Julia Extra Band 0258
unterhaltsam.“
„Ich soll also den Kindern zuliebe mitkommen.“ Eigentlichhätte sie wütend sein müssen, aber sie war es nicht – sie hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
„So ist es. Außerdem …“, sie konnte schwören, dass er schmunzelte, „… wäre es für Sie bestimmt angenehmer, uns neben als hinter sich zu wissen, oder?“
Dagegen ließ sich nichts einwenden, und sie erwiderte lachend: „Also gut. Ich komme mit.“
„Wunderbar. Dann holen wir Sie in einer halben Stunde ab. Das heißt, wenn eine Prinzessin in einer halben Stunde startklar sein kann.“
Emilia schnaufte verächtlich und legte auf.
Sie ließ sich in die Kissen zurückfallen und fragte sich, was über sie gekommen war. Nur eine Irre würde zustimmen, mit dem eigenen Spürhund den Tag zu verbringen. Allerdings erschien ihr die Alternative – mit Tanner zu frühstücken – noch irrsinniger.
Sie sagte sich, dass sie nur den Zwillingen zuliebe mitging. Sie war gern mit Kindern zusammen – mit Jace hatte das nichts zu tun.
Sie sprang aus dem Bett und lief ins Badezimmer. Er sollte sehen, wie pünktlich Prinzessinnen sein konnten.
„Ich will aber den Frosch“, sagte Amanda weinerlich. Sie hatten zu Mittag gegessen und standen jetzt vor einer der Spielbuden.
Jace stöhnte. „Dafür muss ich noch eine Flasche treffen, und das ist mein letzter Ball. Die anderen elf sind für die ersten zwei Flaschen drauf gegangen. Warum nimmst du nicht den kleinen Pinguin? Für den haben wir genügend Punkte.“
„Der Frosch gefällt mir besser“, murrte Amanda, doch dann lächelte sie verschmitzt.
Sie will ihn nur aufziehen, dachte Emilia und schmunzelte. „Amanda …“, setzte er an.
Emilia fiel ihm ins Wort. „Geben Sie schon her, Sie Scharfschütze. Ich übernehme die letzte Flasche.“ Sie streckte die Hand aus.
„Sie?“ Spöttisch zog er die Brauen hoch.
„Glauben Sie, dass Frauen nicht zielen können?“
„Ich glaube, dass eine Prin…“
Emilia räusperte sich.
„… Kellnerin nicht genügend Erfahrung hat“, verbesserte er.
„Geben Sie mir den Ball, dann zeige ich Ihnen, ob ich Erfahrung habe oder nicht.“
„Das ist mein letzter.“
„Und jetzt gehört er mir.“
„Also gut. Wenn Amanda den Frosch nicht kriegt, dann haben Sie das zu verantworten.“ Er reichte ihr den Ball und berührte dabei leicht ihre Hand. Emilia verspürte ein Prickeln in den Fingerspitzen, doch sie ignorierte es und sagte: „Jetzt schauen Sie genau her.“
Sie sah die Flasche scharf an, dann holte sie aus und schleuderte den Ball mit aller Kraft. Es klirrte, und der Sockel war leer.
„Voilà.“ Sie verbeugte sich.
„Angeberin“, brummte Jace und lächelte.
Emilia streckte ihm die Zunge heraus.
„Sehr elegant“, sagte er spitz.
„Das war ein klasse Wurf.“ Der Budenbesitzer hielt Amanda den Frosch entgegen.
„Vielen Dank, Emilia. Ich weiß, dass ich für Plüschtiere eigentlich schon zu alt bin, aber …“
„Für die ist man nie zu alt. Ich sammle seit meinem sechsten Geburtstag Mickymäuse, und meine erste habe ich immer noch. Die würde ich nie hergeben, obwohl sie schon ziemlich ramponiert ist.“
„Wirklich?“, fragte Amanda.
Bobby mischte sich ein. „Können wir jetzt endlich weitergehen? Ich will zur Geisterbahn. Wenn ihr mitkommen wollt …“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und machte sich auf den Weg.
„Warte, ich komme“, rief Emilia und lief ihm nach. Amanda und Jace folgten.
„Sie sind wie ein kleines Kind“, sagte er lächelnd, als sie vor der Geisterbahn in der Warteschlange standen.
„Ich mag eben Vergnügungsparks, und Waldemeer gehört zu den besten, finden Sie nicht auch?“
„Doch. Als ich noch klein war, sind wir jeden Sommer hierher gekommen. Mein Vater hat für General Electric gearbeitet, und die Firma veranstaltete hier das beliebte alljährliche Firmenpicknick.“
„Es muss wundervoll gewesen sein, so aufzuwachsen. Ich meine, in Vergnügungsparks zu gehen oder an den Strand …“
Sie schwieg. Melancholische Kindheitserinnerungen gestattete sie sich nur selten, denn sie wusste, wie glücklich sie sich schätzen konnte. Mom und Dad waren stets liebevolle Eltern gewesen, und es hatte ihr nie an etwas gefehlt, weder materiell noch emotional. Nur diese alltäglichen kleinen Dinge, nach denen sie sich von klein auf sehnte, waren ihr verwehrt.
Hier in Erie hatte sie diese Art zu leben gefunden, zuerst als die Studentin Emilia Dillon und danach mit ihren
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