Julia Extra Band 0258
„Was für Pläne haben Sie eigentlich für Ihre Zukunft?“
„Keine“, sagte sie vorsichtig und fragte dann: „Wieso?“
„Was heißt das, keine? Wollen Sie denn nicht irgendwann mal heiraten?“
Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Nun ja, eines Tages möchte ich wohl doch schon heiraten und eine Familie haben.“
Er hob die grauen Augenbrauen und meinte: „Das ist doch exzellent, dann …“
Weiter kam er nicht, denn Jake schnitt ihm das Wort ab und meinte, an den Arzt gewandt: „Wie geht es Martenson? Ich hörte, er hat sich eine Rippe beim Fallen gebrochen?“
„Ja.“ Elmer lachte kurz. „Verrückte Geschichte. Er fiel aus seiner Schlafkoje heraus und genau auf Weidermeirs Kopf.“ Er trank einen Schluck Wein. „Der hat nicht mal einen Schreck bekommen. Der alte Schuft hat einen Kopf wie eine Bowling…“
„Entschuldigung“, fiel George ein und musterte Jake streng. „Wenn du nichts dagegen hast, Jake. Ich war gerade dabei, etwas zu sagen!“
„Ich habe etwas dagegen.“ Jake warf seinem Vater einen bedeutungsvollen Blick zu.
Susan schaute erstaunt auf. Diesen Ton kannte sie gar nicht bei ihm. Warnend sah er seinen Vater an.
„Also komm schon, Jake“, meinte der. „Sie ist sehr hübsch. Sie spielt Schach wie der Teufel persönlich. Und sie kennt sich mit Smaragden aus. Du und Susan, ihr könntet mir Enkel schenken.“
Vor Schreck verschluckte Susan sich an ihrem Lachshäppchen und bekam einen fürchterlichen Hustenanfall.
4. KAPITEL
Jake ärgerte sich über seinen Vater. Hilflos sah er zu, wie Susan hustete und hustete und sich nur mühsam wieder einkriegte. Sollte er ihr den Rücken klopfen? Aber da hatte sie sich schon wieder gefasst. Sie atmete erleichtert auf, und das machten auch Jake und alle anderen am Tisch. George hatte noch mal Glück gehabt, dass ihr nichts Ernstes passiert war.
Jake hatte von seinem Vater schon einige Taktlosigkeiten gehört. Aber dieser Vorschlag war, seiner Ansicht nach, unentschuldbar. „Vater“, rügte er ihn, „was zum Teufel hast du dir dabei gedacht!“
„Susan, liebes Mädchen!“ George griff nach ihrer Hand. „Schenke Jake einen Erben, und ich schenke dir ein Viertel von Merit Island. Was hältst du von meinem Vorschlag?“
Jake wurde immer wütender. „Sei vorsichtig, alter Tyrann!“, meinte er erbost. „Verärgere Susan nicht.“
George wollte etwas erwidern, aber Jake brachte ihn mit einem drohenden Blick zum Schweigen. Vorsichtig tupfte er sich den Mund mit der Serviette ab.
Jake wandte sich Susan zu. Vor Schreck war sie ganz blass geworden. Dafür hatte er volles Verständnis. Mitfühlend erhob er sich. „Ich entschuldige mich für meinen Vater.“
Am liebsten hätte er seinen alten Herrn kräftig geschüttelt. Stattdessen fragte er Susan: „Möchten Sie sich in Ihr Zimmer zurückziehen?“ Er reichte ihr höflich die Hand, um sie hinauszubegleiten.
Beim Aufstehen nickte sie dem Arzt und seiner Frau zu. Die beiden saßen mit offenem Mund da. Im Grunde sah das komisch aus, aber im Moment fehlte Susan der Humor dafür.
„Wir sprechen uns später, George!“, ließ Jake seinen Vater wissen.
„Es wäre klüger, wenn du erst mal mit Susan sprechen würdest. Das würde ich dir raten“, konterte dieser unbeeindruckt.
Jake sah ihn streng an. „Wir haben inzwischen das einundzwanzigste Jahrhundert!“, erinnerte er ihn. „Paare entscheidenselbst, ob sie heiraten wollen. Da haben sich die Väter rauszuhalten.“
Er drückte Susans Hand und sagte: „Lassen Sie uns gehen, bevor ich ihm etwas antue!“
Sie schaffte es zu lächeln. „Soll ich dabei helfen?“, bot sie an. Er musste lachen. Zum Glück nahm Susan den Vorfall offenbar nicht allzu schwer.
Susan fand die Situation furchtbar unangenehm. Okay, sie hatte sich schon ausgemalt, wie es wäre, Jake zu heiraten – aber nicht, weil George das gut fand. Sie hatte Jake beobachtet. Es war ziemlich offensichtlich gewesen, dass ihm der Vorschlag seines Vaters ganz und gar nicht gefiel. Das alles war so peinlich gewesen! Am liebsten hätte sie sich in ein Mauseloch verkrochen!
„Susan, es tut mir so Leid!“, entschuldigte sich Jake, als sie vor ihrem Zimmer standen. Er sah zerknirscht aus.
„Sie können ja nichts dafür“, sagte sie so gleichmütig wie möglich.
Jake lehnte sich unglücklich gegen den Türrahmen. Er schloss einen Moment die Augen, und sie bewunderte wieder einmal seine wunderschönen Wimpern.
„Vielleicht sollte ich Ihnen das
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