JULIA EXTRA BAND 0262
erster Besuch in Ihrem schönen Land. Ich hatte schon immer vor, einmal nach Griechenland zu reisen, und nun habe ich es endlich geschafft.“
„Und was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?“
„Nun, ich … bis vor kurzem besaß ich zwei Modeboutiquen, die ich allerdings vor meiner Reise verkauft habe.“
„Liefen sie so schlecht?“ Mit den dunklen Augenbrauen, die er skeptisch zusammengezogen hatte, wirkte der Grieche auf Eleni wie die Inquisition persönlich. Sie seufzte verhalten und breitete eine blütenweiße Damastserviette auf ihrem Schoß aus.
„Im Gegenteil, sie liefen sogar sehr gut, aber ich habe beschlossen, meinem Leben eine neue Richtung zu geben.“ Hoffentlich reichte ihm das als Erklärung. Sie war einfach noch nicht so weit, über den Verlust ihrer Freundin oder den Betrug ihrer Eltern zu reden – schon gar nicht mit einem Fremden.
„Und was beabsichtigen Sie jetzt zu tun, nachdem Sie ihre Geschäfte aufgegeben haben?“, bohrte Takis weiter.
Irritiert durch seine Hartnäckigkeit, nahm Eleni einen Schluck Wein. Der Alkohol belebte sie etwas, und nach einem aufmunternden Blick von Lysander zwang sie sich erneut zu einer Antwort. „Ich dachte, ich reise erstmal ein wenig. Da ich mich in den letzten Jahren hauptsächlich meiner beruflichen Karriere gewidmet habe, bin ich noch nicht sehr weit herumgekommen und möchte mich ein wenig in der Welt umschauen, ehe ich etwas Neues anfange.“
Ihr offensichtlicher Mangel an enthusiastischen Zukunftsplänen ließ das allgemeine Interesse an ihr erlahmen, und Eleni wurde plötzlich bewusst, dass nicht einer am Tisch saß, der sie verstand. Vielleicht nicht einmal Lysander, der sich bisher jeglichen Kommentars enthalten hatte.
„Und Sie, Lysander?“, stürzte sich Takis entschlossen auf sein nächstes Opfer. „Wie lange wollen Sie Ihre Ferien noch ausdehnen? Ihr Vater hat mir verraten, dass Sie mit der Fotografie liebäugeln, was natürlich ein reizvolles Hobby ist, aber das Geschäft sollte doch immer an erster Stelle stehen, sind Sie da nicht meiner Meinung?“
Da er keine Antwort bekam, wagte er gleich den nächsten Vorstoß. „Ich habe Ihnen einen interessanten Vorschlag zu machen, sobald Sie wieder in der Firma sind.“
Eleni stutzte. Was hatte Takis da gerade gesagt? Etwas von „in die Firma zurückkehren …“? Verdiente Lysander seinen Lebensunterhalt etwa nicht mit seinen Fotos?
Ihr Unbehagen wuchs von Sekunde zu Sekunde.
„Ich gehe an die Arbeit zurück, wenn ich mich dafür bereit fühle“, hörte sie Lysander antworten. „Aber noch ist es nicht soweit. Ich fürchte, mit Ihrem reizvollen Angebot werden Sie noch eine Weile warten müssen. Ich habe mir meine Auszeit redlich verdient, warum sollte ich sie dann nicht auch genießen?“
„Natürlich hast du sie verdient!“, sprang seine Mutter ihm temperamentvoll zur Seite. „Was sonst sollte der Vorteil einer Führungsposition im Unternehmen sein, wenn man sich nicht selbst einen Urlaub gestatten dürfte? ‚Rosakis Shipping‘ mag das Leben meines Mannes dominiert haben … von meinem Sohn erwarte ich, dass er klüger ist“, sagte sie bestimmt. „Außerdem ist er noch jung, und da ist es nur natürlich, wenn er sich für andere Dinge interessiert als nur fürs Familienunternehmen.“
Galatea machte eine Kunstpause, als erwarte sie Widerspruch, aber da keiner erfolgte, lächelte sie zufrieden.
„Wann, sagtest du noch, hat Christophe eine Ausstellung für dich arrangiert, Lysander …?“, wandte sie sich demonstrativ an ihren Sohn.
Also war Lysander der Kopf von Rosakis Shipping, einem Milliardenunternehmen, dessen Name sogar ihr etwas sagte. Eleni war fassungslos. Kein Wunder, dass sein Vater Besitzer einer Jacht von der Größe eines kleinen Landgutes war. Wahrscheinlich gehörten ihm sogar mehrere!
Misstrauisch und schockiert betrachtete sie Lysanders markantes Profil. Warum hatte er aus seiner Stellung und seinem Reichtum so ein Geheimnis gemacht …?
Es dauerte keine Minute, bis es Eleni dämmerte. Und dann traf sie der Schlag mit unverminderter Wucht. Lysander Rosakis, Multimillionär und Ladykiller, hielt sie für eine berechnende Goldgräberin!
„Lasst uns noch einen Schluck von dem köstlichen Wein vor dem Essen nehmen“, schlug Leonidas jovial vor und hob sein Glas. „Später werden wir noch ausreichend Gelegenheit haben, uns übers Geschäft zu unterhalten. Außerdem sind Damen anwesend, meine Herren, und dazu noch so außerordentlich
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