Julia Extra Band 0258
wagte, einen Blick über die Schulter zu werfen. Jace stand immer noch in der Tür, fassungslos und ungläubig. Schnell wandte sie sich ab und hastete weiter.
Feuer mit Feuer zu bekämpfen war keine gute Idee gewesen. Anstatt das Verlangen einzudämmen, hatte diese Methode es noch gesteigert, und am liebsten wäre Emilia umgekehrt, um Jace noch einmal zu küssen. Mehr als das, am liebsten hätte sie …
Sie verdrängte den unsinnigen Gedanken und betrat den Frisiersalon.
„Hallo, Emilia“, riefen Josie, Libby Gardner – sie war die Besitzerin von Snips and Snaps – und Emilias Vermieterin, die schwatzhafte Pearly Gates, im Chor. Und noch jemand befand sich im Salon. Tatsächlich, es war …
„Guten Morgen, Mr. Hoffmann“, begrüßte Emilia den pensionierten Polizeibeamten. „Welch eine Überraschung.“ Bei seinem Anblick fiel ihr ein, dass sie in der Aufregung der letzten vierundzwanzig Stunden ihre Rachepläne für Jace völlig vergessen hatte.
„Grinsen Sie nicht so schadenfroh, junge Frau“, knurrte der ehemalige Privatdetektiv. „Daran sind nur Sie schuld.“
„Ach, sei ruhig“, befahl Josie und fuhr sich mit der Hand durch den feuerroten Schopf.
„Es ist die reinste Tortur“, jammerte Hoffmann.
„Eine Maniküre ist keine Tortur. Deine Fingernägel sind viel zu lang, du tust mir weh damit.“
„Sie wollte sie sogar lackieren“, vertraute der Mann Emilia voller Entsetzen an.
„Beruhige dich, ich feile sie nur schön glatt“, versicherte Josie.
„Und dann will mir Pearly auch noch die Haare schneiden.“ Mr. Hoffmann runzelte die Stirn.
„Was noch davon übrig ist.“ Pearly grinste. Sie kam aus den Südstaaten, und ihr Akzent war unverkennbar. „Erst wollten wir ihn zu einer Haartransplantation überreden“, informierte sie Emilia. „Aber dann haben wir beschlossen, seine drei Haare von hinten nach vorn zu kämmen, damit es nach mehr aussieht.“
„Verstehen Sie jetzt, was Sie getan haben?“, fragte Mr. Hoffmann mit einem anklagenden Blick. „Nur aus Rache haben Sie Josie auf mich angesetzt. Dabei habe ich bloß meine Arbeit getan.“
„Hör nicht auf ihn, Emilia“, sagte Josie. „Dass er mich getroffen hat, ist das Beste, was ihm passieren konnte.“
„Ich bin so weit, Emilia. Wir können anfangen“, sagte Libby.
„Danke.“ Erleichtert ließ sie sich in den Frisiersessel fallen. Sie begann, sich zu entspannen.
Hier war sie unter Freundinnen, die ihr mit ihrem Geplauder und ihrem Lachen helfen würden, nicht mehr an Jace zu denken. An den aufregenden Duft seines Rasierwassers, der sich mit dem männlichen Geruch seines Körpers vermischte. Wie es war, in seinen Armen zu liegen, ihn zu küssen, seine Wärme zu fühlen …
Warm, aufregend und ein bisschen gefährlich.
Nicht daran denken!
Während Libby mit der Arbeit begann, kam Pearly und machte es sich auf dem freien Stuhl neben den beiden bequem. „Also, dann erzähl mal“, sagte sie.
„Was soll ich erzählen?“
„Na, von ihm. Was hast du denn gedacht?“
Vielleicht meint sie Tanner, ging es Emilia durch den Kopf. Selbst wenn ich ihn nicht heiraten will, ist es immer noch leichter, über ihn zu sprechen als über Jace.
„Von wem redest du?“
„Von dem schwarzhaarigen Mann, der dir im Moment nicht von der Seite weicht. Wir möchten wissen, was Sache ist“, erklärte Pearly.
Josie nickte eifrig und blies eine Kaugummiblase.
Pearly ließ nicht locker. „Seit wann seid ihr zusammen? Ist es wirklich ernst?“
„Weiß Ihr Vater davon?“, mischte sich Mr. Hoffmann ein.
„Er kennt ihn, schließlich hat er ihn selbst eingestellt“, sagte Emilia.
„Weiß er aber auch, dass Sie mit ihm gehen?“
„Jace und ich gehen nicht miteinander. Er ist mein Schatten und passt auf, dass mir nichts passiert.“ Es war keine Lüge – sie war nicht seine Freundin. Sie hatte ihn lediglich geküsst.
„Er hat eine Akte von mir“, fügte sie hinzu. Dabei fiel ihr wieder ein, dass Jace ihr auch eine von sich selbst gegeben hatte. Sie überlegte, was wohl darin stehen mochte.
„Der Mann hat Unterlagen über dich?“, fragte Pearly entrüstet.
„Die habe ich auch“, bemerkte Mr. Hoffmann selbstzufrieden. „Eine Personalakte gehört mit zum Job. Autsch …“ Er zuckte zusammen, als er die Nagelschere spürte. „Das hat wehgetan.“
„Tut mir Leid“, sagte Josie unschuldig. „Das kann passieren. Nagelscheren sind Teil meines Jobs, und manchmal rutsche ich damit ab.“ Sie sah ihn bedeutungsvoll
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