JULIA EXTRA BAND 0261
lebendig zu gestalten, und er würde nicht zulassen, dass der Abend vorzeitig endete. „Gestatten Sie mir auch, Ihnen dreien passende Masken zu besorgen?“
„Das können wir doch nicht annehmen“, protestierte Nell.
„Warum nicht?“ Molly sah von ihrer Mutter zu Luca.
Luca wurde warm ums Herz, als er den Blick des Kindes auf sich ruhen spürte. „Warum?“, wiederholte die Kleine und sah wieder zu Nell.
„Weil …“
„Es würde mir wirklich Spaß machen, Euch unsere Gebräuche und unsere Geschichte nahe zu bringen. Bitte gestattet es mir, holde Dame.“
„Wenn Ihr es so formuliert …“
Dass sie annahm, machte ihn seltsam froh. Am liebsten hätte er sie umarmt. Er verstand selbst nicht warum. Molly schrie begeistert auf und zeigte auf eine Musikantengruppe.
So kam es, dass sie nach einem Abend voll Musik, Tanz und köstlicher Süßigkeiten doch noch das Feuerwerk ansahen. Und als dann eine der Bands zum Tanz aufspielte, bestand Luca darauf, dass sie mitmachten.
„Nein, nicht schon wieder. Ich kann nicht mehr!“, protestierte Nell, aber sie hatte keine Chance. Lucas Begeisterung war ansteckend, und es machte einfach so viel Spaß, mit diesen italienischen Familien durch die Straßen zu ziehen. Alle Altersgruppen waren zugegen, Teenager tanzten mit ihren Großeltern, Mütter mit ihren Söhnen. Ein sehr ansehnlicher grauhaariger Galan zog Marianna in seine Arme. Nell lachte und überließ sich ebenfalls dem lustigen Treiben.
Von allen Seiten erklang fröhliches Rufen, und Luca wirbelte Molly und Nell herum, bis ihnen schwindelig wurde. Die Musik endete in einem spannungsreichen Finale. Luca zog Nell mit sich, Molly immer noch auf seinen Schultern. An einem Eisstand kaufte er drei riesige Hörnchen. Als Nell angesichts der großen Portion den Kopf schüttelte, sah er sie streng an. „Ihr müsst. Heute Nacht müsst Ihr den Alltag vergessen und das Fantastische von Euch Besitz ergreifen lassen. Das ist die erste Regel des Karnevals.“
Während sie sich das Eis schmecken ließen, sahen sie sich die Stände an. Dort gab es Weissagerinnen, Wettbewerbe im Bogenschießen und ein Spiel, bei dem man Äpfel mit dem Mund aus einem Wasserfass angeln musste. Dieses Spiel kannte Molly auch aus England, und sie freute sich, dass es hier etwas gab, das sie an zu Hause erinnerte.
„Festivals sind überall in der Welt ein bisschen ähnlich“, erklärte Luca. „Das Apfelspiel gibt es in sehr vielen Ländern. Wollen wir deine Mutter mal testen?“
Nell versuchte, einen Apfel herauszufischen, gab jedoch bald lachend auf.
„Dafür braucht man gute Zähne“, sagte Luca und holte mit einem Biss einen Apfel aus dem Fass.
Nell hielt seinem Blick einen Augenblick zu lange stand, und sie wusste, dass er die Röte auf ihren Wangen bemerkt haben musste.
„Die Masken machen alles möglich“, versicherte er Molly, die nun eine Kindermaske trug, die er ihr gekauft hatte, eine farbenprächtige Fantasiemaske. „Ein einfacherer Mann kann mit Edelfrauen tanzen, eine Dienstmagd mit einem Prinzen …“
„Oder ein niederer Arzt mit drei hohen Damen“, schlug Nell keck vor. Hinter ihrer eleganten Maske fühlte sie sich übermütig. Es war die Kolombine-Maske, die Molly für sie ausgewählt hatte. Nell war erleichtert gewesen, dass Luca seine schwarze Maske nicht gegen die des Harlekins eingetauscht hatte.
„Aber dann wärt ihr ein Paar“, hatte Molly protestiert.
Genau, hatte Nell gedacht und Luca einen drohenden Blick zugeworfen.
„Ich bleibe bei meiner“, hatte er mit Blick auf Nell beharrt.
Seit dem Apfelfischen war Molly immer müder geworden. Inzwischen gähnte sie häufig. „Wir gehen nun besser heim“, sagte Nell. „Du kannst ruhig noch bleiben“, fuhr sie an Luca gerichtet fort. „Wir können uns ein Wassertaxi nehmen.“ Es herrschte längst noch keine Aufbruchstimmung, daher standen genug kleine Boote bereit, Gäste aufs Festland zurückzubefördern.
„Ich könnte doch Molly heimbringen“, bot sich Marianna an. „Du kannst noch hierbleiben, Nell. Zugegebenermaßen bin ich selbst ein wenig müde. Wenn es dir also nichts ausmacht …“ Sie unterdrückte ein Gähnen.
„Das ist eine gute Lösung, Marianna.“
Und Luca rief den beiden ein Taxi. „Ich kenne den Fahrer“, erklärte er. „Dann kannst du sicher sein, dass sie gut im Hotel ankommen.“ Nell sah, wie er dem Mann Geld gab.
„Das hättest du nicht zu tun brauchen“, beharrte sie, als Luca wieder neben ihr stand.
„Während
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