JULIA EXTRA BAND 0263
sie es getan hat, denn sie liebt dieses Kleid, und eigentlich hätte ich gedacht …“
„Ja. Sie liebt es“, stimmte er zu. „Lisette, ich denke, drei Erwachsene in diesem Raum sind zu viel. Komm, wir warten ab, ob Roxanna sie beruhigen kann.“
„Nun, ich möchte sicherlich nicht dieses Gebrüll den ganzen Tag mit anhören müssen. Armer Liebling.“ Die letzten zwei Wörter fügte Lisette ein wenig zu hastig hinzu.
Ginos Hand lag immer noch auf ihrer Schulter, als er sie hinausführte.
Rox ließ Pia noch ein oder zwei Minuten weiter schreien. Sie sagte nichts, sondern saß einfach nur da und passte auf, dass das Kind sich nicht verletzte. Als Pia kurz still war, um Luft zu holen, fragte sie beiläufig: „Hast du Hunger, Pia? Maria wollte dir ein gekochtes Ei zum Lunch machen.“ Sie wusste, dass Pia es liebte, Brotstreifen in den Dotter zu tunken.
Pia antwortete nicht, aber sie wurde ganz allmählich ruhiger. Schließlich verebbte ihr Schluchzen.
Rox wartete noch einen Moment, dann fragte sie vorsichtig:„Warum hast du in dein schönes Kleid hineingeschnitten, Schätzchen?“
„Ich werde wirklich gut im Schneiden. Ich habe jeden Morgen vor dem Frühstück mit Papa ausgeschnitten.“
„Ja, du bist sehr gut im Schneiden. Hast du es deshalb getan? Hast du geübt? Du hättest dir ein Blatt Papier nehmen sollen, Sweetheart.“
„Ich wollte, dass es mehr wie eine Narzisse aussieht. Ich habe sie mir im Garten angesehen. Sie haben fransige Enden, und ich wollte, dass mein Kleid auch fransige Enden hat. Aber Tante Lisette mochte die Fransen nicht. Sie war wütend. Sehr wütend.“
„Hast du Angst bekommen, Schätzchen?“
„Ja, und ich war böse auf sie. Sie hat es mich nicht zu Ende machen lassen. Sie hat nach dem Kleid gegriffen und gezogen. Ich wollte in das ganze Kleid schneiden, damit es schön aussieht. Magst du die Fransen, Maddie?“
Oh Gott, soll ich ihr jetzt sagen, dass sie das Kleid ruiniert hat? Sie glaubt, dass sie etwas Wundervolles gemacht hat, dabei wird der Stoff einreißen.
„Sie sind sehr schön, Pia“, antwortete Rox, während ihr Gehirn nach einer Lösung suchte. „So gerade! Du bist mittlerweile wirklich sehr gut im Schneiden.“
Sie konnte Pia ihr Werk vollenden lassen. Das Kleid reichte bis gut über die Knie, und die Fransen waren nicht zu tief. Rox würde sie abschneiden, einen neuen Saum vernähen und die Fransen daran aufnähen. Die Fransen würden vermutlich immer noch einreißen, aber nicht das ganze Kleid kaputt machen. Schließlich war es ein Kleid zum Spielen, Pia ging damit nicht auf einen Ball.
„Lass es uns zu Ende machen, Pia. Ich halte das Kleid fest, während du schneidest.“
Sie tauchten zwanzig Minuten später wieder aus Ginos Büro auf, nach anstrengender Arbeit, während der Rox Pia erklärte, dass sie nie, nie etwas zerschneiden durfte, ohne vorher eine erwachsene Person zu fragen, und dass derjenige, der sich versteckt hatte, sich zu erkennen geben musste, wenn der Suchende sagte, dass es kein Spiel mehr war. Die salzigen Spuren der Tränen waren immer noch auf Pias Gesicht zu sehen.
Gino und Lisette hatten draußen gewartet und dabei ihre Getränkeauf der Terrasse zu Ende getrunken. Sie saßen auf den Rattansesseln, und Rox verspürte eine starke Abneigung gegen die andere Frau.
„Na, wir haben uns endlich wieder beruhigt“, murmelte Lisette, als sie Rox und Pia sah.
Gino stand auf und kam ihnen entgegen. „Irgendwelche Erklärungen?“, fragte er Rox.
„Eine ganz einfache Erklärung: Pia wollte, dass ihr Kleid mehr wie eine Narzisse aussieht. Es war also eine kreative Handlung, keine zerstörerische“, sagte sie ruhig.
„Aber das neue Kleid ist ruiniert.“
Rox erklärte, was sie damit tun wollte – es würde funktionieren. Maria hatte eine Nähmaschine. Daraufhin hob Gino den Kopf und lachte. „Ihr zwei seid schon welche! Ich glaube, noch mehr Kreativität kann ich an diesem Morgen nicht vertragen. Maria und ich haben alle Hände voll zu tun hier. Hörst du das, Lisette?“
„Ja, das tue ich“, antwortete sie sofort und setzte ein breites Lächeln auf. „Und deshalb werde ich dich zum Lunch ausführen. Wir beide brauchen unbedingt eine Pause, du und ich.“ Ihre Stimme senkte sich zu einem beinahe heiseren Flüstern. „Vor allem du, Gino! Also, falls du vorhast zu protestieren, vergiss es!“
Hast du vor zu protestieren, Gino?, fragte sich Rox. Kannst du nicht erkennen, was sie will? Bitte protestiere …
Diese schlimme,
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