Julia Extra Band 0213
…”
“Was musste ich da? Mitbeteiligt gewesen sein an der Entführung unseres Sohnes? Zusammen mit deiner Schwester?”
Nun, hatte es sich nicht von allen Anzeichen her irgendwie so dargestellt für sie?
“Du hasst mich richtig, stimmts?”, keuchte er und stieß sie dann von sich weg, so als könnte er es nicht länger ertragen, sie zu berühren. Fast wäre Kendal gestolpert und rückwärts über die unterste Stufe der Treppe, die zum ersten Stock führte, gefallen.
Nein … leider nicht! hätte sie jetzt am liebsten laut herausgeschrien, denn egal wie sehr sie während des zurückliegenden Jahres versucht hatte, ihn zu hassen, sie hatte es nie geschafft. Ärgerlich, aber sie brachte es einfach nicht fertig!
“Du bist ja nicht mehr ganz normal, Kendal”, warf er ihr an den Kopf, als sie ihn statt einer Antwort nur mit großen Augen ansah. “Nicht nur Chrissie hat Probleme – du hast welche in nicht geringerem Maße! Traust du mir wirklich zu, ich könnte etwas so Dreistes und auch Dummes tun?” Seine Miene verfinsterte sich immer mehr. “Was ist aus unserem Vertrauen geworden? Ist das inzwischen gänzlich verloren gegangen?”
“Wie kann es denn aber noch bestehen bleiben?”, seufzte sie. “Wenn alles nur noch unverständlich erscheint.”
“Du willst sagen, wenn dir der Mann, mit dem du zu tun hast, nur noch unverständlich erscheint.” Er klang jetzt barsch.
“Immerhin habe ich eine Ahnung davon, zu was allem du fähig bist”, flüsterte sie mit zittriger Stimme, doch zugleich mit Schärfe.
“Ach, wirklich?” Sein Ton war schneidend, doch sein Gesichtsausdruck wirkte so frustriert, dass Kendal nun so etwas wie Mitleid mit ihm empfand, eine Emotion, die ihr gerade allerdings überhaupt nicht gelegen kam.
“Nun, versetz dich doch einmal in meine Lage!”, rief sie verzweifelt zu ihrer Verteidigung. “Was
soll
ich denn denken und fühlen? Kannst du dir vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn du entdeckst, dass der Mensch, der dir am nächsten steht, wahrscheinlich für die schlimmsten Qualen deines Lebens verantwortlich ist?”
“Nein, das kann ich gewiss nicht”, erwiderte er in betont zynischem Ton. “Ich gehe mal davon aus, dass du gerade Chrissie gemeint hast, oder?”
Entweder wollte er damit sagen, dass er sich nicht wie selbstverständlich für den Menschen hielt, den Kendal als ihren nächsten betrachtete. Oder es ging ihm darum zu betonen, dass er niemals derjenige sein könnte, der ihr die schlimmsten Schmerzen zufügt.
“Ja, Chrissie! Meine eigene Schwester, wie du selbst richtig erkannt hast. Es will nur einfach nicht in meinen Kopf, dass sie so etwas tun könnte!”
“Ohne die Unterstützung von dem schlimmen Unhold, dem Vater des Kindes – willst du das im Klartext sagen? Nun, es tut mir leid, Kendal, aber ich glaube, du musst der Wahrheit ins Auge sehen”, fuhr er in rauem Ton fort. “Wenn es deine geliebte Chrissie war, dann war sie es ganz allein! Und auch ich schließe es übrigens nicht aus, dass sie es gewesen sein könnte. Sie ist ja in letzter Zeit wie verrückt gewesen nach einem Kind.”
“Ja, das stimmt, aber …” Kendal stutzte. “Woher weißt denn du das so genau? Wo du doch keinen Kontakt mehr zu meiner Schwester hattest seit unserer Trennung … oder etwa doch?” Sie folgte ihm ins Wohnzimmer. Als er sich auf dem Weg dorthin einmal kurz zu ihr umdrehte, sah sie ihn halb erstaunt, halb vorwurfsvoll an.
“Was denkst du denn jetzt schon wieder?” Er klang ungehalten. “Dass ich doch einen engen Kontakt pflegte, nur um über sie etwas über dich zu erfahren …?” Er rümpfte die Nase. “Glaub mir – nichts hätte mir ferner gelegen!”
“Woher bist du dann aber so gut über ihre Sehnsucht nach einer richtigen Familie unterrichtet? Oder nimmst du das nur an, weil du mit verfolgen musstest, wie du ihr kleines warmes Nest mit Ralph und dem erwarteten Nachwuchs zerstört hast?”
Damit hatte sie nun wahrlich in ein Wespennest gestochen. Gereizt presste Jarrad die Lippen zusammen. “Ich habe es dir schon gesagt. Ich wusste nicht, dass sie schwanger war.”
Kendal hob das Kinn und sah Jarrad direkt in die Augen. “Hätte es denn an deiner Entscheidung etwas geändert?”, fragte sie bitter.
“Was willst du damit sagen?” Doch da hob er die Hand als Signal, dass sie schweigen solle. “Nein, gib darauf keine Antwort. Ich weiß schon, was …”
“Aber dann erklär jetzt endlich, warum du bezüglich der Entführung auf meine
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