JULIA EXTRA BAND 0262
diesem Wetter denn sicher, jetzt zu fahren?“ Draußen prasselten bereits die ersten Regentropfen ans Fenster.
„Natürlich. Ich bin ein routinierter Fahrer. Du hast doch nicht etwa Angst?“, neckte er sie.
„Selbstverständlich habe ich keine Angst“, widersprach sie und hob ihr Kinn. Sie wollte ihm nicht zeigen, wie angespannt sie war.
Als sie wieder auf der Straße waren, gab Ruddy Gas. Er wurde immer schneller, und allmählich bekam es Gabriella doch mit der Angst zu tun.
„Fahr nicht so schnell!“, schrie sie, doch Ruddy hörte nicht auf sie. In der nächsten scharfen Kurve kreischte sie laut auf und hörte gleichzeitig lautes Hupen. Dann quietschten die Reifen des Motorrads, während es von der Straße glitt, und Gabriella wurde durch die Luft geschleudert.
Danach war alles schwarz.
Ricardo war nicht nach Maldoravien zurückgekehrt. Er hatte einige geschäftliche Termine in Salzburg wahrgenommen und kehrte gegen Mittag zum Schloss zurück. Dort traf er auf seine Schwester.
„Da bist du ja. Hans hat mir schon gesagt, dass du nun doch bleibst. Was hast du so früh in Salzburg gemacht?“
„Ich hatte ein paar Dinge zu erledigen. Ist meine Frau schon wieder zu Hause?“
„Nein, sie sind erst relativ spät losgefahren. Zum Mittag wollten sie in einem Landgasthof rasten.“
„Verstehe“, sagte er ernst. „Mir gefällt nicht, dass sie sich mit Leuten wie Ruddy Hofstetten abgibt. Ich mag diesen Kerl nicht.“
„Warum nicht? Ich finde ihn eigentlich ganz nett. Und Jamie ist wirklich ein Schatz und ausgesprochen lustig.“
„Ich habe ein paar üble Geschichten über Ruddy und seine Freunde gehört“, fuhr Ricardo fort.
„Also ehrlich, du benimmst dich wie ein eifersüchtiger Gockel“, spottete Constanza.
„Blödsinn!“, gab er zurück. „Ich mache mir nur Gedanken, weil meine Frau bei diesem Wetter mit zwei leichtsinnigen Haudegen unterwegs ist.“
„Du klingst eher wie ihr Vater, nicht wie ihr Ehemann.“
Es war vier Uhr am Nachmittag, als ein Polizeiwagen zum Schloss hinauffuhr. Zwei Polizeibeamte klopften an die Eingangstür und wurden von dem Butler hereingebeten. Wenige Minuten später klopfte der Butler aufgeregt an die Tür zu dem Salon, in dem Constanza, Wilhelm und Ricardo sich gerade einen Film ansahen.
„Eure Hoheit, Sie werden dringend in der Halle erwartet“, verkündete er mit besorgter Miene. „Es handelt sich wohl nicht um gute Nachrichten.“
„Gabriella!“ Ricardo sprang mit einem Satz auf und rannte in die Eingangshalle. „Was ist passiert?“, fragte er die beiden wartenden Beamten.
„Es geht um Ihre Frau, Eure Hoheit.“
„Was ist mit ihr?“
„Es hat einen Unfall gegeben.“
„Einen Unfall?“ Ricardo wurde blass und ballte die Hände zu Fäusten.
„Oh, mein Gott!“, rief Constanza, die zusammen mit ihrem Mann in die Halle kam.
„Wo ist sie?“, erkundigte sich Wilhelm.
„Ein Rettungshubschrauber hat sie nach Salzburg gebracht. Mehr wissen wir nicht.“
„Was ist mit den beiden Motorradfahrern?“, hakte Wilhelm nach.
„Da war nur ein Fahrer. Er ist leicht verletzt und wird zurzeit im hiesigen Krankenhaus untersucht. Ihre Frau hat es schwerer getroffen.“
„Wir müssen sofort los“, sagte Ricardo tonlos. „Wilhelm, organisiere einen Helikopter!“
„Bei diesem Wetter? Vergiss es! Ich werde dich hinfahren, dann sind wir schneller.“
„Jetzt ist alles gut“, hörte sie eine sanfte Stimme dicht an ihrem Ohr.
„Wo bin ich?“, flüsterte Gabriella und versuchte, die Augen zu öffnen. Doch ein starker Schwindelanfall zwang sie, die Lider gleich wieder zu schließen.
„Sie befinden sich in einem Krankenhaus in Salzburg. Sie hatten einen Motorradunfall und haben eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Außerdem ist ein Arm gebrochen. Deshalb hielt man es für richtig, Sie hierher zu fliegen.“
Ganz allmählich erinnerte sie sich an die Ereignisse vom Nachmittag. Und sie konnte die Tränen, die in ihren Augen brannten, nicht zurückhalten.
Hätte ich doch nur auf Ricardo gehört, bereute sie innerlich. Stattdessen hatte sie nur aus purem Stolz gehandelt.
Er wird rasend werden, wenn er erfährt, was alles geschehen ist, überlegte sie. Jetzt wird das Verhältnis zwischen uns nur noch schlimmer statt besser werden.
„Geht es Ihnen gut?“ Da war wieder diese sanfte Stimme, und Gabriella blickte in das lächelnde Gesicht einer Krankenschwester, die eine Haube trug. „Ich bin Schwester Perpetua“, erklärte die Frau
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