JULIA EXTRA BAND 0262
habe?“
„Das reicht!“, stieß er hervor.
„Nein, das reicht nicht! Wir reden nie über die Dinge, die in uns vorgehen, oder? Genauso wie wir nie über deinen damaligen Heiratsantrag reden …“
„Ich will nicht darüber reden, Sorcha!“ Seine Stimme klang wie ein Peitschenhieb.
„Aber ich will es! Du hast mir damals nicht zugehört, als ich mich erklären wollte. Du hast mich zu Tode geängstigt mit deiner Aufzählung der passenden Eigenschaften, die du dir in einer Ehefrau wünschst. Cesare, ich war achtzehn Jahre alt, verdammt noch mal! Ich habe dich wirklich geliebt. Alles, was ich wollte, war, dass du mir auch ein wenig Liebe und Zuneigung schenkst – aber das konntest du nicht.“
Sie wartete, wartete auf irgendeine Reaktion – doch es kam nichts. Sein Gesicht war wie eine Maske aus Eis. Sorcha zitterte. Nichts hatte sich geändert. Er hatte ihr damals nicht zugehört, und er tat es auch jetzt nicht.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie, denn sie erkannte in diesem Moment, dass sie nur ihre Zeit verschwendet hatte, indem sie die Hoffnung gehegt hatte, sie könnten etwas wirklich Wertvolles und Dauerhaftes zwischen sich aufbauen.
„Es tut dir leid?“ Cesare war wütend. Wie konnte sie es wagen, ihm das anzutun? Warum sollte er sich unnötigem emotionalem Schmerz aussetzen, wenn es doch so viel einfacher war, sich lediglich in der Leidenschaft ihrer beiden Körper zu verlieren? Wenn er weit von England fort war, würde er eine andere Frau finden – eine, die ihn nicht so quälte wie Sorcha mit all diesen Erinnerungen .
Er lächelte kühl, womit er seine Entscheidung, die er wie eine Befreiung empfand, verbarg.
„Cesare?“, flüsterte sie vorsichtig.
„Schließ die Tür“, forderte er sie auf.
Sorcha tat wie geheißen, doch irgendetwas war anders – oder vielmehr, er war anders. Er ließ die Jalousien herunter, sodass das Licht im Büro gedämpft war und sie in ihrer eigenen, privaten Welt versanken.
Und dann übernahm er vollkommen die Kontrolle – als wolle er ihr eine wahre Lehrstunde in der Kunst der Verführung geben. Der personifizierte Latin Lover. Er hob sie auf die Arme, trug sie zum Sofa hinüber und legte sie dort nieder. Cesare küsste ihre Nasenspitze, die Lider und dann ihre Lippen. Unter seiner Berührung war es leicht, alles andere auszuklammern. Sie schloss die Augen, während er sie streichelte und sanfte Worte auf Italienisch in ihr Ohr hauchte. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um ihm nicht zu sagen, wie sehr sie ihn …
Sie riss abrupt die Augen auf, als er in sie eindrang.
Cesare hielt inne. „Was ist los?“
Sorcha schluckte. „Nichts“, flüsterte sie. Hastig vergrub sie die Finger in seinem dichten Haar. Alberne, verrückte Gedanken quälten sie.
Ich liebe dich nicht, dachte sie verzweifelt. Ich will dich nicht lieben.
Danach lagen sie eng umschlungen. Sorcha versuchte, ihre Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen, doch sie hatte das Gefühl, nicht mehr unterscheiden zu können, was Realität war und was Fantasie.
Cesare erhob sich und begann, seine Kleider anzuziehen. „Ich werde heute Abend nach Rom fliegen.“
„Aber du bist doch erst ein paar Tage zurück!“
„Der Firma geht es gut“, sagte er. „Die neue Fabrik hat die Produktion aufgenommen und läuft reibungslos – die neue Werbung hat meine kühnsten Erwartungen übertroffen.“
Er sprach im sanften Tonfall eines Arztes, der einem Patienten eine schreckliche Diagnose mitteilt – eine Mischung aus Mitgefühl und Resignation. Sie wollte ihn an den Schultern packen und anschreien: Mir ist die Firma egal – was ist eigentlich mit uns?
Doch irgendetwas in seinen Augen hielt sie davon ab. War es eine Warnung? Dass sie dies auf zwei Arten erledigen konnten, und wenn sie den würdevollen Weg wählten, dann brauchten sie Stolz.
„Du gehst – nicht wahr, Cesare?“, fragte sie und brachte ihre ganze Willenskraft auf, damit ihre Stimme nicht brach.
„Du wusstest, dass ich das irgendwann tun würde.“
Natürlich wusste sie das. „Und … was wirst du tun?“
„Ich kehre nach Panicale zurück. Ich will dieses Jahr die Ernte nicht verpassen.“
Irgendetwas in seinem Ton ließ ihr Herz schwer werden. Ihre Lippen formten die Frage, die sie kaum zu stellen wagte, doch ein masochistischer Impuls trieb sie dazu. „Du klingst wie ein Mann, der eine Sehnsucht zu befriedigen hat?“
„Ja, natürlich tue ich das, Sorcha – tut das nicht jeder? Eines Tages will ich eine eigene
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