Julia Extra Band 0258
Der Wunschtraum jeder Frau.
Emilia Dillon ausgenommen.
Für sie war er kein Wunschtraum, sondern ein Alptraum.
„Lügen Sie nicht, Onkel Jace, Sie beleidigen nur meine Intelligenz. Sie arbeiten für meinen Vater. Und der Grund, warum Sie mir gestern bekannt vorkamen, ist, dass ich Sie schon früher gesehen habe. Ich weiß jetzt auch wo – letzte Woche im Hockeystadion. Sie waren dort und die Zwillinge auch. Sind Sie wirklich ihr Onkel, oder ist das nur eine Tarnung?“
„Nein, es sind die Kinder meiner Schwester, und ihr größtes Ferienvergnügen ist es, mir bei der Arbeit zu helfen, wie sie es nennen. Ohne die beiden hätten Sie mich nie bemerkt.“
Emilia musterte ihn. Wusste er nicht, wie gut er aussah? „Sie gehören nicht gerade zu den Männern, die man übersieht.“
„Soll das ein Kompliment sein?“, fragte er mit einem hinreißenden Lächeln.
„Nehmen Sie es, wie Sie wollen. Was ich wissen möchte, ist, warum Sie mir nachspionieren.“
„Tut mir Leid, dazu kann ich mich nicht äußern.“
„Dann rufe ich die Polizei und sage, dass Sie mich belästigen.“
„Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an. Wenn es Sie glücklich macht …“ Nachlässig zuckte er mit den Schultern.
„Die ganze Angelegenheit macht mich ausgesprochen unglücklich.“ Sie drehte sich um und ging zur Straße zurück. Jace folgte ihr.
Das war sein Job. Auch wenn er es nicht zugeben wollte – ihr Vater steckte dahinter, daran bestand kein Zweifel.
Sie beschloss, den Fürst vom Café aus anzurufen, um ihm zu sagen, er solle seinen Wächter abziehen. Wenn er es nicht tat, würde sie untertauchen, irgendwohin, wo er sie nicht findenkonnte. Emilia hasste es, ihrem Vater die Pistole auf die Brust zu setzen, aber alles hatte seine Grenzen. Tanner herzuschicken war schlimm genug. Aber ihr wieder einen Spion auf den Hals zu hetzen, ging entschieden zu weit.
Mit zwei schnellen Schritten war Jace neben ihr. „Was haben Sie jetzt vor?“
„Das werden Sie schon sehen. Eins kann ich Ihnen versprechen: Ihren Job sind Sie los.“
„Um den mache ich mir keine Gedanken.“
„So, Sie geben es also zu.“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich für Ihren Vater arbeite.“
„Das brauchen Sie auch nicht, ich weiß es. Doch damit ist Schluss, ich lasse mich nicht auf Schritt und Tritt verfolgen. Davon hatte ich in meinem Leben mehr als genug.“
Sie spürte, wie die alte Panik in ihr hochstieg, dann sagte sie sich, dass dieser Mann kein Reporter war. Er hatte keine Kamera, lediglich ein umwerfendes Äußeres.
„Prinzessin …“
Weiter kam er nicht. Emilia blieb stehen und wirbelte herum. „Ich verbiete Ihnen, mich jemals wieder so anzureden, hören Sie? Hier bin ich keine Prinzessin, sondern Emilia Dillon. Eine Frau wie jede andere.“
„Das werden Sie nie sein, Emilia Dillon. Mit oder ohne Titel.“ Seine Stimme klang plötzlich weich, fast wie eine Liebkosung.
Und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Emilia den irrsinnigen Wunsch, ihn zu berühren, ihm mit der Hand über die Wange zu streichen.
Wie um alles in der Welt kam sie auf diesen Gedanken? Der Mann war ein Fremder, ein Spion ihres Vaters.
Und wie konnte er behaupten, dass sie nicht wie jede andere sei? Damit bewies er nur, dass er sie nicht kannte. Nichts an ihr war außergewöhnlich, sie war eine ganz normale junge Frau.
Jemand, der Schlagzeilen und Fotografen verabscheute.
Sie ließ ihn stehen und eilte ins Café, wo sie das Schild „Geschlossen“ in die Tür hängte. Jace ließ sich davon nicht aufhalten: Er folgte ihr und setzte sich an einen der Tische.
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und ging hinter die Theke.
„Könnte ich einen Kaffee bekommen?“, fragte er.
„Nein.“
Cara steckte den Kopf durch die Verbindungstür. „Da bist du ja endlich.“
Emilia knurrte etwas Unverständliches.
„Brauchst du Hilfe?“
„Nein, danke.“ Sie wurde mit ihrem Vater fertig – sie würde auch mit diesem Herrn zu Rande kommen.
„Wer ist das?“, fragte Cara.
„Onkel Jace.“
Als sie das verständnislose Gesicht ihrer Freundin sah, fügte sie hinzu: „Er ist nicht mein Onkel. Dad hat ihn eingestellt, damit er mich überwacht.“
„Was? Schon wieder! Und ich dachte, nach dem, was dem armen Mr. Hoffmann passiert ist, hätte dein Vater seine Lektion endlich gelernt.“
„Anscheinend nicht, aber diesmal wird er es.“
„So wie Mr. Hoffmann“, sagte Cara und schmunzelte. „Was ist mit ihm passiert?“, fragte Jace.
Cara kicherte.
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