JULIA EXTRA BAND 0262
und die Internatsleiterin war erleichtert. Sie merkte ihm an, dass er seine Frau ebenso liebte wie Gabriella ihn.
„Eigentlich nicht.“
„Madame, ich muss darauf bestehen, dass Sie mir die Wahrheit über den Gesundheitszustand meiner Frau sagen.“
Madame Delorme zögerte. Sie wollte sich nicht einmischen, aber sie wusste auch, wie stolz und dickköpfig Gabriella sein konnte. Ein kleiner Wissensvorsprung würde Ricardo äußerst hilfreich sein.
„Normalerweise würde ich das Vertrauen anderer Menschen nicht ausnutzen, aber hier ist die Lage sehr schwierig. Ich sage es Ihnen unter einer Bedingung: Sie dürfen Gabriella nicht verraten, dass Sie es wissen. Sie soll es Ihnen selbst sagen. Habe ich Ihr Wort darauf?“
„Absolut. Was immer Sie mir anvertrauen, ich werde es für mich behalten, bis Gabriella den richtigen Zeitpunkt findet, es mir selbst zu sagen.“
„Das kann aber etwas dauern.“
„Das macht nichts“, unterbrach Ricardo sie. „Und jetzt sagen Sie es schon!“
„Gabriella erwartet ein Baby.“
„Wie bitte?“ Ricardo rang nach Luft.
„So wahnsinnig überraschend ist das doch nicht?“
„Nein. Doch. Ich meine nur … Meine Güte, ist das ein Durcheinander.“ Abrupt setzte er sich auf. „Geht es ihr gut? Deshalb ist sie auch so blass gewesen. Oh nein, ich habe alles ruiniert!“
„Jetzt ist es ein bisschen spät, über vergossene Milch zu jammern“, sagte Madame Delorme streng. „Wichtiger ist: Sie müssen ab sofort für Gabriella da sein.“
„Wann wird sie zurück sein?“
„In etwa einer halben Stunde. Leider muss ich jetzt weiterarbeiten, aber Sie können gern im Empfangszimmer warten.“
„Danke, Madame.“ Man hatte Gabriella gesagt, dass Besuch auf sie warten würde. Verwundert klopfte sie an die Tür des Empfangszimmers und erschrak, als sie Ricardo mitten im Zimmer stehen sah.
„Gabriella“, begann er und kam auf sie zu. Spontan nahm er ihre Hände und hielt sie fest. „Du hast keine Vorstellung davon, wie viele Sorgen ich mir um dich gemacht habe, mein Liebes.“
„Oh, ich glaube schon“, erwiderte sie und entzog ihm ihre Hände. „Nach den Medien zu urteilen, habe ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie viele Sorgen du dir gemacht hast.“
„Bitte, lass mich das erklären!“
„Du verschwendest deine Zeit“, entgegnete sie kühl und trat einen Schritt zurück. „Du kannst nichts sagen, um diese Fotos und die Artikel zu rechtfertigen. Im Grunde bin ich ganz froh darüber, dass du hierhergekommen bist. Jetzt können wir die Sache wenigstens aus der Welt schaffen. Seit unserer Hochzeit hast du dir gewünscht, mit ihr zusammen sein zu können“, fügte sie hinzu und hob ihr Kinn. „Jetzt hält dich nichts mehr davon ab. Das wolltest du doch die ganze Zeit über.“
„Das stimmt nicht. Ich …“
„Mir ist klar, dass unsere Eheschließung dir gegenüber nicht fair war“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Mein Vater hat dich in die Enge getrieben. Und ich weiß längst, dass Ambrosia und du über eine längere Zeit eine Affäre hattet. Du dachtest wohl, ich verschließe mich blind der Wahrheit, wenn ihr eure Beziehung einfach fortführt. Aber ich lasse mich nicht zum Gespött der Leute machen.“
„Geht es dir nur darum? Dass andere Leute sich hinter deinem Rücken darüber auslassen?“ Er richtete sich zu voller Größe auf.
„Natürlich. Ich lasse mich nicht erniedrigen.“
„Ist das alles, was du fühlst? Erniedrigung und Scham?“
„Was soll das?“, fragte sie gereizt, und ihre Unterlippe zitterte leicht.
„Du weißt so gut wie ich, dass es etwas ganz Besonderes ist, wenn wir beide zusammen sind. Es ist die pure Magie.“
Sie schluckte, und ein Schauer lief ihr über den Rücken.
„Gabriella, ich habe im Leben schon mit mehreren Frauen geschlafen“, sagte er leise und schüttelte leicht den Kopf. „Aber als wir beide uns geliebt haben, habe ich etwas gespürt, das ich bis dahin nicht kannte.“
„Wenn das so war, wieso hast du dann die Frau geküsst, mit der du die letzten Jahre über geschlafen hast?“
„Es war eine Falle, eine Intrige.“
„Genau“, spottete sie und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Halt mich doch nicht für blöd! Du hast sie geküsst, und dabei hast du nicht gerade unglücklich ausgesehen.“ Ihre Augen blitzten vor Wut. „Ihr hattet vermutlich auch eine zauberhafte Nacht miteinander?“ Sie atmete tief durch. „Genau das wollte ich eigentlich vermeiden, Ricardo.“ Unbewusst legte sie eine
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