JULIA EXTRA BAND 0261
protestierte sie. „Das kann ich selbst. Vielen Dank.“
„Von Nic soll ich Ihnen ausrichten, dass er heute Morgen die erste Maschine nach Melbourne genommen hat. Am Abendwird er zurück sein.“
Das bedeutete, sie konnte über den Tag frei verfügen. Froh darüber, holte sie Joghurt aus dem Kühlschrank, nahm sich etwas Obst, toastete zwei Scheiben Brot und kochte Tee.
„Haben Sie Pläne für heute?“
„Wie zum Beispiel das eingezäunte Grundstück zu verlassen?“, fragte sie spöttisch. „Vielleicht, in ein paar Stunden.“ Zuerst wollte sie ein bisschen am Laptop arbeiten, danach ihre Mutter anrufen. „Brauche ich eine Genehmigung?“
Steve quittierte ihre schnippische Frage mit unbewegter Miene. „Den Peilsender habe ich an Ihrem Wagen bereits angebracht. Ich muss Ihnen nur noch ein paar Dinge erklären, dann steht es Ihnen frei zu fahren, wohin Sie wollen.“
Tina hob beide Hände und krümmte die Finger zu imaginären Anführungszeichen. „Den Geheimcode?“
„Sie sollten die Sache ernst nehmen.“
„Zu Befehl.“ Sie trug ihr Frühstück zum Tisch.
Steve nahm Haltung an. „Glauben Sie wirklich, Nic würde aus einer Laune heraus einen Haufen Geld für meine Dienste ausgeben?“
Sie musste ihm recht geben. „Wohl nicht.“
„Also“, sagte er gedehnt, „seien Sie vorsichtig. Spielen Sie nicht die Heldin. Und noch eins: Melden Sie selbst den geringsten Zwischenfall. Auch wenn Sie ihn für unwichtig halten.“
Ihr fiel die Fahrt nach Hause wieder ein. Als sie an der Kreuzung stand und den Eindruck hatte, beobachtet zu werden. Ein ungewohntes Gänsehautgefühl.
Unsinn, sie hatte sich da etwas eingebildet.
„Heraus mit der Sprache.“
„Können Sie Gedanken lesen?“
„Gesichter.“
„Meins ist ein offenes Buch?“
„Ja.“
So viel zu ihrer Fassade, die sie für undurchsichtig gehalten hatte! „Es war nur … ein Gefühl.“ Sie erklärte es ihm.
Ein scharfer Ausdruck trat in seine Augen. „Vertrauen Sie stets Ihrem Instinkt. Ist Ihnen noch etwas aufgefallen? Ein Wagen, der Ihnen in diese Straße gefolgt ist?“
Tina schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe in den Rückspiegel geschaut.“
„Wir reden darüber, nachdem Sie gegessen haben.“
Nach dem Frühstück ließ sie sich Zeit, ihre Computerdaten durchzugehen, und griff dann zum Telefon, um das übliche Sonntagmorgengespräch mit ihrer Mutter zu führen. Hinterher nahm sie ihre Jacke, Handtasche und Schlüssel und machte sich auf den Weg zu Steve.
Seine Instruktionen waren klar und einfach. Kurze Zeit später saß sie im Wagen und fuhr nach Darling Harbour. Sie schlenderte durch die Straßen, kaufte sich ein Paar Ohrringe, die ihr beim ersten Blick auf die Auslage ins Auge gefallen waren. Zum Mittagessen genügten ihr eine Portion Falafel und eine kleine Flasche Wasser.
Gegen fünf brach sie auf, machte aber einen kleinen Umweg, um sich anzusehen, wie weit die Renovierungsarbeiten in ihrem Apartment gediehen waren. Der Fliesenleger war fertig, der Teppichboden bereits verlegt, und die Wände waren frisch gestrichen. Fehlte nur noch der Elektriker, der die Küchengeräte anschließen und Lampenanschlüsse verlegen sollte. Sobald das erledigt war, konnte sie ihre Möbel herbringen lassen.
Automatisch stellte sie sich die Frage, ob sie die Wohnung leer stehen lassen oder vermieten sollte.
Sie schüttelte den Kopf und vertagte die Entscheidung.
Als sie ihr Cabrio aufschloss, fiel ihr Blick auf ein gefaltetes Stück Papier an der Windschutzscheibe. Werbung, vermutete sie, zog es hinter dem Scheibenwischer hervor und warf es auf den Beifahrersitz, um es später zu entsorgen.
Nics Lexus stand schon in der Garage. Tina eilte ins Haus und die Stufen hinauf. Fünf Minuten im Bad, weitere fünf, um eine Tuchhose und einen leichten Pullover anzuziehen, ehe sie sich mit den beiden Männern zum Abendessen traf. In zehn Minuten konnte sie wieder unten sein.
Der begehbare Schrank begrüßte sie mit gähnender Leere. Stirnrunzelnd zog sie eine Schublade nach der anderen auf. Nichts.
Wo zum Teufel waren ihre Sachen?
„Ich habe sie in meine Suite gebracht.“
Langsam drehte Tina sich um. Der Besitzer der tiefen Männerstimme lehnte am Türrahmen, lässig gekleidet in Jeans und Baumwollpulli.
„Warum?“
„Weil du von nun an dort schlafen wirst.“
Ärger blitzte in ihren grünen Augen auf. Nic machte sich auf eine scharfe Antwort gefasst.
„Du kannst sie gleich wieder zurückbringen. Oder noch besser, ich tue es
Weitere Kostenlose Bücher