JULIA EXTRA BAND 0262
und drückte leicht Gabriellas Hand. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. In ein paar Tagen wird es Ihnen schon viel besser gehen.“
„Ist jemand darüber benachrichtigt worden, dass ich hier bin?“, erkundigte sich Gabriella mit schwacher Stimme.
„Ja. Man hat Ihrer Schwägerin Gräfin von Wiesthun eine Nachricht geschickt. Offenbar hat Ihr Begleiter, mit dem Sie auf dem Motorrad gesessen haben, der Polizei die Adresse gegeben. Ihre Familie wird sicher bald hier sein.“
Gabriella nickte und schluckte schwer.
„Die andere gute Nachricht ist: Ihrem Baby geht es hervorragend“, verkündete die Schwester strahlend.
„Meinem Baby?“ Verständnislos sah Gabriella sie an.
„Ja. Ihrem Baby. Sagen Sie, wussten Sie gar nicht, dass Sie schwanger sind?“
„Nein, ich hatte keine Ahnung“, stammelte Gabriella verwirrt und versuchte, sich aufzurichten.
„Sie sind eine verheiratete Frau“, sagte Schwester Perpetua nachsichtig. „Da ist so etwas schon zu erwarten.“
„Ich wusste nur nicht … Ich dachte eben, meine Periode würde sich verspäten“, murmelte Gabriella wie zu sich selbst. „Ich hätte nie vermutet … Du lieber Himmel!“ Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, als ihr klar wurde, in was für einer Lage sie sich befand. „Schwester, bitte erzählen Sie niemandem davon!“, bat sie hastig.
„Selbstverständlich“, beruhigte die Schwester sie. „Sie können es Ihrem Mann natürlich selbst sagen. Ich werde auch Dr. Braun Bescheid geben.“
„Bitte tun Sie das! Es ist so eine große Überraschung für uns“, fügte sie hinzu.
„Eine freudige, hoffe ich doch?“ Forschend sah die Schwester ihr in die Augen und drückte ihre Hand.
„Ja, sicher. Ich meine, ich weiß es eigentlich nicht so genau“, gab Gabriella zu und schluckte wieder.
„Sind Sie unglücklich verheiratet?“
„Ja. Nein. Das bedeutet … Ach, es muss furchtbar dumm klingen. Aber im Augenblick weiß ich einfach gar nichts mehr. Alles ist so durcheinander.“ Ihre Hand zitterte stark.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
„Das wird Ihre Schwägerin sein“, sagte Schwester Perpetua und stand auf. Ein letztes Mal drückte sie Gabriellas Hand. „Wir unterhalten uns später noch einmal. Und jetzt strengen Sie sich bitte nicht allzu sehr an“, ermahnte sie ihre Patientin liebevoll. Dann öffnete sie die Tür.
Doch anstelle von Constanza stürmte Ricardo ins Zimmer.
„Gabriella“, keuchte er und ergriff ihre Hand.
„Ricardo. Was tust du hier?“
„Dasselbe könnte ich dich fragen“, erwiderte er ernst.
„Es tut mir so leid. Du hast Recht gehabt. Ich hätte nicht mitfahren sollen.“ Wieder liefen ihr Tränen über das Gesicht.
Doch Ricardo sah nicht mehr wütend aus. Behutsam setzte er sich auf ihre Bettkante, strich Gabriella die Haare aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn. „Oh, Gabriella, Liebling! Dachtest du wirklich, ich wäre böse auf dich? Ich bin unendlich erleichtert darüber, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist. Wenn ich diesen miesen Ruddy Hofstetten in die Finger kriege, dann gnade ihm Gott! Die Polizei sagte, er sei viel zu schnell gefahren und habe den Unfall selbst verschuldet.“
Gabriella fühlte, wie der Druck seiner Hände fester wurde. Es war herrlich, ihn so nahe bei sich zu haben. Trotz ihres desolaten Zustands spürte sie die Energie, die er in ihr freizusetzen vermochte. Aber sie hatte Angst vor dem Zeitpunkt, an dem er die ganze Wahrheit erfuhr.
„Nun musst du noch ein paar Tage hierbleiben und dich erholen“, sagte er und strich ihr leicht übers Kinn.
„Aber können wir denn nicht zusammen zurück zum Schloss fahren?“
„Erst in einigen Tagen.“
„Ach, bitte, Ricardo! Ich will hier nicht allein bleiben. Frage die Ärzte bitte, ob ich mit euch mitkommen kann! Sie willigen bestimmt ein.“
Über ihre Schwangerschaft wollte sie erst in ein paar Tagen nachdenken. Einerseits war dieses neue Gefühl großartig, andererseits besiegelte diese veränderte Situation endgültig ihr Schicksal. Sobald Ricardo von dem Kind erfuhr, würde er mit Sicherheit darauf bestehen, dass Gabriella bei ihm blieb.
Es ist alles so kompliziert, dachte sie unglücklich. Wenn er mich doch nur aufrichtig lieben würde und ich mich ihm anvertrauen könnte.
Im Augenblick ging er nur so liebevoll mit ihr um, weil sie einen Unfall hinter sich hatte. Bald lag er wieder in Ambrosias Armen oder im Bett einer anderen kultivierten Mätresse seiner elitären
Weitere Kostenlose Bücher