JULIA EXTRA BAND 0261
wollte sowieso gerade gehen.“ Er zog sein Jackett über.
Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Warum machte er jetzt nur alles kaputt! Sie hatte doch genau gespürt, dass er sie begehrte!
Aber sollte sie betteln? Das war zu demütigend.
Traurig ging sie zur Tür. „Ja?“, meldete sie sich.
„Störe ich?“
Überrascht erkannte sie Gary Holmes’ Stimme. Was wollte der von ihr? Er hatte sie noch nie besucht. Und er war auch der Letzte, den sie hier sehen wollte! Das machte jetzt alles nur noch schlimmer!
Ein Blick auf Max genügte, um zu wissen, dass auch er die Stimme erkannt hatte. Was musste er nun von ihr denken?
Er war hinter sie getreten und musterte sie kühl.
„Abby?“, drängte Gary jetzt.
Max verzog den Mund. „Dein Besuch scheint ungeduldig zu werden. Du solltest dich beeilen.“
Das sah Abby anders. Gary war zwar der Produzent ihrerSendung, aber deshalb musste sie ihn nicht in ihre Wohnung lassen. Ihr Privatleben ging ihn nichts an.
Sie sah Max verärgert an und fragte über die Gegensprechanlage: „Was willst du von mir, Gary?“
„Ja, das ist die Frage.“ Er lachte.
Sie seufzte ungeduldig. „Ich bin nicht zu Späßen aufgelegt. Sag, was du willst. Dann kannst du ja wieder gehen.“
„Du bist aber unfreundlich, Abby. Es gibt da einige Dinge, die wir besprechen sollten.“
„Die können wir Montag besprechen.“
„Ich würde aber gern heute mit dir reden, lass mich doch mal raufkommen! Ich nehme die Treppe. Dann habt ihr Zeit, euch etwas anzuziehen.“
„Wie kannst du es wagen!“ Abby sah Max erschrocken an.
Gary wusste also, dass Max hier war!
„Stell dich nicht so an, und lass mich rein!“, forderte Gary.
Max mischte sich jetzt ein und schob sie beiseite. „Ich habe eine bessere Idee, Gary“, sagte er über die Gegensprechanlage. „Abbys Tür bleibt zu, und du verschwindest!“
Gary ließ sich nicht einschüchtern. „Also Max! Was ist das denn für ein Benehmen! Abby ist doch eine Lady! Reiche Eltern, Privatschule, keine Plackerei an der Uni, tolle Figur. Ja, unsere Abby hat Klasse.“
„Ich bin nicht deine Abby!“, schimpfte sie.
„Nein?“, fragte Gary erstaunt. „Na, wenn du das so siehst: Wir sprechen uns dann später. Bis dann, Max!“
Was sollte das? Was führte Gary im Schilde? Aber Abby brauchte Max nur anzusehen, dann konnte sie sich diese Frage beantworten. Gary hatte dieses Stück inszeniert, um Max zu provozieren. Fiel der etwa darauf herein?
Abby sah ihn an. Seine Miene war eisig. Tatsächlich, Gary hatte sein Ziel erreicht.
Sie atmete tief durch. Jetzt erst merkte sie, dass sie zitterte. Kein Wunder!
„Du glaubst ihm doch wohl nicht?“, wandte sie sich an Max.
„Das tut doch nichts zur Sache!“
„Oh doch! Ich werde ihn Montag zur Rede stellen. Ich lasse es doch nicht zu, dass er unsere Beziehung kaputtmacht.“
„Unsere Beziehung?“ Max lächelte grimmig und schüttelte den Kopf. „Ein paar Küsse, ein paar Zärtlichkeiten – da kann man doch wohl nicht von einer Beziehung sprechen!“
Das war zu viel. „Ich glaube, du gehst jetzt besser!“
„Bevor ich etwas sage, was ich später bedaure?“ Er sah sie verächtlich an. „Das ist unter diesen Umständen wohl kaum möglich.“
Abby befürchtete, dass sie gleich vor Max’ Augen in Tränen ausbrach. Und das musste sie auf jeden Fall vermeiden.
Was ging da zwischen Gary und Max vor? Diese Feindschaft musste sehr tief sitzen. Abby hatte keine Lust, zum Spielball dieser beiden Männer zu werden.
Wahrscheinlich war es gut, wenn Max jetzt ging. Dann konnte sie auch endlich wieder klar denken.
Sie schüttelte resignierend den Kopf. „Schade, was ich denke, scheint dich nicht zu interessieren.“
„So ist es!“, erwiderte er knapp. „Und viel Glück bei deiner Talkshow nächste Woche!“
Mit einem lauten Knall schlug die Tür hinter ihm zu.
Das war wie ein Signal für Abby. Die Tränen rannen ihr über die Wangen. Noch nie hatte sie sich so gedemütigt gefühlt. Und wem sollte sie an ihrem Elend nun die Schuld geben – Gary oder Max?
Zehn Minuten später hatte sie sich wieder beruhigt. Monty saß auf ihrem Schoß und schnurrte. Der Schuldige stand für sie inzwischen fest: Es war Gary. Der würde was erleben!
„Versteh doch, Liebes! Das kann Paul nicht machen!“, erklärte Dorothy geduldig.
„Wieso nicht?“ Abby war verärgert. „Ich moderiere die Sendung. Ich will Gary nicht länger als Produzenten haben.“
Abby hatte in der letzten Nacht kaum geschlafen.
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