Julia Extra Band 0258
haben.“
„Viel zu lange“, sagte Tanner mit dem geübten Lächeln des erfahrenen Frauenhelden.
„Nicht lange genug“, brummte Emilia.
Also das war Tanner.
Mit vollem Namen hieß er Prinz Eduardo Matthew Tanner Ericson von Amar, wie Jace aus den Unterlagen der Prinzessin wusste.
Emilias Verlobter.
„Ihr Vater schickt mich, um Sie nach Hause zu begleiten.“
„Ich bin zu Hause.“
„Ich meine natürlich Eliason.“
„Wenn Sie wollen, können Sie gern mit der nächsten Maschine zurückfliegen. Ich bleibe hier.“
„Wie soll ich das verstehen? Ich komme bis nach Erie, um meine Verlobte zu sehen, und …“
„Ich bin nicht Ihre Verlobte.“
„… und alles, was Sie mir zu sagen haben, ist, dass ich sofort wieder gehen soll?“
„So ungefähr. Und da wir schon vom Gehen sprechen, ich wollte mich gerade auf den Weg machen. Kannst du abschließen, Shey?“
Die Freundin nickte. „Natürlich. Und was geschieht mit ihm?“
„Macht es dir etwas aus, ihn in seinem Hotel abzusetzen?“
„Überhaupt nicht.“
Emilia wandte sich an Jace. „Kommen Sie mit, Herr Detektiv?“
„Äh …“
Er zögerte. Sein Auftrag bestand darin, sie zu beschatten, nicht zu begleiten. Gleichzeitig erkannte er, dass sie hinter dem forschen Auftreten nur ihre Nervosität verbergen wollte.
„Gern“, sagte er. „Wenn Sie nichts dagegen haben, nehmen wir meinen Wagen.“
„Das trifft sich gut, ich bin heute Morgen mit dem Bus gefahren.“
„Mit dem Bus?“, rief der Prinz konsterniert. „Meine Verlobte nimmt den Bus?“
„Da ich nicht Ihre Verlobte bin, weiß ich nicht, von wem Sie sprechen. Sollten Sie mich meinen – ja, ich nehme den Bus. Mein Vater hat mein Bankkonto gesperrt, und ich musste mein Auto verkaufen.“
„Aber … das ist doch …“, stotterte der Prinz.
„Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte Jace. „Ich sehe zu, dass sie sicher nach Hause kommt.“
Emilia wandte sich an Tanner. „Jetzt wissen Sie es. Sie sollten besser auch nach Hause gehen, Prinz. Ich meine nach Amar. Erie hat Ihnen nichts zu bieten, schon gar nicht eine Verlobte.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Café.
Jace verspürte einen Anflug von Mitleid mit dem Prinzen.
Tanner mochte eitel und überheblich sein, und im Allgemeinen stießen Männer wie er Jace ab. Aber der Prinz hatte gerade eine vernichtende Niederlage einstecken müssen – noch dazu vor Zeugen –, und deshalb tat er ihm Leid.
Er fragte sich, wer mit ihm, Jace, Mitleid haben würde. Emilia würde ihn nicht verschonen, dessen war er gewiss. Sie würde ihn noch unglücklicher machen, als der Prinz jetzt aussah.
Er seufzte und folgte der Prinzessin.
Ihm stand in der Tat ein langer und heißer Sommer bevor.
3. KAPITEL
Als sie im Auto saßen, sagte Emilia: „Ich bin gar nicht mit dem Bus gefahren, sondern zu Fuß gegangen. Ich wohne ganz in der Nähe.“
Da Jace ihr auf dem Weg ins Café gefolgt war, erzählte sie ihm nichts Neues. Sie hatte offenbar vergessen, dass er als ihr Schatten wusste, wo sie wohnte, denn sie erklärte ihm jetzt, wie er fahren sollte. Er unterbrach sie nicht – ihm war es lieber, dass sich ihre Gereiztheit auf Tanner konzentrierte und nicht auf ihn.
„Wir sind da.“ Sie zeigte auf ein gepflegtes, einstöckiges Ziegelhaus.
Jace bog in die Einfahrt und stellte den Motor ab. „Sehr hübsch“, meinte er.
„Ich wohne nicht im Haus, sondern über der Garage.“
Auch das wusste er.
Das Haus gehörte einer Friseuse, die in einem Frisiersalon am Perry Square, gegenüber von Monarch’s, arbeitete. Emilia wohnte seit drei Jahren bei ihr.
Was er nicht verstand, war, weshalb sich eine Prinzessin, die bis vor einer Woche halb Erie hätte aufkaufen können, mit einer Garagenwohnung begnügte.
„Warum nur?“, murmelte er, mehr zu sich selbst.
„Warum was?“
„Warum in einer Garage?“
„Nicht in – über.“
„Trotzdem. Sie sind eine Prinzessin.“
„Was wäre denn Ihrer Meinung nach angemessen?“
Ein Schloss, dachte er, sagte es aber nicht – es klang zu klischeehaft.
„Sagen Sie es ruhig.“
„Lieber nicht.“
„Wir wissen beide, an was Sie denken, warum sprechen Sie es nicht aus?“
„Sie wollen also, dass ich es sage.“ Was sie wirklich will,dachte er, ist, dass ich mich lächerlich mache.
„Unbedingt.“
„Also gut. Eine Prinzessin gehört in ein Schloss! Mindestens so groß wie Windsor Castle mit Zinnen und Türmchen und allem was dazu gehört.“
„Ja, wir wohnen in
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