelle gesetzt hättest und nicht mit dieser Lauren herumgeturtelt hättest – auch dann wäre Matthew wahrscheinlich jetzt noch bei uns”, schleuderte sie Jarrad bitter entgegen, da er bislang anscheinend überhaupt kein Quäntchen Schuldgefühl empfand.
    Und dann kam ihr eine noch völlig andere Vermutung in den Sinn. “Womöglich hast
du
Matthew entführen lassen … weil ich dir Kampfbereitschaft signalisiert habe und du vielleicht befürchtet hast, ich könnte dir per Anwalt das Kind jahrelang vorenthalten oder mich mit ihm im Ausland

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