JULIA EXTRA BAND 0261
nicht mehr als Paar zusammen.“
„Wie deine Mutter sehr richtig bemerkte – eine Scheidung muss nicht unbedingt das Ende einer Ehe bedeuten.“ Sie ging zur Tür.
„Rachel, ich …“
Sie wirbelte herum. „Verstehst du denn immer noch nicht? Ich hätte es vorgezogen, nicht die Frau zu sein, die du in einem Moment der Schwäche benutzt. Aber es ist auch meine Schuld. Du hast mich schließlich davor gewarnt, dass ich das Ganze bereuen könnte. So, und jetzt lass mich bitte gehen.“
Doch Luc rührte sich nicht. „Du wirst dieses Büro nicht verlassen, bis ich dir alles gesagt habe. Ich will, dass du weißt, was in mir vorgegangen ist.“
„In dir? Kannst du dir überhaupt vorstellen, was du mir angetan hast? Warum hast du mir nichts gesagt? Es gab doch mehr als eine Gelegenheit dazu.“
Er stöhnte. „Glaub mir, ich war hin und her gerissen. Ich wollte unbedingt verhindern, dass du abreist. Aber solange Paulette noch am Leben ist, konnte ich dir nichts versprechen.“
Rachels Augen waren voller Schmerz. „Daher hast du dir dein Vergnügen heimlich gesucht.“
„Ich wünschte, ich hätte es anders gemacht.“
„Allerdings! Statt mir zu sagen, dass du geschieden bist, hättest du mir beichten sollen, dass deine Frau im Koma liegt. Das hätte mir genügt. Ich wäre abgefahren, und uns allen wäre viel Kummer erspart geblieben. So, und jetzt geh bitte von der Tür weg.“
„Erst wenn du mich bis zum Ende angehört hast.“
„Dieses Gespräch kommt viel zu spät.“
„Trotzdem muss ich dir die Wahrheit sagen. Meine Wahrheit, nicht die meiner Mutter.“
Rachel sah ihn unschlüssig an, ließ sich dann aber auf einen Stuhl fallen.
„Ich habe Paulette mit siebenundzwanzig geheiratet. Sie war zweiundzwanzig, die kleine Schwester meines besten Freundes Yves. Nach unserer Hochzeit wollte sie sofort Kinder bekommen. Aber es dauerte noch drei Jahre, bis sie mit unserem Sohn schwanger wurde.“
Sie sah ihn entsetzt an.
„Hat meine Mutter dir das etwa nicht erzählt?“
„Nein“, flüsterte sie.
„Als sie im sechsten Monat war, konnte der Gynäkologe plötzlich keinen Herzschlag mehr feststellen. Fehlgeburten gibt es leider viel häufiger, als man denkt. Natürlich waren wir am Boden zerstört, aber der Arzt versicherte uns, dass wir noch weitere Kinder bekommen könnten. Paulette bekam daraufhin eine schwere Depression. Ich tat alles, was in meiner Macht stand, um ihr zu helfen. Wenige Monate später machten wir eine Kreuzfahrt. Bei dieser Gelegenheit bat sie mich, sie nicht mehr anzufassen.“
Rachel hielt sich an ihrem Stuhl fest, um sich zu wappnen.
„Mir war klar, dass sie noch immer um unseren Sohn trauerte. Deshalb ließ ich sie in Frieden und hoffte, dass die Zeit die schlimmsten Wunden heilen würde. Doch sechs Monate nach dem Tod des Babys wollte sie die Scheidung. Ich zog einen Psychologen zurate, aber auch er konnte uns nicht helfen. Paulette entschloss sich, wieder zu ihrer Familie zu ziehen.“
Rachel sprang auf. „Ich will jetzt nichts mehr davon hören.“
„Ich bin gleich fertig. Ihr Bruder Yves riet mir, sie in Frieden zu lassen, bis sie sich wieder beruhigt hätte. Um die Situation nicht noch mehr zu erschweren, schenkte ich ihr das Haus, in dem wir gelebt haben, und zog wieder zu meiner Familie. Die Scheidung kam durch. Zwei Tage später hatte Paulette den Unfall. Als man mir sagte, dass sie im Krankenhaus im Koma lag, begann ein neuer Albtraum.“
Erschüttert sah sie ihn an. „Erstaunlich, dass du das so lange ausgehalten hast. Lass mich dir einen Rat geben, Luc – geh wieder zu ihr. Ich gehe zu meinem Großvater.“
„Geht es ihm schlechter?“
„Heute Morgen hat Dr. Lloyd uns bestätigt, dass er im Sterben liegt. Es gibt keine Hoffnung mehr.“
„Das tut mir leid. Ich weiß, wie sehr du ihn liebst. Lass mich dich hinfahren.“
„Nein. Es ist aus und vorbei. Wie deine Mutter zu mir sagte: Adieu !“
Er hatte keine andere Wahl, als sie gehen zu lassen.
Aber nun wusste Luc, dass er warten musste, bis Rachels Großvater gestorben und sie mit ihrem Kummer fertig war.
8. KAPITEL
Rachel verließ das Restaurant durch die Hintertür, rief ein Taxi und fuhr auf direktem Weg zu ihrem Großvater.
Lucs Beichte hatte sie sehr schockiert. Trotzdem konnte er nicht erwarten, dass damit alles wieder in Ordnung war.
Bestimmt glaubte er, dass sie jetzt wieder ganz unbefangen auf ihn zugehen würde. Aber die Rachel, die sich so nach ihm verzehrt hatte, war eine andere
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