JULIA EXTRA BAND 0262
daran, dass ihr Liebhaber am anderen Ende des Raumes stand und sie düster anstarrte? Sie hörte, wie eine Tür knallte, und als sie aufblickte, war Cesare verschwunden.
„Nein, cara “, drängte Maceo, als er ihrem Blick folgte. „Nicht so. Nicht dieses schüchterne Lächeln der Verliebtheit, sondern das erwachsene, verführerische Lächeln. Der Blick einer selbstbewussten Frau, die sich in ihrer Haut wohlfühlt und weiß, dass sie ihrem Liebhaber Lust bereitet.“
In gewisser Weise war es besser, dass Cesare gegangen war, denn so fühlte sich Sorcha ein wenig mehr in der Lage, das zu liefern, was von ihr erwartet wurde – auch wenn es ihr dabei vielleicht nur darum ging, zu beweisen, dass Maceo sich getäuscht hatte. Es war überhaupt kein schüchternes Lächeln der Verliebtheit gewesen. Niemals. Denn sie war in niemanden verliebt.
Sie schob den Finger in den Mund, blickte mit großen Augen in die Kamera und dachte an Cesare – nackt und muskulös.
„Perfetto!“ , lobte Maceo.
Sie neigte den Kopf kokett zur Seite und schaute, als hätte jemand ihr gerade ein verführerisches Geheimnis verraten, wobei sie sich an die Dinge erinnerte, die Cesare ihr in der vergangenen Nacht zugeflüstert hatte.
„Meravigliosa!“ , rief Maceo.
Sorcha hatte nun den Dreh raus. Ein Film nach dem anderen wurde verschossen, bis sie völlig erschöpft war. Müde griff sie nach ihrer Jacke und der Handtasche. Vielleicht war Modeln doch nicht so einfach, wie es von außen aussah.
„Ah, da ist Cesare“, murmelte Maceo mit einem beinahe teuflischen Grinsen, als sie hinausgingen. „Mit einem wirklich sonnigen Lächeln auf den Lippen.“
Cesare wanderte wie ein gefangener Tiger hin und her. Ihr schenkte er kaum einen Blick, stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf seinen Freund.
„Was in aller Welt sollte das?“, fragte er auf Italienisch.
„Könntest du dich ein wenig klarer ausdrücken?“, antwortete Maceo in derselben Sprache.
„Ich hatte dich gebeten, sie zu fotografieren – nicht, sie anzumachen!“
„Wenn ich sie angemacht hätte, würde sie jetzt mit mir kommen“, versetzte Maceo arrogant. „Wenn du deine Frauen nicht halten kannst, di Arcangelo – dann lass das nicht an mir aus!“
Die beiden Männer standen da und starrten sich wütend an. Sorcha reichte es. Sie marschierte aus dem Foyer und überließ die beiden sich selbst. Sollte Cesare doch allein zurückfahren – sie würde den Zug nehmen!
Sie hatte bereits die halbe Marylebone High Street zurückgelegt, als sie eine wohl bekannte Stimme ihren Namen rufen hörte. Als sie sich umdrehte, stand Cesare hinter ihr – die unterdrückte Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wohin willst du?“, fuhr er sie an.
„Zum Bahnhof! Ich hatte keine Lust mehr, länger dabei zu stehen, während du und Maceo italienische Konversation betreibt – ich hatte bereits einen anstrengenden Vormittag.“
Sein Mund verzog sich. „Ja, das konnte ich sehen.“
Der anklagende Unterton war unüberhörbar. „Was soll das heißen?“
„Hältst du mich für blind, Sorcha?“, fragte er hitzig. „Ich habe genau gesehen, was zwischen dir und Maceo vor sich gegangen ist.“
„Vor sich gegangen?“, wiederholte sie ungläubig. „Du meinst wohl die Flirterei, die er hundertprozentig mit jeder Frau betreibt, die er fotografiert?“
„Ich weiß, was für eine Sorte Mann er ist!“, stieß er wütend hervor. „Und ich kenne seinen Ruf in Bezug auf Frauen. Er weiß nicht, dass irgendetwas zwischen uns ist, also warum sollte er es nicht bei dir versuchen? Oder willst du etwa leugnen, dass du ihn attraktiv findest?“
Sorcha seufzte. Das hier war eine schwierige Situation – doch auch, wenn sie ihre eigenen Gefühle unter Verschluss hielt, um nicht verletzt zu werden, konnte sie dennoch ehrlich sein.
„Unter anderen Umständen hätte ich ihn wahrscheinlich attraktiv gefunden“, sagte sie vorsichtig.
Er hob die Augenbrauen. „Welche anderen Umstände?“
Wenn sie ein Kind gewesen wäre, hätte sie jetzt mit dem Fuß auf den Boden gestampft. „Oh, du bist manchmal so schwer von Begriff, Cesare! Nur weil ich keine Jungfrau mehr war, als ich mit dir geschlafen habe, heißt das nicht, dass ich jedem beliebigen Mann schöne Augen mache! Ich habe nicht mehrere Liebhaber gleichzeitig.“ Sie starrte ihn an. „Du etwa?“
„Nein.“ Es entstand eine lange Pause, in der er sie einfach nur ansah und ein Teil der Anspannung ihn verließ. „Werde ich
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