JULIA EXTRA BAND 0262
der Rolltreppen, die zum Parkplatz führten.
Joey gab sich Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Seufzend folgte Erin den beiden.
„Ich fänd’s toll, wenn wir direkt auf deine Ranch fahren könnten, Dad“, sagte der Junge, während die Rolltreppe sie nach unten brachte.
„Das ist nicht geplant.“ Erins Stimme hatte einen warnenden Ton. Zu Luke gewandt, fügte sie hinzu: „Ich habe ihm erklärt, dass er zuerst einen Tag in Sydney verbringen wird.“
Das hielt Erin für sehr wichtig. Zwar war sie nicht unbedingt scharf darauf, Zeit mit Luke zu verbringen. Aber bevor er Joey mit in den Busch nahm, mussten sie sich auf ein paar Grundregeln einigen. Außerdem wollte sie sehen, wie die beiden miteinander zurechtkamen. Auf gar keinen Fall würde Erin ihren kleinen Jungen zwei Monate lang in Lukes Obhut lassen, wenn sie nicht sicher war, dass die beiden sich gut verstanden.
„Können wir den ganzen Weg bis zu deiner Ranch fliegen?“, fragte Joey Luke.
„Selbstverständlich.“
Im Erdgeschoss angekommen, ging Luke schnellen Schrittes voran. Joey musste fast laufen, um mithalten zu können. „Fliegst du wirklich selbst?“ Die Stimme des kleinen Jungen klang heiser, so aufgeregt war er.
„Na klar. Ich habe gerade den Flugschein für eine zweimotorige Maschine gemacht.“
„Wow! Das klingt so cool!“ Offensichtlich betete Joey seinen Vater an.
Ein paar Meter hinter ihnen biss Erin sich auf die Lippe. Es ärgerte sie, dass Luke nach dem Scheitern ihrer Ehe den Flugschein gemacht und sich ein kleines Flugzeug gekauft hatte. Als sie damals auf Warrapinya gewohnt hatte, gab es diese Möglichkeit leider nicht.
Aber es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken, was hätte sein können, beschied Erin sich. Über der Ehe zwischen der Braut aus Manhattan und dem Besitzer von Warrapinya hatte von Anfang an ein Damoklesschwert geschwebt. Am besten, man ließ die Vergangenheit dort, wo sie jetzt war. Weggeworfen. Tot und begraben.
Als sie durch die gläsernen Schiebetüren und auf den Parkplatz zugingen, steigerten Joeys helle Stimme und seine endlosen Fragen Erins Nervosität.
„Fährst du einen Pick-up, Dad?“
„In Australien heißen Pick-ups Utes “, unterbrach Erin.
„Utes?“ Joey zog ein Gesicht. „Das klingt aber komisch.“
Luke grinste ihn an. „Wir haben hier eine Menge komischer Dinge.“
„Echt?“ Joey klang total aufgeregt. „Hast du viele komische Tiere auf deiner Ranch?“
„Ja, ’ne Menge, zum Beispiel Crocs.“
„Crocs?“ Der Junge blieb stehen und erblasste. „Jagst du Krokodile?“
Luke sah ihn augenzwinkernd an. „Nicht vor dem Frühstück.“
„Joey hat im Fernsehen eine australische Serie über Krokodiljäger gesehen“, erklärte Erin.
Sie erwähnte nicht, dass er danach öfters Albträume gehabt hatte, in denen Krokodile und Giftschlangen vorkamen. Stattdessen legte sie beruhigend den Arm um ihren Sohn. „Du stehst nicht besonders auf Krokodile, stimmt’s, Baby?“
Stirnrunzelnd blieb Luke stehen und sah sie an. Unter seinem forschenden Blick fühlte Erin sich plötzlich sehr verlegen und zog den Arm wieder zurück.
„Ich hoffe, du hast ihn nicht zu sehr verweichlicht“, sagte er mit ruhiger Stimme.
„Natürlich nicht.“ Sie funkelte ihn an. „Das war jetzt nicht nötig.“
Über Joeys Kopf hinweg fochten ihre Blicke einen stillen Kampf aus. Dann nickte Luke unmerklich und wandte seine ganze Aufmerksamkeit wieder seinem Sohn zu. „Keine Sorge, Kumpel. Solange du bei mir bist, halten wir uns von gefährlichen Krokodilen fern.“
Zu Erins Überraschung blieben sie jetzt vor einem großen silbergrauen Sedan stehen. Luke holte den Autoschlüssel aus seiner Tasche und öffnete den Kofferraum.
Noch nie zuvor hatte sie Luke einen Stadtwagen fahren sehen. Wahrscheinlich hatte er ihn für seinen Aufenthalt in Sydney gemietet. Albern, wie wichtig Erin diese trivialen Dinge plötzlich zu sein schienen. Ein eleganter, sportlicher Sedan passte einfach nicht zu dem Bild, das sie von Luke hatte. In Verbindung mit ihm dachte sie an alte, staubige Utes oder an robuste Jeeps mit Vierradantrieb.
„Mom hat extra ein paar Sticker auf unser Gepäck geklebt, damit es nicht verloren geht“, verkündete Joey stolz, als Luke begann, ihr Gepäck einzuladen.
Luke richtete sich auf und warf Erin einen Seitenblick zu. „Das ist eine prima Idee. Deine Mom ist wirklich gut organisiert.“
Irgendetwas blitzte hell in seinen Augen auf. Fahrig strich sich Erin durchs Haar.
Luke
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