Julia Extra Band 0258
aber mein Verlobter ist er nicht. Wie nett du zu ihm sein möchtest, überlasse ich dir.“
„Wirklich?“
„Ja, wirklich.“ Für den Bruchteil einer Sekunde tat ihr Tanner fast Leid. Einer Frau wie Shey war er garantiert noch nie begegnet, und er konnte sich auf einiges gefasst machen.
„Wunderbar.“
Emilia konnte sich Sheys diabolisches Lächeln gut vorstellen. So sah sie aus, wenn sie etwas im Schilde führte. „Sieh zu, dass du uns nicht alle ins Gefängnis bringst.“
„Keine Angst. Hier ist dein Prinz, er will mit dir sprechen.“
Im Hintergrund hörte man ein schlurfendes Geräusch, dann erklang Tanners Stimme aus dem Hörer.
„Emilia! Es ist absolut notwendig, dass wir miteinander reden.“
„Was ich Ihnen empfehle, ist, abzureisen. Shey ist nicht gerade glücklich, dass Sie sich bei ihr einquartieren wollen, Tanner, und das bedeutet nichts Gutes, glauben Sie mir.“
„Aber Ihr Vater hat mir gesagt …“
„Was immer er Ihnen gesagt hat, stimmt nicht. Es tut mir Leid, aber ich bin nicht Ihre Verlobte.“ Plötzlich hatte sie eine Idee. „Um ehrlich zu sein – ich … ich bin bereits in festen Händen.“
„Sie haben einen Freund? Wen?“
Natürlich fiel ihr auf die Schnelle kein Name ein – Lügen war nicht Emilias Stärke.
„Ist es der Mann, der Sie nach Hause gebracht hat?“
„Ja“, erwiderte sie erleichtert. „Der ist es.“
„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.“
„Warum nicht? Er ist nett und unterhaltsam, und für ihn bin ich eine Frau, keine Prinzessin. Bitte, Tanner, hören Sie auf meinen Rat und reisen Sie ab. Gute Nacht.“
Sie legte auf und ging zu Bett. Es war ein langer Tag gewesen – genau wie sie es vorausgesehen hatte.
Emilia war, als habe sie kaum die Augen geschlossen, als das Telefon klingelte.
„Hallo?“, krächzte sie mit vor Schlaf heiserer Stimme und warf einen Blick auf den Wecker. Sieben Minuten nach acht.
„Prin… Emilia?“
Jace O’Donnell. Das hätte sie sich denken können.
„Hoffentlich haben Sie einen guten Grund, mich so früh zu wecken. Heute ist mein freier Tag“, erwiderte sie drohend.
Den Detektiv schien ihr Ton nicht weiter zu stören. „Eigentlich könnte es mir ja gleichgültig sein, aber wenn ich der Prinz wäre, dann würde ich Ihnen heute Vormittag einen Hausbesuch machen.“
Emilia setzte sich auf und blinzelte in die Morgensonne, die durch das Fenster schien.
„Wie kommen Sie darauf?“
Am anderen Ende blieb es still.
„Richtig, Sie sind ja ein Spion. Da kennt man sich in solchen Sachen aus.“
„Ich bin kein Spion, sondern Privatdetektiv.“
„Jemand, der Frauen nachschleicht“, sagte sie, um ihn zu ärgern.
„Und ich schleiche Ihnen nicht nach, ich bewache Sie.“ Er machte eine Pause. „An Ihrer Stelle würde ich lieber das Feld räumen. Oder wollen Sie Ihren Verlobten zum Frühstück empfangen?“
„Nein!“
„Also? Was wollen Sie tun?“
Sie rieb sich die Augen und sah auf das alte T-Shirt und die abgeschnittene Trainingshose, die sie an Stelle eines Pyjamas trug. „Mich anziehen und verschwinden, bevor er herkommt.“
„Ich habe einen Vorschlag.“
Einen Vorschlag …
Im Geist sah sie Jace plötzlich vor sich stehen – ganz nah.
Er beugte sich vor und murmelte ihr ins Ohr: „Ich habe einen Vorschlag“. Seine Stimme klang weich und verführerisch. Sie wusste, woran er dachte, und bevor er weitersprechen konnte, nickte sie und sagte Ja.
„Emilia? Sind Sie noch da?“, fragte er ungeduldig. „Hören Sie mir auch zu?“
Jace und ich …
Sie schüttelte sich, um diese Ausgeburt ihrer Fantasie zu verscheuchen. War sie dabei, den Verstand zu verlieren?
„Natürlich höre ich zu. Was wollen Sie?“
„Warum dieser misstrauische Ton?“
Misstrauen? Ganz im Gegenteil … Sie hütete sich jedoch, ihn zu korrigieren. „Beeilen Sie sich, die Zeit drängt.“
„Ich wollte Ihnen vorschlagen, den Tag mit mir und den Zwillingen zu verbringen. Meine Schwester hat wegen der Scheidung einen Termin beim Anwalt, und ich habe versprochen, auf die Kinder aufzupassen. Und da ich gleichzeitig auf Sie aufpassen muss, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich beschatte Sie mit Amanda und Bobby im Schlepptau, oder Sie begleiten uns.“
„Ich glaube, ich höre nicht recht. Sie spionieren mir nach, und ich soll Ihnen das auch noch erleichtern?“
„Darum geht es nicht. Sie zu beschatten ist nicht schwierig, glauben Sie mir. Aber für die Zwillinge ist das nicht sehr
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