Julia Extra Band 0258
gewissenPrivatdetektiv?
„Ich glaube, Sie könnten Hilfe brauchen.“
Emilia hob den Kopf und sah Jace vor sich stehen. Sie wurde rot wie ein Schulmädchen, das man auf frischer Tat ertappt. „W…Wieso?“, stotterte sie.
„Sie übernehmen die Tische, und ich kümmere mich um die Stehkunden.“ Er kam hinter die Theke.
„Aber …“
„Dafür braucht man kein Einstein zu sein. Die Preisliste hängt an der Wand.“
Sie verschwieg ihm, wie lange es gedauert hatte, bevor sie selbst sich einigermaßen sicher bei dieser Arbeit gefühlt hatte.
„Als Jugendliche haben Shelly und ich oft im Restaurant, in dem meine Mutter gearbeitet hat, ausgeholfen. Das hier ist auch nicht viel anders.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Na schön. Wenn Sie meinen …“
„Übertreiben Sie es bloß nicht mit Ihrer Dankbarkeit“, sagte er spöttisch, dann zwinkerte er ihr zu.
Emilia musste lachen. Sie überließ ihm ihren Platz und ging in den Saal, um sich um die Tische zu kümmern. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er genau wusste, womit sie sich in Gedanken befasste.
Unsinn! Schließlich konnte er nicht Gedanken lesen. Oder vielleicht doch?
Zum Grübeln blieb zum Glück kaum Zeit. Kurz darauf erschien Tammy, eine Studentin, die für die Sommerferien als Aushilfe eingestellt worden war, und Emilia atmete auf. Das Schlimmste war überstanden.
„Ganz schön was los heute Morgen“, sagte Tammy. Sie war im vorletzten Studienjahr, und im Vergleich zu ihr kam sich Emilia uralt vor. Ihr eigener Abschluss lag bereits vier Jahre zurück.
Wie schnell die Zeit vergangen war! Nach der Uni hatte sie eigentlich wieder nach Hause gehen wollen, doch letztendlich brachte sie es nicht über sich. Der Gedanke an die endlosen Empfänge, die Einweihungen und Zeremonien, die sie in Eliason erwarteten, lastete tonnenschwer auf ihr. Sie dachte an die Reporter und Fotografen, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten …
„Emilia? Ist etwas?“
Mit einem Ruck kam sie zu sich – sie war in Erie und nicht in Eliason. Sie hatte mit ihrer Vergangenheit gebrochen, um der Stimme ihres Herzens zu folgen.
„Ja, es war ziemlich hektisch“, sagte sie zu Tammy.
„Ich glaube, der größte Ansturm ist vorbei.“
„Wer weiß? So, wie der Tag bis jetzt gelaufen ist … Vielleicht sollte ich Pearly anrufen und den Termin absagen.“
„Wegen mir nicht, ich komme schon zurecht“, versicherte Tammy.
„Und ich kann noch bleiben“, schlug Jace vor, der sich zu ihnen gesellte.
Emilias Herz machte einen kleinen Satz – sie hatte ihn nicht kommen hören.
„Das kann ich nicht …“
„Keine Widerrede. Es ist ja nur für kurze Zeit.“
„Und was wird aus meiner Überwachung?“, fragte sie ironisch.
„Überwachung?“ Tammy riss die Augen auf.
Emilia biss sich auf die Zunge, aber Jace kam ihr zu Hilfe. „Wir … sind zusammen. Es fällt mir furchtbar schwer, sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.“
Tammys Augen wurden feucht. „Wie romantisch!“
„Ich weiß“, sagte Jace und schenkte Emilia ein teuflisches Lächeln.
„Ja, wir … wir sind sehr verliebt“, stimmte sie widerwillig zu, doch ihr Blick gab Jace deutlich zu verstehen, es nicht zu weit zu treiben. „Danke, Schatz. Ich bleibe nicht lange.“ Damit drehte sie sich um und ging zur Tür. Er hatte sie überrumpelt, und sie brauchte dringend Abstand.
Jace folgte ihr.
Sie fuhr herum – und sah direkt in seine dunklen Augen. Ihr Atem stockte.
„Was ist?“, stammelte sie.
„Du hast dich nicht verabschiedet“, erwiderte er mit gespieltem Vorwurf, da Tammy sie nicht aus den Augen ließ.
Emilia spürte, wie ihre Haut zu prickeln begann. „Jace … nicht“, flüsterte sie.
Er ließ ihr keine Zeit, sondern neigte sich vor und küsste sie auf den Mund.
Es war nur ein flüchtiger Kuss, doch Emilia fühlte ein Kribbelnbis in die Zehenspitzen. Mehr als ein Kribbeln, eine Art brennendes Verlangen, das ihr durch und durch ging. Sie musste etwas dagegen tun, und das Erste, was ihr in den Sinn kam, war, Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
Ohne weiter zu überlegen, nahm sie Jaces Gesicht in beide Hände und küsste ihn erneut. Nicht flüchtig, sondern heiß und voller Verlangen. Er sollte sehen, was ein richtiger Kuss war.
Dann kam sie zur Besinnung. Wie konnte sie nur? Hastig trat sie einen Schritt zurück und sagte mit gekünsteltem Lächeln: „Bis gleich.“ Daraufhin eilte sie davon.
Sie war bereits fast auf der anderen Straßenseite, bevor sie es
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