Julia Extra Band 0258
Idee.“
„Wohin gehen Sie?“
„Ich bin gleich wieder da.“ Sie eilte durch die Verbindungstür in die Buchhandlung und sah sich nach Cara um, die ihr, sobald sie die Freundin erblickte, entgegenkam.
„Brauchst du mich?“
„Ich glaube, ich habe unsere neue Kellnerin gefunden.“
„Das heißt also, dass du aufhören willst. Finde ich sehr vernünftig, deine Familie hat bestimmt anderes für dich im Sinn.“
„Das weiß ich, aber das ist mir egal.“ War es ihr wirklich egal? Nein, und das wusste sie auch. Sonst würde es ihr nicht so schwerfallen, sich den Wünschen ihres Vaters zu widersetzen. Aber darum ging es jetzt nicht.
„Hör zu, Cara. Ich brauche deinen Rat. Shey ist beschäftigt,und sie kommt heute auch nicht mehr ins Café. Bleiben also nur wir beide.“
„Worum geht es?“
„Siehst du den Mann dort drüben?“ Sie zeigte mit dem Finger auf Shellys Tisch, an dem jetzt Peter an Stelle von Jace neben der jungen Frau saß. Die beiden schienen sich gut zu unterhalten. „Er arbeitet für Tanner und ist hier, um auf mich aufzupassen. Shey hat versucht, Tanner von mir fern zu halten, aber das ist anscheinend danebengegangen, und jetzt ist er auf dem Weg hierher.“
„Ich sehe zwar nicht ganz, was das alles mit einer neuen Kellnerin zu tun hat, aber wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du abhauen.“
Emilia nickte. „Nur, ich kann Tammy nicht allein lassen. Deshalb meine Frage: Was hältst du davon, sie einzustellen?“
„Wen?“
„Shelly. Jaces’ Schwester. Sie sucht Arbeit, und da ich jetzt wieder Geld habe …“
„Das ist ja ganz neu. Seit wann?“
„Seit heute Morgen. Ich kann also mit dem Kellnern aufhören, aber Shelly braucht einen Job. Ich habe noch gar nicht gefragt, ob sie überhaupt Interesse hat, aber meiner Meinung nach wäre sie perfekt. Sie ist älter als die Studentinnen, die wir normalerweise einstellen, und ist sehr zuverlässig.“
„Du brauchst mich nicht zu überzeugen, Emilia, ich verlasse mich auf dein Urteil. Und Shey auch, wie du sehr wohl weißt. Meine Zustimmung hast du. Stell sie ein.“
„Könntest du sie heute ein wenig unterstützen, wenn sie Hilfe braucht?“
„Natürlich. Geh und frag sie. Aber zuerst möchte ich dich etwas fragen. Warum läufst du andauernd davon?“
„Wie bitte?“
„Emilia, du bist die mutigste Frau, die ich kenne, und trotzdem bist du ständig auf der Flucht. Vor deiner Familie, deinem Land und jetzt auch noch vor Tanner. Niemand kann dich zwingen, eine Prinzessin zu sein oder zu heiraten. Warum läufst du dann die ganze Zeit davon?“
„Ich laufe nicht davon, sondern auf etwas zu – auf das, was ich möchte.“
Ihre Erklärung schien Cara nicht zu überzeugen. „Laufen istLaufen. Und nach einer Weile wird es zur Gewohnheit. Dann versucht man, jedem Problem durch Flucht aus dem Weg zu gehen, ohne auch mal stehen zu bleiben und zu überlegen, wohin man eigentlich will.“
„Du kannst das nicht verstehen. Wenn du wüsstest, wie es ist, ständig …“
„Ich bin vielleicht keine Adelige, aber auch meine Eltern haben mir klar und deutlich gesagt, was sie von mir erwarten. Ihretwegen bin ich auf der Uni der Diskussionsgruppe und nicht dem Fußballteam beigetreten. Weil sie mit ihrer Tochter angeben wollten, anstatt sich mit ihr zu beschäftigen. Vielleicht ist es nicht das Gleiche wie bei dir, aber auch ich habe auf Dinge verzichten müssen, um meine Eltern zufrieden zu stellen. Jeder muss sich damit abfinden, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich vorstellt.“
„Wenn es dir lieber ist, dass ich Shelly nicht einstelle …“
„Ich habe dir schon gesagt, dass ich einverstanden bin. Und so meine ich es auch. Shey und ich wussten von Anfang an, dass du nicht ewig Kellnerin bleiben wirst.“
Emilia zögerte.
„Geh und frag sie“, sagte Cara und gab ihr einen Schubs. „Aber vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Laufen ist Laufen. Bleib ab und zu stehen, hol tief Luft und überlege dir, was du willst. Und jetzt muss ich mich wieder um den Laden kümmern.“
Langsam ging Emilia in den Coffeeshop zurück. Cara täuschte sich – davonlaufen und auf etwas zulaufen war nicht das Gleiche.
Und wenn sie doch Recht hätte?
Emilia schob den unbequemen Gedanken beiseite und ging zu Shelly hinüber. „Hallo, Shelly. Erinnern Sie sich noch an mich?“
„Klar. Ich vergesse keine von Jaces’ Freundinnen.“ Sie lächelte. „So viele gibt es ja auch nicht.“
Freundinnen? Am liebsten hätte Emilia
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