JULIA EXTRA BAND 0262
und küsste sie zärtlich auf beide Wangen.
„Du siehst wie immer einfach wundervoll aus, Mutter“, stellte er lächelnd fest und schob sie ein Stück von sich, um ihre elegante Aufmachung zu bewundern.
„Alter Schmeichler!“
„Galatea, meine Liebe, darf ich dir eine Freundin Lysanders vorstellen?“, kam Leonidas seinem Sohn zuvor. „Ihr Name ist Eleni, aber sie ist definitiv keine Griechin. Das hat sie mir jedenfalls versichert.“ Er machte diese Ankündigung sehr laut und lachte dann wie über einen guten Witz.
Durch sein seltsames Verhalten fühlte sich Eleni noch schuldbewusster und irritierter als zuvor. Da ihre Anwesenheit in diesem Haus offenbar zu einer ernsthaften Missstimmung zwischen Lysander und seinen Eltern zu führen drohte, wollte sie lieber vor dem Essen verschwinden, ehe die Situation noch weiter eskalierte.
Ihre Finger krampften sich um das elegante kleine Abendtäschchen aus schwarzem Satin, während sie verstohlen die beiden anderen Gäste musterte.
Die junge Frau in dem smaragdgrünen Abendkleid erwiderte den Blick gelangweilt. Es war klar, wem ihre Aufmerksamkeit in erster Linie galt – Lysander, der nach Elenis Meinung in seiner Abendkleidung mindestens so attraktiv wie die schöne Fremde war. Zusammen würden die beiden ein atemberaubendes Paar abgeben.
„ Kalosorisate , Eleni. Willkommen.“ Lysanders Mutter nahm Elenis Hand zwischen ihre beiden und drückte sie herzlich. In dieser Geste lag weder Missbilligung noch Enttäuschung, stellte Eleni erleichtert fest.
„Vergeben Sie uns, dass wir nicht besser auf Ihre Gesellschaft vorbereitet sind, aber mein Sohn scheint neuerdings ein Faible für Geheimniskrämerei zu haben. Kommen Sie, ich stelle Sie unseren anderen Gästen vor – Takis Koumanidis und seine schöne Tochter Elektra. Die beiden haben sich schon die ganze Zeit darauf gefreut, endlich Lysander kennenzulernen.“
Takis trat einen Schritt vor, um Lysanders Hand mit festem Druck zu schütteln, dann zog er sich wieder zurück, um seiner Tochter Platz zu machen. Elektra ließ Lysander nicht aus den Augen, während sie etwas auf Griechisch zu ihm sagte, wie zufällig ihre Hand unter sein Smokingrevers schob und dort liegen ließ, als wäre sie von seiner Antwort so fasziniert, dass sie einfach vergaß, sie zurückzuziehen.
Eleni fühlte, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper vor Wut über das besitzergreifende Gehabe der fremden Frau anspannte.
Lysander hingegen schien nicht besonders beeindruckt von ihrem dreisten Flirtversuch. Sobald die üblichen Begrüßungsfloskeln ausgetauscht waren und er sich zurückziehen konnte, ohne die Gäste seiner Eltern zu brüskieren, tat er dieses mit einer Nonchalance, um die Eleni ihn glühend beneidete.
Bei dem Gedanken, wie nah sie beide sich noch vor wenigen Stunden gewesen waren, prickelte es auf Elenis Haut, und sie musste sich beherrschen, auf die Revanche einer kleinen Demonstration ihres intimen Verhältnisses zu verzichten. Wie sehr sehnte sie sich danach, endlich wieder in Lysanders Armen und unter den kühlen Leinenlaken in dem kleinen weiß getünchten Haus auf der Insel zu liegen, anstatt in dieser kalten Umgebung dinieren zu müssen.
Sie würden nicht lange auf der Dinnerparty seiner Eltern bleiben, das stand für Lysander fest, als sie sich an die lange, üppig gedeckte Tafel setzten. Ein Diener platzierte schnell und diskret ein Gedeck für den Überraschungsgast direkt neben Lysander, sodass Elektra gezwungen war, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
Unauffällig legte er seine Hand kurz auf Elenis Knie und hätte schwören können, die aufflammende Hitze zwischen ihnen zu spüren. Seine blauen Augen verdunkelten sich vor unterdrückter Leidenschaft, als er die verräterische Röte auf ihren Wangen sah. Wie gern hätte er ihr ins Ohr geflüstert, dass er sich danach verzehrte, sie zurück auf die Insel und in sein Bett zu bringen, wo sie sich die ganze Nacht über lieben würden, bis sie vor seliger Erschöpfung einschliefen …
„So, Sie sind also Engländerin und heißen Eleni“, stellte Takis Koumanidis gedehnt fest und durchbohrte Lysanders Begleiterin fast mit seinen dunklen Knopfaugen. „Erzählen Sie uns doch, woher genau Sie stammen und was Sie nach Griechenland führt“, ermunterte er sie.
Völlig überrumpelt befeuchtete Eleni nervös ihre Lippen, ehe sie sich zu einer Antwort durchrang. „Ich komme aus London und bin hier, um Urlaub zu machen“, erklärte sie widerstrebend. „Dies ist mein
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