Julia Extra Band 0258
ich nach dem Studium wieder nach Hause zurückkehren. Meine Eltern haben alles getan, damit ich alsEmilia Dillon zur Uni gehen konnte, wie eine ganz normale Studentin. Aber selbst dann wollte Dad mich überwachen lassen. Sie hätten unsere Diskussionen mit anhören sollen! Der Gedanke, ständig jemanden auf den Fersen zu haben, verursachte mir Alpträume. Ich drohte ihm, unterzutauchen, wenn er darauf bestehen würde. Trotzdem hatte ich immer noch die Absicht, nach dem Studium wieder in Eliason zu leben.“
„Und weshalb haben Sie Ihre Meinung geändert?“
„Nach dem Abschluss blieb ich noch ein paar Wochen, wegen Cara und Shey. Und bei der Abreise ist es dann passiert. Am Flughafen, als ich auf meine Maschine wartete, machte eine Familie neben mir ein paar Abschiedsfotos, und mir wurde plötzlich schlecht. Ich bekam Schweißausbrüche und konnte nicht mehr atmen. Es war ein regelrechter Panikanfall. Da ist mir klar geworden, dass ich so nicht weiterleben wollte. Ich war nicht stolz auf mich, aber ich konnte es einfach nicht.“
„Zu wissen, was man will und es auch zu tun, ist meiner Meinung nach eine Form von Mut.“
Emilia schüttelte den Kopf. „Es ist nett von Ihnen, das zu sagen, aber ich glaube es nicht. Ich bin hier geblieben, weil es für mich einfacher war. Shey, Cara und ich haben uns zusammengetan und die Buchhandlung und den Coffeeshop eröffnet. Mein Vater versteht meine Beweggründe bis heute noch nicht; er glaubt, dass ich trotzdem nach Eliason zurückkomme. Meine Mutter ist überzeugt, dass ich es irgendwie schaffen werde, meine Wünsche und Pflichten unter einen Hut zu bringen. Aber da bin ich mir nicht so sicher.“
„Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Eltern Sie vermissen.“
„Mir geht es ebenso, dennoch … Ich kann nicht anders. Ich habe mir meine Bestimmung nicht ausgesucht.“
„Leider können wir das nicht immer, ebenso wenig wie unsere Eltern. Wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen.“
„In der Akte, die Sie mir gegeben haben, steht, dass Ihre Eltern geschieden wurden. Das tut mir sehr Leid.“ Plötzlich wurde Emilia bewusst, dass ihre Hand auf seiner lag. Sie wollte sie zurückziehen, doch im selben Moment drückte er sie, und Emilia ließ sie, wo sie war.
„Mir nicht“, versicherte er. „Nur meine Mutter tat mir damals Leid. Mein Vater war kein guter Mensch, er hat uns im Stich gelassen und eine neue Familie gegründet. Jahrelangmusste Mom Doppelschichten arbeiten, um uns über die Runden zu bringen. Shelly und ich waren die meiste Zeit allein.“
„Und nach der Scheidung haben Sie ihn nie mehr gesehen?“ Sie dachte an ihren eigenen Vater, der es ihr in letzter Zeit bestimmt nicht leicht machte. Trotzdem, ein Leben ohne ihn konnte sie sich nicht vorstellen. Der Gedanke, ihn nie mehr zu sehen, war ihr unerträglich.
„Er hatte kein Interesse an uns und ich nicht an ihm.“
Diesmal drückte sie seine Hand. „Trotz unserer Meinungsverschiedenheiten und so schwer ich es ihm manchmal auch mache – ich weiß, dass Dad mich liebt und sich um mich sorgt.“
„Sie zu lieben ist nicht schwer, Emilia. Überhaupt nicht.“
Er neigte sich zu ihr, und sie hielt den Atem an. Sie wusste, dass er sie jetzt küssen würde. Er zögerte, als wolle er ihr Zeit lassen, ihm auszuweichen, doch sie tat es nicht. Stattdessen kam sie ihm entgegen. Langsam, wie im Zeitlupentempo, näherten sie sich einer dem anderen …
Ein lautes Klopfen ließ sie auseinanderfahren, und Emilia wich zurück, als habe man ihr einen Stoß versetzt.
„Lass uns rein, Onkel Jace.“ Amandas und Bobbys Gesichter erschienen in der Fensterscheibe.
Jace murmelte etwas Unverständliches, öffnete die hintere Tür, und die Zwillinge kletterten auf den Rücksitz.
„Was habt ihr hier zu suchen?“, fragte er scharf.
„Wir wollen dir helfen.“
„Woher wisst ihr, wo ich bin?“
„Aber Onkel Jace! Du kannst doch nicht verlangen, dass wir dir unsere Methoden verraten. Du sagst doch immer, wir sollen den Mund halten, sonst können wir nicht für dich arbeiten“, erwiderte Bobby mit einem verschmitzten Grinsen.
„Wir dürfen doch bleiben, oder?“, fragte Amanda.
Jace wandte sich Emilia zu und sah sie an. Bedauern, aber auch die tiefe Zuneigung, die er für die Zwillinge hegte, waren in seinem Gesicht zu lesen. Sie konnte ihn gut verstehen: Trotz der unwillkommenen Unterbrechung mochte auch sie die beiden sehr gern.
Er drehte sich zu ihnen um. „Euer Eifer in allen Ehren …“, sagte er
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