JULIA EXTRA BAND 0262
Termin ausgemacht hat!“
„Bitte erinnere mich nicht daran!“
Sorcha starrte auf die Straße hinaus und seufzte. „Warum erzählst du mir nicht, woher du den Fotografen kennst?“
„Willst du das Thema wechseln?“
„Was denkst du?“
Plötzlich herrschte angespannte Stille.
„Nun?“, hakte sie nach.
Es war ja kein Geheimnis. „Maceo und ich kennen uns, seit wir Kinder waren“, sagte er schließlich.
„Du meinst Schulfreunde?“
Cesares Mund verzog sich. „Nicht ganz.“
„Nicht ganz … was? Nachbarn?“
„Nein. Wir haben uns im Judounterricht kennengelernt.“
„Und seitdem seid ihr befreundet?“
„Männer betrachten Freundschaft anders als Frauen“, antwortete er langsam. „Aber ja, wir sind Freunde. So, da wären wir“, murmelte er und konnte dabei nicht ganz die Erleichterung verbergen, die er spürte, als er das professionelle Studio sah. „Geh schon mal hinein. Ich komme gleich nach.“
Sorcha drehte sich zu ihm. „Da habe ich aber Glück“, sagte sie.
Seine Augen funkelten. „Genau dasselbe hast du gestern Nacht auch gesagt“, murmelte er. „Zwei Mal, wenn ich mich recht entsinne.“
„Nur zwei Mal?“, konterte sie, und er lachte.
Die Stimme des Assistenten durchbrach ihre erotischen Gedanken. „Nicht auf die Lippe beißen, Sorcha!“
„Entschuldigung“, sagte Sorcha automatisch. Wie hielten Models das nur aus?
Das Studio lag im Herzen von London, in einem großen, neutralen Keller, der voller Menschen war. Neben dem Assistenten gab es eine Stylistin und deren Assistentin sowie zwei Angestellte der Werbeagentur, die bereits seit Jahren für Whittakers arbeiteten.
Jeder trug legere Kleidung – nur Sorcha nicht. Ihr hatte man eine knallrote Schürze gegeben, und Publikum hatte sie auch nicht erwartet.
„Kann jemand diese Tomate aus dem Weg räumen? Würden Sie den Kopf ein wenig höher halten, Sorcha? Nein – mehr nach links!“
Sorcha behielt stets ein Lächeln auf den Lippen, denn sie wollte unbedingt ihr Bestes geben. Leicht hätte sie die Opferrolle einnehmen und behaupten können, dass sie zu diesem Shooting gezwungen worden war. Sie hätte sich sogar so ungeschickt anstellen können, dass man sie zu einem hoffnungslosen Fall erklärt hätte. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, sich an Cesare zu rächen. Doch wofür wollte sie sich rächen? Dafür, dass er so herrisch war? Doch eben dies machte einen Teil seiner Anziehung aus, obwohl es sie gleichzeitig abstieß.
Sie konnte ihn nicht dafür bestrafen, dass er sie Dinge fühlen ließ, die sie nicht fühlen wollte. Man konnte nicht jemand anderen für die eigenen Gefühle und Träume verantwortlich machen, denn das lag ganz allein bei einem selbst.
Plötzlich entstand Stimmengewirr und Hektik im Studio, woraufhin Sorcha aufblickte, um den Grund für die Aufregung zu erfahren. Ein Mann ganz in Schwarz kam gerade ins Studio, gefolgt von Cesare.
„Ist das der Fotograf?“, fragte sie leise flüsternd.
„Sie kennen ihn nicht?“ Der Assistent betrachtete sie, als käme sie von einem anderen Planeten. „Das ist Maceo di Ciccio“, sagte er. „Und hinter ihm Cesare di Arcangelo – oh, aber den kennen Sie ja, nicht wahr? Hat er sie nicht hierher gebracht?“
„Das hat er allerdings“, erwiderte Sorcha.
Cesare warf ihr einen kühlen Blick zu, den sie genauso kühl erwiderte. Daraufhin trat ein spöttischer Ausdruck in seine Augen, als er sie von Kopf bis Fuß musterte.
Sie beobachtete, wie der Fotograf allseits bewundernd begrüßt wurde. Unwillkürlich dachte Sorcha, dass Maceo di Ciccio auf der falschen Seite der Kamera arbeitete.
Er trug schwarze Jeans und einen eleganten Kaschmirpullover. Sein Gesicht war männlich-markant, mit tiefschwarzen Augen und einem sinnlichen Mund. Mit den zerzausten dunklen Haaren sah er ein wenig wie ein Pirat aus – die Art Mann, die sich einfach nahm, was sie wollte. So wie er aussah, fiel ihm das sicherlich nicht schwer.
Cesare beobachtete, wie der Assistent eine Lampe genau in Sorchas Gesicht drehte, und fragte sich, wo sein Triumphgefühl geblieben war. Er hatte alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte, sie war hier – auch wenn sie nicht besonders glücklich wirkte – und er hatte als Zugabe geradezu atemberaubenden und völlig unverbindlichen Sex mit ihr gehabt!
Was also war der Grund für die düstere Stimmung, die ihn gepackt hatte, seit er an diesem Morgen aus dem Bett gestiegen war? Allein. Sie hatte ihn mal wieder zu einer unmöglichen
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