JULIA EXTRA BAND 0261
Immer wieder hatte sie an Gary und Max denken müssen. Dabei war sie samstags noch kurz entschlossen zu ihren Eltern gefahren, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber das hatte auch nichts genützt – so schön, wie es bei ihnen gewesen war.
Jetzt war Sonntag, und sie war wieder in London. Ihr erster Weg hatte sie zu Dorothy und Paul geführt. Ihr Ziel: Paul sollte Gary umgehend rauswerfen beim Sender. Aber diese Forderung fand hier wenig Gehör.
Allerdings hatte sie ihm nicht detailliert berichtet, was am Tag zuvor passiert war. Sie hatte nur allgemein davon gesprochen, dass die Chemie zwischen ihnen einfach nicht stimmte.
Er hatte verständnisvoll zugehört, genickt, aber letztendlichdoch klipp und klar gesagt, dass das alles nicht ausreiche, um sich von einem erfahrenen Mitarbeiter wie Gary zu verabschieden.
Dorothy lächelte milde. „Er hat doch einen Vertrag, Abby!“
„Ich auch!“ Unruhig ging sie im Raum auf und ab. „Ich muss doch nicht mit einem Mann zusammenarbeiten, von dem ihr mir selbst gesagt habt, dass ihr privat nichts mit ihm zu tun haben möchtet.“ Vor Aufregung atmete sie schwer.
„Das wird von dir ja auch nicht verlangt. In deinem Vertrag steht doch nicht, dass du dich privat mit ihm treffen musst.“ Dorothy sah sie aufmerksam an. „Sag schon, was ist gestern passiert, dass du so wütend auf ihn bist? Hat er dich sexuell belästigt? Da könnte Paul dann natürlich etwas tun.“
Abby lächelte verbissen. „Damit kann ich leider nicht dienen.“
„Na, Gott sei Dank. Ich möchte nur verstehen, warum du ihn auf einmal so sehr hasst. Ich denke, du warst bei deinen Eltern?“
„Ja, ich war in Hampshire“, erklärte Abby jetzt. „Aber vorher ist Gary bei mir aufgetaucht.“
Dorothy hob überrascht die Augenbrauen.
„Es ist nicht, was du jetzt denkst!“, beeilte Abby sich klarzustellen. „Weißt du, er ist entsetzlich arrogant und hält sich für den Allergrößten … Okay, er ist seit zwanzig Jahren in dem Job. Natürlich weiß er viel mehr als ich. Aber sag mal ehrlich, ist es nicht seltsam, dass ihn niemand ausstehen kann?“
Dorothy hob die Schultern. „Deswegen kann er ja trotzdem seinen Job gut machen …“
„Dorothy, ich habe ihn durchschaut: Er hat es darauf angelegt, dass meine Show floppt …“
„Das bildest du dir nur ein, Liebes“, beschwichtigte Dorothy sie. „Was sollte er als Produzent davon haben?“
Abby hatte dafür auch keine Erklärung, aber sie war sich sicher, dass es stimmte. Schließlich hatte Gary Holmes sie gnadenlos ins offene Messer laufen lassen. Er musste es gewusst haben, dass sich ihre Gäste Brad und Natalie längst versöhnt hatten – und dass damit ihr Konzept für die Sendung hinfällig war. Und er hatte es am Samstag in Luigis Restaurant ja deutlich gezeigt, dass ihm ihr Erfolg nicht passte. Wäre Max nicht dabei gewesen, hätte sie sich von ihm sicher einige Bosheiten anhören müssen.
Aber sie sah auch ein, dass Paul das nicht verstehen konnte. Für ihn musste ihre Theorie absurd klingen.
„Sei nicht traurig“, sagte Dorothy, als sie Abby zur Tür brachte. „Du musst Paul handfeste Gründe liefern. Dann hilft er dir sicher gern. Er kann es sich doch nicht leisten, jemanden nur mal so rauszukicken. Was meinst du, was das für ein Skandal wäre! Da ist er seinen guten Ruf schnell los – und die anderen Gesellschafter werden sich dann schnell von ihm verabschieden, um dem Ansehen des Senders nicht zu schaden. Und was meinst du, wie schwer es dir dieser furchtbare Gary Holmes dann erst machen wird!“
Dorothy hatte recht. Abby wusste das nur zu gut. Gab es denn keinen Ausweg aus dem Dilemma?
Das Telefon klingelte, als Abby eine halbe Stunde später ihre Wohnungstür aufschloss. Hastig eilte sie ins Wohnzimmer und nahm ab. Doch das Telefon klingelte weiter …
Irritiert schaute sie den Hörer an, bis sie begriff, dass das nicht ihr Telefon war, was hier klingelte.
Suchend schaute sie sich im Raum um, hob Zeitungen und Kissen auf. Woher kam das Signal bloß?
Ein Handy! Es lag neben der Couch. Wem gehörte das denn?
Gestern Morgen hatte sie Staub gesaugt. Da war es noch nicht dort gewesen. Dann kam eigentlich nur Max als Besitzer infrage. Bestimmt war es aus seiner Jackentasche gerutscht. Was machte sie nun damit? Sollte sie den Anruf entgegennehmen? Oder sollte sie es einfach weiterklingeln lassen? Andererseits konnte der Anrufer schließlich auch Max sein. Der musste sein Handy inzwischen vermissen.
Zögernd nahm sie
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