JULIA EXTRA BAND 0261
sich hier, an einem der romantischsten Orte der Welt, auf Arbeit konzentrieren? Dies war einer der schönsten Abende, die sie je erlebt hatte, und er war längst nicht vorüber. Die größte Überraschung war, dass sie sich gut verstanden.
Als Luca den Kopf einzog und in die Kajüte kletterte, um Kaffeetassen zu holen, bemerkte Nell erneut, wie groß er war – und wie männlich. Das festzustellen, war doch wohl kein Verbrechen.
„Wusste der Kellner, welche Pläne Sie für heute Abend hatten?“, fragte sie, als er mit den Tassen zurückkehrte.
„Ich vertraue ihm nicht alle meine Geheimnisse an.“
Sein Blick war lodernd, versprach die Erfüllung all ihrer Wünsche. Wie einfach wäre es zu glauben, was sie glauben wollte. Einmal wollte sie die Vernunft über Bord werfen. Dieschwarzen Brauen über seinen funkelnden Augen hoben sich fragend, und sie überlegte mit klopfendem Herzen, wie viele seiner geheimsten Wünsche mit ihr zu tun hatten. „Dann machen Sie so etwas hier nicht öfter?“
„Wäre das für Sie von Bedeutung?“
Ja, definitiv. „Nein, natürlich nicht“, gab sie schnippisch zurück.
Er reichte ihr eine Tasse und schenkte den Kaffee ein. Dann stieß er vorsichtig mit ihr an und murmelte: „Auf uns.“
„Auf eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung.“
„Es gibt noch eine Menge Dinge, die ich wissen muss, bevor ich grünes Licht geben kann.“
„Schießen Sie los. Ich werde Ihnen jede Frage beantworten.“
„Wirklich jede?“
„Ja …“ Die Art, wie er diese Worte betonte, entfachte Nells Sehnsucht. Lucas Lächeln war gefährlich.
Und er hatte recht. Dies war ein magischer Ort. Genau das musste der Grund dafür sein, dass Dinge geschahen, die nicht sein sollten, und der Grund, weshalb ihre Willenskraft mit jeder Sekunde in Lucas Gegenwart schwand. Zwischen ihnen existierte ein unsichtbares Band. Es war unmöglich, dies zu ignorieren …
Ohne den Blick von ihr zu wenden, nahm ihr Luca die Tasse ab und stellte sie mit seiner in die Kajüte. Dann trat er vor sie, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Das lange Haar steht Ihnen gut.“
Bei der Berührung seiner Finger war sie wie elektrisiert. Als er sich jedoch abwandte, um nach dem Boot zu sehen, fragte sie sich, ob sie sich alles nur eingebildet hatte. Ihr Körper schmerzte vor Sehnsucht nach Luca. Sie vermisste seine Nähe, seine Aufmerksamkeit. Aber als er zurückkam, gab er sich kühl, als sei nichts Besonderes zwischen ihnen vorgefallen.
Und dann streifte seine Hand die ihre wie zufällig. Wollte er ihr damit ein Zeichen geben, oder missdeutete sie seine Handlungen vollkommen? Ihre Hand brannte immer noch, als Luca den Blick über die Lagune schweifen ließ und damit mehr als zufrieden zu sein schien. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie spürte seine Nähe so intensiv, war sich nur zu bewusst, dass sie allein waren. Alles war möglich …
Als das Schweigen sie umhüllte, schloss Nell die Augen und atmete tief durch. Die Luft war warm und duftete ganz leichtnach Lucas Aftershave, ihrem Parfüm und dem Salz des Meeres. Zu hören war nur das regelmäßige Schwappen der Wellen an den Rumpf der Jacht. Und dann spürte sie Lucas Finger in ihrem Nacken, wie er ganz sacht ihr Haar berührte, beiseite strich und ein Ohr streichelte. Die Berührung war so federleicht, so hauchzart und so kurz, dass Nell sich fragte, ob sie fantasierte. Sie schlug die Augen auf und sah Luca an, doch der blickte auf das Meer hinaus.
Nell lehnte sich an die Reling und schloss die Augen. Die Stille umschloss sie. Und dann spürte sie Lucas warme Hand an ihrer Hüfte. Schon wieder ihre Fantasie? Mit geschlossenen Augen erspürte sie die prickelnde Spur, die seine Hände auf ihrem Körper hinterließen, als sie zu wandern begannen, unter ihren Rock, wo sie streichelten, suchten, fanden …
Aus Furcht, er könnte aufhören, wagte sie kaum zu atmen. So unvernünftig es sein mochte, Nell brauchte ihn.
Mit dem Handrücken fuhr er zwischen ihre Beine, rasch, mit einer schmetterlingsgleichen, frustrierend kleinen Berührung. Doch mehr brauchte er nicht, um zu erkennen, wie erregt sie war.
Nell keuchte auf und spreizte die Beine. Sie wollte so viel mehr. Anstatt ihren Wunsch zu erfüllen, zog Luca seine Hand fort. Irgendwie gelang es ihr, einen enttäuschten Schrei zu unterdrücken. Dann umfing Luca sie, und in seiner Umarmung empfand sie zum ersten Mal in ihrem Leben vollkommene Geborgenheit und Frieden. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte
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