Julia Extra Band 0258
Warum war sie gestern Abend nur so unhöflich gewesen! Jake hatte ihr ein freundliches, sachliches Angebot gemacht. Mehr nicht. Da hätte sie nicht so gereizt reagieren sollen.
„Machen Sie sich keine Sorgen“, wehrte sie ab. „Alles ist okay.“
„Dann haben wir etwas gemeinsam. Bei mir ist auch alles okay“, ließ er sie wissen.
Irritiert schaute sie hinter ihm her. Wie meinte er das? Und wohin ging er jetzt?
Zwanzig Minuten später saß Susan neben dem plätschernden Brunnen auf dem Rasen und genoss den Sonnenschein. Sie war in ihr Buch vertieft und bekam einen kleinen Schreck, als jemand ihren Fuß antippte.
„Hallo!“ Das war Jake. Offenbar hatte er in der Zwischenzeit geduscht. Sein Haar war nass, er hatte sich umgezogen. Jetzt trug er beigefarbene Shorts und ein helles Polohemd. In der Hand hielt er einen Picknickkorb.
Als hätte sie ihn dazu aufgefordert, setzte er sich neben sie ins Gras und fragte: „Was halten Sie von Käsekuchen mit Apfelstückchen? Oder einem Stück Quiche mit Tomaten? Ich habe auch Schinkencroissants, Orangensaft und Kaffee im Angebot.“ Er hob den Deckel und holte ein kariertes Tischtuch heraus. Das breitete er vor ihnen aus.
Verwirrt schaute Susan zu, wie er eine Thermoskanne hervorzauberte. „Was darf ich Ihnen anbieten? Möchten Sie Kaffee? Oder lieber erst mal Saft?“
„Was wird das?“
„Na ja, ich möchte jetzt frühstücken.“ Seelenruhig schraubte er den Deckel der Thermoskanne ab.
„Hier draußen?“ Was für eine dumme Frage, schalt sie sich.
„Tun Sie nicht so, Miss O’Connor. Ich konnte Ihren Magen schon aus der Ferne knurren hören.“ Er holte einen Becher aus dem Korb und schenkte Kaffee ein. Dessen wunderbarer Duft stieg ihr sofort verlockend in die Nase. „Ich habe mich gestern Abend Ihnen gegenüber wie ein Holzklotz benommen. Bitte verzeihen Sie mir, und essen Sie etwas“, bat er sie.
„Sie waren aber auch wirklich unmöglich.“
Er grinste und meinte heiter: „Aber wie Sie sehen, bin ich dabei, mich zu entschuldigen. Sie wollen doch nicht meinetwegen verhungern?“
Susan nahm den Kaffee und entspannte sich. Wie sollte sie ihm auch widerstehen! „Na ja“, meinte sie und nahm einen Schluck. „Ich war auch nicht gerade die Königin des Charmes. Tut mir Leid, dass ich so reagiert habe. Kommt nicht wieder vor.“
Er schenkte sich auch Kaffee ein und nahm einen Schluck. „Ich bin froh, dass Sie mir nichts angetan haben“, meinte er und lächelte so nett, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als das zu erwidern.
„Damit hätte ich ja mein Weihnachtsgeld aufs Spiel gesetzt.“
„Wie kleingeistig. Wo bleibt die Lust am Risiko?“
Sie musste lachen. „Ach, und Sie sind es nicht? Wie steht es damit denn bei Ihnen?“
„Dazu habe ich nichts zu sagen.“ Er streckte die Beine aus,wobei er mit der Wade ihr Knie streifte.
„Sind Sie so sicher, dass ich Ihnen nichts tue?“, fragte sie nun im Scherz.
„Nein, aber ich bin Optimist“, erwiderte er, stellte den Becher auf der Tischdecke ab und lehnte sich gemütlich zurück, wobei er sich auf beide Unterarme aufstützte.
Sie lachte und hockte sich hin. „Okay, Mr. Optimist. Was haben Sie da noch mal in Ihrem Korb?“ Sie lehnte sich über seine Beine, um sofort selbst nachzuschauen. „Ich habe zufällig Hunger!“
„Warum sind Sie eigentlich noch nicht verheiratet, Susan?“, fragte er unvermittelt.
Sie wurde rot und sagte: „Das geht Sie nichts an.“
Jake hob die Augenbrauen. „Ach, seien Sie doch nicht so!
Ich habe schließlich mein ganzes Privatleben vor Ihnen ausgebreitet! Da können Sie mir wenigstens ein bisschen von sich erzählen.“
Als Susan zögerte, meinte er lächelnd: „Okay, offenbar hat Ihnen bisher niemand einen Heiratsantrag gemacht.“
Sie ließ sich provozieren und meinte ärgerlich: „Doch! Ich habe zwei Verlobungen gelöst. Zufrieden?“
„Haben wir Probleme, uns zu binden?“, forschte er weiter.
„Das haben wir nicht!“, fauchte sie ihn an.
„Sind Sie sicher?“
Nervös griff sie nun nach dem Picknickkorb und hob ihn über seine Beine, sodass er nun zwischen ihnen beiden stand. „Ich nehme ein Stück Quiche!“, sagte sie, fasste in den Korb und tat beschäftigt.
„Sind Sie einfach nicht vor dem Altar erschienen, oder haben Sie den armen Kerlen vorher einen Hinweis gegeben?“
Susan schwieg und suchte weiter im Korb. Dann nahm sie ein Stück Quiche heraus und dazu eine Serviette.
„Im Grunde kann ich ja froh sein, dass ich
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