JULIA EXTRA BAND 0262
sich gedrückt hielt und seinen Vater wie gebannt ansah.
Sie standen da wie erstarrt, schweigend und verlegen, mitten im geschäftigen Flughafenbetrieb.
Dann rührten sich plötzlich alle gleichzeitig. Luke nahm die Hände aus den Taschen und lächelte schwach. Den Blick auf Joey gerichtet, machte er einen Schritt nach vorn. Erin schob den Gepäckwagen weiter, und Joey lächelte.
„Hi, Dad.“ Fröhlich sah er Luke an.
„Hallo, Joey.“ Luke beugte sich zu ihm herunter und streckte die Hand aus. Erin hielt den Atem an, während Vater und Sohn sich begrüßten. Es berührte sie tief, zu sehen, wie bewegt Luke war und wie stolz Joey wirkte.
Es war ein unglaublich wichtiger Moment für Joey. Der Höhepunkt eines langen Prozesses, der mit seiner Einschulung im letzten Herbst eingesetzt hatte. Plötzlich hatte Joey nicht genug über seinen Vater hören können. Die letzten Monate hatte er es vor lauter Sehnsucht und Ungeduld kaum noch ausgehalten.
Erin erkannte, dass Luke sich an dem kleinen Jungen nicht sattsehen konnte. Woran er jetzt wohl dachte? Erinnerte er sich an Joeys Geburt und daran, wie er seinen neugeborenen Sohn stolz hochgehoben hatte – wie überwältigt sie beide gewesen waren?
Suchte er nach Ähnlichkeiten zwischen ihnen?
Oberflächlich betrachtet kam Joey mehr nach Erins Familie, den Reillys. Joey und sie hatten beide das dunkelrote Haar von Erins irischem Vater geerbt, auch ihre kleinen Nasen waren typisch in der Familie. Doch schon jetzt konnte niemand übersehen, dass der Junge so groß werden würde wie sein Vater. Die hohen Wangenknochen waren ebenso eindeutig das Erbe der Familie Manning.
Joeys Augenfarbe war Rauchblau, eine Mischung aus Erins hellblauen und Lukes grauen Augen.
Sie überlegte, ob sie das Schweigen brechen sollte. Doch in diesem Moment rettete ihr Sohn sie.
Breit grinsend sagte er zu Luke in seinem besten australischen Akzent: „Guten Tag, Kumpel.“
Luke lächelte überwältigt. „Hallo, kleiner Kumpel.“ Seine Stimme klang belegt, er fuhr Joey durchs Haar. Dann zeigte er auf das Logo auf Joeys Rucksack, den das Wappen der New York Yankees zierte. „Was machen die Yankees? Hatten sie eine gute Basketballsaison?“
Joey nickte schüchtern. Erst jetzt sah Luke Erin an. Sein Blick war freundlich, aber auch eine Spur misstrauisch.
Lächle! Sie musste versuchen, cool zu bleiben. Distanziert. Lächle, verdammt!
Aber alles, was sie zustande brachte, war das Verziehen der Lippen und Entblößen ihrer weißen Zähne.
Im Gegensatz zu ihr tat Luke gar nicht erst so, als würde er sich freuen, sie zu sehen. „Hallo, Erin.“ Jetzt war sein Blick wieder kühl, die Lippen schmal.
„Hallo, Luke.“ Sie hob die rechte Hand, ließ sie dann aber gleich wieder fallen. Nein, sie sollte besser gar nicht erst versuchen, ihm die Hand zu schütteln. Was sollte sie tun, wenn er sie ignorierte?
„Wie war der Flug?“
Sie zuckte die Schulter. „Sehr lang.“
Er nickte in sich gekehrt.
Erin wandte sich wieder Joey zu, der zwischen ihnen stand. Sie strich ihm über die Wange. „Dieser kleine Tiger hier hat mindestens acht Stunden geschlafen, daher ist er jetzt putzmunter.“
„Das ist super.“
Als er Luke ansah, glänzten Joeys Augen. „Deine Ranch ist riesig, stimmt’s, Dad?“
„Ja, sie ist ziemlich groß.“
„So groß wie Texas?“
„Sei nicht albern.“ Erins Stimme klang angespannt, sie konnte es nicht verhindern. „Du weißt doch, dass sie nicht so groß ist.“
„Jedenfalls größer als Manhattan“, kicherte Joey, der von Geografie noch keinen Schimmer hatte.
„Viel größer als Manhattan“, stimmte Luke ihm zu. Dann sagte er zu Erin: „Lass mich den Gepäckwagen für dich schieben.“
„Danke, das schaffe ich schon.“
Den Einwand ignorierte Luke, trat einen Schritt vor und packte sie beim Handgelenk. Oh, Hilfe. Was war nur mit ihr los? War ihm ihre Nervosität aufgefallen?
Für den Bruchteil einer Ewigkeit sah er hinab auf ihre kleine weiße Hand, gefangen in seiner großen braunen. Sie unterschieden sich nicht nur dadurch, dass Luke viel größer und ein Mann war. Nein, Erins gepflegte Hände mit den lackierten Fingernägeln und Lukes von der Arbeit schwielige Hand standen für alles, was in ihrer Beziehung nicht gestimmt hatte.
„Nach dem langen Flug bist du bestimmt müde“, sagte er, während er den Gepäckwagen übernahm. „Also los, ich bringe euch ins Hotel.“
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und schob den Wagen in Richtung
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