JULIA EXTRA BAND 0262
verrückt?“, murmelte er sanft.
„Ich weiß es nicht – tust du es?“
„Ja“, stöhnte er und zog sie in seine Arme. Er wollte ihr sagen, dass es so nicht hatte sein sollen – er dachte, er würde einen ganz geradlinigen Weg gehen, doch überall tauchten unvorhergesehene Windungen auf.
„Ich stelle fest, dass ich dich mitten auf der Straße küssen will“, flüsterte er.
„Cesare – das kannst du nicht.“
„Ich kann nicht?“
„Denk an deinen Ruf.“
„Was ist mit deinem?“
Sorcha konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal in der Öffentlichkeit geküsst worden war. Es dauerte nicht lange. Es war ein kurzer, intensiver Kuss – genau genommen war es eine beeindruckende Demonstration von Cesares Können. Als er von ihr ließ, war sie atemlos und bemerkte gar nicht, dass die Leute in dem roten Doppeldeckerbus, der gerade vorbeifuhr, alle zu ihnen herübersahen.
„Was jetzt?“, hauchte sie.
„Lass uns ein Hotel suchen“, gab er erregt zurück.
7. KAPITEL
Sonnenlicht fiel durch die Fenster, und Sorcha öffnete träge die Augen und gähnte. Sie hatte sich häufig gefragt, welche Leute den Nachmittag in einem Hotelbett verbrachten, und nun kannte sie die Antwort.
Leute wie sie.
Sie schaute auf die Gestalt neben sich im Bett. Cesare schlief. Sein herrlicher Körper wirkte wie das Modell eines Bildhauers, die gebräunte Haut hob sich deutlich von den weißen Laken ab.
In wie vielen Betten hatte er wohl so gelegen?, fragte sie sich. Hatte er anonyme Nachmittage wie diesen in allen großen Städten der Welt verbracht? Mit wie vielen Frauen? Verschwammen sie alle zu einem einzigen willigen Körper? Würde er sich in einem Jahr überhaupt noch daran erinnern können, wo er mit ihr gewesen war?
Zwischen seinen nur noch halb geschlossenen Augen kam ein Funkeln zum Vorschein, während er gleichzeitig voller Selbstverständlichkeit eine Hand auf ihren rechten Schenkel legte. Wie leicht doch Sex mit wahrer emotionaler Intimität zu verwechseln war, dachte Sorcha mit einem schmerzhaften Stich.
„Du wirkst ganz so, als wärst du in Gedanken verloren“, murmelte er.
„Das war ich auch.“
„Willst du deine Gedanken mit mir teilen?“
„Die willst du sicher nicht wirklich hören.“
„Lass es doch darauf ankommen“, entgegnete er und streckte seine Beine, wobei er gar nicht erst versuchte, sein neu erwachtes Verlangen zu verbergen.
„Ich habe mich gefragt, ob das eine Gewohnheit von dir ist.“
„Was?“
„Mit irgendwelchen Frauen in anonymen Hotelzimmern zu schlafen.“
Er betrachtete sie nachdenklich. „Was glaubst du denn? Dass ich in jeder Stadt eine schöne Frau aufgable und sie in mein Bett hole?“
„Tust du das?“
Er lachte. „Einmal – vor langer Zeit – bin ich genau durch eine solche Phase gegangen.“ Es war geschehen, nachdem er sie tief verletzt verlassen hatte – er hatte nicht damit gerechnet, verletzt zu werden, so als verfüge er über ein göttliches Recht, von Liebeskummer verschont zu bleiben.
Willige Frauen hatte es immer gegeben – und zu dieser Zeit schien ihre Anzahl geradezu unendlich zu sein. Es war beinahe so, als hätte seine eisige Gleichgültigkeit die Frauen gereizt, als hätte es sie vor die Herausforderung gestellt, sein kaltes Herz zu durchbrechen und den warmen Mann darunter zum Vorschein zu bringen. Natürlich war es keiner der Frauen geglückt.
„Es klingt wie die männliche Vorstellung vom Paradies“, sagte Sorcha und hoffte, dass ihre Stimme nicht bitter klang – denn es ging sie nichts an, wie er sein Leben lebte.
„Das war es nicht“, gab er nüchtern zurück. „Vorhersehbarkeit ist langweilig, und wenn man etwas ganz besonders leicht bekommt, hat es nicht denselben Wert.“
Sorcha wurde ganz still. „Du hast nicht besonders viel tun müssen, um mich ins Bett zu bekommen“, erwiderte sie leise.
Seine Stimme war kühl und spöttisch. „Glaubst du das wirklich? Deine Verführung hat vor sieben Jahren begonnen – und wenn ich mir das in Erinnerung rufe, dann würde ich sagen, du warst von allen am schwersten ins Bett zu bekommen.“ Seine Augen verdunkelten sich, wurden misstrauisch. „Und was ist mit dir, Sorcha, da dies gerade die Stunde der Wahrheit zu sein scheint?“
„Was willst du wissen? Genaue Zahlen – wie in diesem Film, in dem ich all meine Eroberungen durchgehe und dich damit zum Lachen bringe?“
Lachen? Er zuckte zusammen, obwohl er wusste, dass der heftige Stich der Eifersucht, der ihn
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