Julia Extra Band 0258
in strengem Ton, „… aber was ist, wenn ihr meine Tarnung auffliegen lassen habt?“
„Keine Angst, wir waren vorsichtig. Außerdem, mit uns imAuto bist du sogar noch unauffälliger. Wer denkt bei einer Familie schon an Spione?“
„Solltet ihr nicht bei eurem Vater sein?“
„Doch, aber er ist schon den ganzen Tag unterwegs“, sagte Amanda leise.
Emilia sah das Mädchen an und erkannte die Trauer in ihrem Blick, während Bobby ein finsteres Gesicht machte.
Jace bemerkte es ebenfalls, denn er erwiderte ein wenig milder: „Okay, ihr könnt eine Weile bleiben, aber danach bringe ich euch zurück.“
„Cool“, rief Bobby. „Wir haben einen Notizblock mitgebracht, Onkel Jace, um Autonummern aufzuschreiben und …“
Während die Zwillinge aufgeregt weiterschwatzten, sah Jace Emilia mit komischer Verzweiflung an, als wolle er sagen: „Was soll ich machen?“
Sie lächelte ihm zu und fragte sich gleichzeitig, wie es gekommen war, dass sie ihm so viel über sich erzählt hatte. Bisher waren Cara und Shey ihre einzigen Vertrauten gewesen. Ich will, dass er versteht, dachte sie. Warum ich hier bin und hier bleiben möchte.
Während sie mit einem Ohr der Unterhaltung zwischen ihm und den Zwillingen lauschte, spürte sie ein sonderbares Ziehen in ihrem Innern. Sein Verständnis und seine Akzeptanz waren ihr wichtig. Was das bedeutete, darüber würde sie sich ein andermal den Kopf zerbrechen. Im Moment genügte es, neben ihm zu sitzen – stehen zu bleiben und sich auf sich selbst zu besinnen, wie Cara ihr empfohlen hatte.
Jace bog in die Einfahrt vor seinem Haus und stellte den Motor ab. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Emilia ihn wieder so seltsam anstarrte.
Seitdem sie Bobby und Amanda bei ihrem Vater abgesetzt hatten, hörte sie nicht damit auf.
Vielleicht lag es an dem verhinderten Kuss. Er fragte sich, was ihn dazu bewogen hatte, sie küssen zu wollen. Nach ihrer Geschichte von der Party und der Freundin hatte er nur einen Wunsch gehabt: sie in die Arme zu nehmen und zu trösten.
Seine Prinzessin.
Dennoch – diese sonderbaren Blicke mussten noch einen anderen Grund haben; er hatte sie schon den ganzen Tag bemerkt.Seit ihrem Besuch beim Friseur, um genau zu sein.
Verstohlen musterte er Emilias blonde Mähne und fand, dass sie genauso aussah wie zuvor. Was hatten ihre Freundinnen im Salon mit ihr gemacht? Hatten sie ihr statt der Haare den Kopf gewaschen?
Sie wirkte so, als zerbreche sie sich über irgendetwas den Kopf und komme nicht weiter. Etwas Undefinierbares stand in ihren Zügen, und merkwürdigerweise schien es seine eigenen verwirrten Gefühle widerzuspiegeln.
„Wir sind da“, sagte er.
„Was?“
Sie starrte ihn an, als sei er von einem anderen Planeten.
Jace beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen. „Was ist los mit Ihnen, Emilia?“
„Nichts.“
Sie machte eine kleine Bewegung, wie um sich zu sammeln. „Nichts ist los. Warum fragen Sie?“
„Weil Sie nicht so sind wie sonst.“
„Wundert Sie das? Sie schleichen mir nach, mein Vater schickt mir einen Verlobten, den ich nicht will, und der lässt mir von seinen Helfershelfern nachspionieren. Wie soll ich da noch normal sein?“
Jace nahm es ihr nicht ab. „Da ist noch mehr.“
„Sie täuschen sich.“ Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie: „Also, wie sieht es aus? Laden Sie mich jetzt in Ihr Haus ein?“
Er schwieg einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern. „Wenn Sie möchten …“ Er öffnete die Tür und stieg aus.
Plötzlich verstand er, weshalb sie gestern so widerwillig auf seine Bitte, ihre Wohnung zu sehen, eingegangen war. Er fragte sich, was sie von seinem Heim denken würde.
„Emilia, das mit dem …“
„… Kuss? Welchen meinen Sie – den verhinderten im Auto oder den von heute Mittag bei Monarch’s? Fangen Sie etwa an, nervös zu werden?“
Er drehte sich um und ging zur Haustür. „Warum sollte ich nervös werden? Es war ein Kuss, nichts weiter. Sie sind nicht die erste Frau, die ich geküsst habe, falls Sie das interessiert.“
Dennoch – er war froh, dass er ihr den Rücken zuwendenkonnte. Wahrscheinlich sah er ebenso verwirrt aus, wie er sich fühlte.
Plötzlich war sie neben ihm. „Es war mehr als das“, sagte sie. „Sie sind auch nicht der Erste, der mich küsst, aber diesmal war es anders.“
„Ich dachte es mir schon“, erwiderte er wie jemand, der seine Vermutungen bestätigt fand. „Beim Friseur ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen. Entweder haben
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