Julia Extra Band 0258
einem Schloss. In Europa gibt es eine Menge Schlösser, dort haben sie nicht so einen besonderen Stellenwert wie hier in Amerika. So groß wie Windsor Castle ist unseres nicht, aber bisher hatten wir immer genügend Gästezimmer. Im Übrigen ist mir das völlig egal. Wie Sie wissen, lebe ich in Erie, nicht in Eliason. Genügt Ihnen das?“
Jace wusste, dass Emilia darauf aus war, einen Streit vom Zaun zu brechen. Sie war wütend auf ihren Vater, weil er sie überwachen ließ und ihr einen Verlobten nachgeschickt hatte. Jace war jedoch zu klug, um sich provozieren zu lassen und erwiderte lediglich: „Vollkommen.“
„Dann ist ja alles in Ordnung.“ Sie öffnete die Tür und stieg aus.
Jace tat das Gleiche. „Und jetzt?“, fragte sie.
„Wollen Sie mich nicht hinaufbitten?“
„Warum sollte ich? Sie sind kein Freund, sondern ein Spitzel.“
„Ihr Vater will, dass ich auf Ihre Sicherheit achte, das ist alles.“
„Mein Vater will, dass Sie mir nachspionieren.“
„Weil er sich Sorgen um Sie macht. Und was meine Frage angeht – ich möchte mich lediglich vergewissern, dass Ihre Wohnung sicher ist. Das gehört zu meinem Job.“
„Ich weiß, dass ich nichts weiter als ein Job für Sie bin. Nun, Sie können Ihrem Auftraggeber mitteilen, dass Sie mich vor meiner Wohnung abgesetzt und hineingehen sehen haben. Damit dürfte er zufrieden sein.“
„Hey, nichts liegt mir ferner, als mich zwischen Sie und Ihren Vater zu stellen, aber …“
„Das haben Sie bereits getan. Sie behaupten, dass es Ihnen um mich und meine Sicherheit geht, aber das ist nicht wahr. Für Sie bin ich nichts als eine Akte auf Ihrem Schreibtisch und ein Scheck am Monatsende. Sie sind kein Freund, und Sie wissen nichts von mir.“
„Da täuschen Sie sich.“
„Das würde mich wundern.“
„Ich weiß eine ganze Menge. Vielleicht nicht über die Prinzessin Marie Anna Emilia Mickovich Dillonetti, aber über Emilia Dillon.“
In den zwei Wochen, seitdem er sie beschattete, hatte er viel über sie gelernt. Er war auf eine verwöhnte Prinzessin gefasst gewesen, die erwartete, dass alles nach ihren Wünschen lief. Stattdessen hatte er eine Frau entdeckt, die er mit jedem Tag mehr bewunderte.
„So? Und was, wenn ich fragen darf, wissen Sie über mich?“
„Zum Beispiel, dass Sie Hockey mögen und vor allem unser Team, die Erie Otters. Ich weiß, dass Sie ein netter Mensch sind …“
Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz hin und her flog. „Woher wollen Sie das wissen?“
Jace hatte plötzlich den Drang, das Gummiband abzuziehen, um die blonde Mähne auf ihre Schultern fallen zu sehen.
Natürlich tat er das nicht, stattdessen sagte er: „Ich weiß es eben. Sie schauen jeden Tag bei Ihrer Vermieterin vorbei, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Sie haben Monarch’s und Titles finanziert und heute Abend sogar Ihren so genannten Verlobten mit Rücksicht behandelt.“
„Das stimmt nicht, ich habe ihm gesagt, er soll nach Hause gehen.“
„Weil Sie nicht wollen, dass er sich falsche Hoffnungen macht. Jemandem die Wahrheit zu sagen, um ihm eine Enttäuschung zu ersparen, ist eine Form von Rücksichtnahme, und das finde ich nett.“
„Sie verdrehen alles. Wenn ich wirklich so nett wäre, wie Sie behaupten, dann würde ich nach Eliason zurückgehen, um meinen Vater glücklich zu machen.“
„Und sich selbst todunglücklich. Früher oder später würde er einsehen, dass Sie es nur ihm zuliebe getan haben und sich Vorwürfe machen. Jetzt ist er gekränkt, weil Sie sich nicht so verhalten, wie er will, aber später wird er Ihnen dankbar sein.“
„Ich habe keine Lust, mit Ihnen herumzustreiten. Davon ganz abgesehen – alles, was Sie mir da erzählen, steht höchstwahrscheinlich in meiner Personalakte.“
Sie hatte Recht: Das meiste stand in den Unterlagen, abernicht alles.
„Ich weiß, dass Sie oft zum See gehen und den Möwen zuschauen. Sie mögen Kinder und quälen keine Tiere. Kaffee trinken Sie schwarz, so wie ich, und Ihre Lieblingsfarbe ist Orange.“
Emilia lachte. „Sehr beeindruckend. Aber das heißt noch lange nicht, dass Sie mich kennen.“
„Warum geben Sie mir dann nicht die Gelegenheit, Sie besser kennen zu lernen? Gleichzeitig könnte ich mich davon überzeugen, dass Sie in Sicherheit sind.“
„Die Wohnung hat die beste Alarmanlage, die es gibt. Mein Vater hat sie vor meinem Einzug einbauen lassen. Ich lebe in einer regelrechten Festung.“
„Aber …“
„Kein aber. Die
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