JULIA EXTRA BAND 0262
bedurfte, ihre Ängste zu äußern, sich der Wahrheit zu stellen, ganz gleich, wie bitter die Realität sein mochte.
„Nun, deine Position hier ist nicht für die Ewigkeit. Wenn wir also eine Affäre beginnen, wird sie nicht andauern – es ist nur ein kurzfristiges Vergnügen. Wir wollen nicht, dass irgendjemand etwas darin hineindeutet, was gar nicht vorhanden ist.“ Sie zuckte die Schultern. „Und wir wollen auch nicht, dass andere Leute uns Gefühle andichten, wenn es zu Ende geht. Wenn sie nichts davon wissen, können sie es auch nicht tun.“
„Du hast alles perfekt durchdacht, nicht wahr?“, sagte er bewundernd.
„In etwa.“ Welche Wahl hatte sie denn schon? Wie sonst sollte sie sich gegen den Schmerz in ihrem Herzen schützen?
Sie bückte sich, um ihren BH aufzuheben, und Cesare schloss rasch die Augen, weil es so erotisch aussah. Quälte sie ihn ganz bewusst?
Voller Wut kletterte er aus dem Bett und hatte erneut das Gefühl, dass die Dinge nicht mehr in seiner Hand lagen.
„Also soll deine Strategie verhindern, dass es zwischen uns zu verletztem Stolz kommt?“, wiederholte er langsam.
Sorcha nickte und wandte sich ab, um nicht länger seinen strahlend nackten, herrlichen Körper ansehen zu müssen. „Das kannst du doch sicher verstehen, Cesare?“
Stolz? Oh ja – das konnte er verstehen. Er kannte sowohl den Schmerz als auch den Trost, den er mit sich brachte. Wenn man Stolz an der Universität studieren könnte, dann hätte Cesare darin mit Auszeichnung abgeschlossen.
6. KAPITEL
„Okay, Sorcha – wenn Sie sich dorthin stellen könnten.“
Sorcha stellte sich auf das Kreidekreuz, auf das der Assistent deutete, und ließ sich von allen Seiten ausleuchten. Sie war erst seit einer halben Stunde hier und langweilte sich bereits zu Tode. Wie hielten professionelle Models das nur aus? Ungewollt zollte sie ihnen ihren Respekt, denn es verhinderte zumindest, dass ihre Gedanken zu …
Rasch lächelte sie den Assistenten an. Nein, sie würde nicht an Cesare denken oder an die Tatsache, dass er geglaubt hatte, sie mithilfe seiner Verführungskünste zur Annahme des Jobs bewegen zu können.
Wenigstens hatte sie ihm bewiesen, dass sie in mancherlei Hinsicht durchaus einen eigenen Willen besaß. Jedes Mal, nachdem sie sich geliebt hatten, hatte sie darauf bestanden, nach Hause zu fahren und in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Obwohl er immer sein Bestes versuchte, sie doch noch zum Bleiben zu bewegen.
Sie zitterte und schloss die Augen. Warum musste sie sich ausgerechnet jetzt daran erinnern, wie er sie geküsst hatte, wie er seine Lippen über ihre Brüste, den Bauch und noch tiefer hatte wandern lassen? Sie hatte ihre Begierde laut hinausgestöhnt und sich ihm machtlos ergeben, während er triumphierend lachte.
Genau deshalb war sie so bedacht darauf, nicht die ganze Nacht mit ihm zu verbringen. Wer konnte schon ahnen, was in diesen seltsamen, unwirklichen Stunden vor Anbruch der Dämmerung passierte, wenn sie dicht neben dem Mann lag, der ihr schon einmal das Herz gebrochen hatte? Es könnte ihr schwerfallen, ihn nicht in den Arm zu nehmen und sanft sein Haar zu streicheln – oder ihm nicht zu sagen, dass er ihr das Gefühl gab, wieder ganz zu sein.
Und lag es an ihrer Unnachgiebigkeit in diesem Punkt, die Cesare dazu bewegte, ihr seine Macht auf andere Art zu beweisen? Wenn er sie nicht die ganze Nacht haben konnte, dann doch zu jeder anderen Gelegenheit? Fühlte er mehr als erotische Befriedigung dabei, sie immer wieder im Büro zu verführen, obwohl sie atemlos protestierte, dass es sich falsch anfühlte?
An diesem Morgen hatte er sie abgeholt, um sie zum Fotoshooting zu bringen. Während der Fahrt war sie sich seiner Präsenz so bewusst gewesen wie noch nie zuvor. Die Atmosphäre zwischen ihnen war derart angespannt, dass Sorcha es nicht länger aushielt.
„Stimmt etwas nicht, Cesare?“
„Ob etwas nicht stimmt?“ Er lachte rau auf. „Ich will dich so sehr, dass ich kaum geradeaus fahren kann – was also sollte nicht stimmen?“
„Ich dachte, du hättest dich gestern vollkommen verausgabt“, gab sie spitz zurück.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Das habe ich auch“, entgegnete er trocken.
Und trotz allem machte ihr Herz einen Satz. „Warum hältst du nicht an und küsst mich?“, fragte sie sanft.
„Weil wir auf der Autobahn sind, weil du von einem Genie fotografiert werden wirst, und weil Zeit Geld ist“, fauchte er frustriert.
„Du warst derjenige, der den
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