JULIA EXTRA BAND 0262
…“ Er zuckte die Schultern. „Dann ist es einzig und allein der Mann, dem du die Schuld gibst.“
„Wer redet hier von Schuld?“ Sorcha trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Ich nicht.“
„Wie lange willst du dann noch diese lächerliche Scharade aufrechterhalten und so tun, als würden wir etwas nicht wollen, wenn wir es doch in Wahrheit kaum abwarten können? Du willst mich, Sorcha. Also warum in aller Welt kommst du nicht endlich her, bevor uns die Zeit davonläuft?“
„Bevor uns die Zeit davonläuft?“, wiederholte sie. „Was meinst du damit?“
Er lachte. „Bist du so naiv? Glaubst du wirklich, dass ich Ewigkeiten in diesem … Hotel bleibe und ein Auge auf eure kleine Firma habe? Meinst du wirklich, dass ich immer hierbleibe – dass ich deinen Liebhaber spiele, wann immer dir der Sinn danach steht?“
Sorcha zuckte zusammen. Es war doch seltsam, wie man sich selbst täuschen konnte. Sie hatte immer gewusst, dass er wieder gehen würde. Dennoch hatte sich ein Teil von ihr an den Gedanken geklammert, dass er bleiben würde, bis eine Lösung gefunden war. Bloß dass es keine Lösung geben würde. Sie waren einfach nur zwei vollkommen unterschiedliche Menschen, die sich zufälligerweise unheimlich stark zueinander hingezogen fühlten.
Die größte erotische Fantasie, die er je hatte.
Für Sorcha war es anders, denn sie hatte erkannt, dass Cesare ihr wesentlich mehr bedeutete. Die Liebe, die sie mit achtzehn für ihn empfunden hatte, war genauso zart und fragil wie ihre Jugend gewesen. Damals hatte er ihr Angst eingejagt mit seinem Mangel an Emotionen, und deshalb hatte sie blind um sich geschlagen und ihn abgewiesen. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen war – aber hatte sie nicht immer bereut, dass es auf diese Weise zu Ende gegangen war?
Und jetzt hatte er ihr mitgeteilt, dass seine Zeit hier begrenzt war – damit musste sie sich wieder einmal entscheiden. Sollte sie nur für den Augenblick leben und seine Geliebte bleiben? Oder sollte sie ihren Stolz wahren und sich würdevoll zurückziehen, solange sie noch die Gelegenheit dazu hatte?
Sie wandte ihm den Rücken zu, woraufhin Cesare einen scharfen Stich der Enttäuschung verspürte. Doch er würde darüber hinwegkommen. Er würde in keinem Fall betteln. In diesem Moment sah er jedoch, wie Sorcha zur Tür ging, sie verriegelte, dann zurückkam und dabei ihre Bluse aufknöpfte.
Fragend schaute er sie an. „Sorcha?“ Cesare schluckte schwer.
„Was?“ Als sie den letzten Knopf geöffnet hatte, zog sie die Bluse aus und legte sie vorsichtig über eine Stuhllehne. „Ich kann doch nicht zulassen, dass sie bis zu meinem Meeting am Nachmittag zerknittert, nicht wahr?“, fragte sie unschuldig.
„Sorcha …“
Er wollte einen Schritt auf sie zu tun, aber sie hinderte ihn mit einer Geste ihrer Hand daran. Dann griff sie nach dem Reißverschluss ihres Rocks und zog ihn hinunter. Sie schlüpfte aus dem Rock und legte ihn genauso sorgfältig neben die Bluse.
Als sie sich zu Cesare umdrehte, trug sie nur noch einen Spitzen-BH, einen Slip und halterlose Seidenstrümpfe. Und hohe Absätze. Cesare schluckte. Ganz kurz schloss er die Augen.
„Hast du mich vermisst?“, fragte sie.
„Ja.“
„Dann komm vom Fenster weg“, sagte sie, „und zeig mir, wie sehr.“
Für einen kurzen Moment war er nicht sicher, ob er sich bewegen konnte. Er lockerte die Krawatte und ging langsam auf sie zu. Ein Funkeln lag in seinen Augen.
„Cesare?“, flüsterte sie unsicher.
Er lachte tief. „Was ist los, Sorcha?“, murmelte er, als er dicht vor ihr stand. „Bekommst du es jetzt mit der Angst?“ Unvermittelt nahm er ihre Hand und ließ sie seine Begierde spüren, woraufhin ein Schauer seinen ganzen Körper durchlief.
„Oh, Sorcha.“
Die Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, ließ sie regelrecht dahinschmelzen. Sie wollte ihn küssen – kleine, zärtliche Küsse, die jeden Zentimeter seiner Haut bedeckten – doch sie fürchtete, dass dies nicht zu ihren erotischen Spielregeln gehörte. Und Küssen machte sie schwach – wohingegen Verführung ihr Macht verlieh.
Sie öffnete seinen Gürtel, zog den Reißverschluss auf, ließ ihre Hand in seine Hose gleiten. Cesare stöhnte laut auf.
„Pst, ich möchte doch nicht, dass jeder mitbekommt, was wir tun.“
Die Tatsache, dass sie ihm befohlen hatte, still zu sein, empfand er als nahezu genauso erotisch wie das, was sie als Nächstes tat.
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