JULIA EXTRA BAND 0263
die Lider halb gesenkt, und er konnte nicht anders und erwiderte das Lächeln. Seit Angeles Tod hatte er sich so sehr auf Lisette verlassen. Er wollte sie nicht beleidigen, selbst wenn ihr Vorschlag nicht infrage kam.
Kam er denn wirklich nicht infrage? Er sollte die Idee zumindesteinen Moment erwägen, entschied er irgendwie dickköpfig. Sie offerierte ihm doch genau das, was er wollte, oder? Dasselbe, was er Roxanna angeboten hatte – das unkomplizierte Vergnügen einer unverbindlichen Affäre mit dem Reiz des Geheimen obendrauf.
Aber sie ist verheiratet, dachte er. Ich bin kein Ehebrecher.
Und spätestens seit du Roxanna kennst, müsste dir doch aufgefallen sein, dass Lisette wenig Verständnis für Pia hat, flüsterte eine neue kleine Stimme in seinem Kopf.
Lisette würde argumentieren, dass die Skrupel wegen Ehebruchs etwas für Bauern waren und dass Pia keine Relevanz hatte. Seit wann musste eine Geliebte mit dem Kind ihres Liebhabers gut zurechtkommen?
Beim Lunch hatte er ihr keine klare Antwort gegeben, weil er einfach nicht die richtigen Worte fand, um Nein zu sagen. Doch Lisette schien mit seinem unsicheren Lächeln zufrieden, denn sie hatte das Thema nicht weiter verfolgt, sondern ihn nur gebeten, ihr noch etwas Wein einzuschenken.
„Okay, das ist jetzt genug, ihr Racker“, sagte Roxanna am Flügel. „Meine Finger brauchen eine Pause.“
„Nein! Mehr!“, protestierten vier kleine Stimmen auf Italienisch. „Wir wollen mehr!“
„Nein, heute nicht mehr“, entschied sie fröhlich. Dann stand sie auf, drehte sich um und sah Gino.
Wurden ihre geröteten Wangen noch ein wenig dunkler? Er glaubte ja und war darüber sehr glücklich, was natürlich gänzlich falsch war. Er sollte dafür sorgen, Abstand zu halten, er sollte nicht nach weiteren Beweisen dafür suchen, dass die Anziehung zwischen ihnen immer noch bestand. War es wirklich Pia gewesen, an die er während des Lunchs gedacht hatte? Oder an Roxanna und die Veränderungen, die sie in seiner Tochter bewirkt hatte?
„Du setzt den Unterricht nicht fort?“, fragte er, als sie auf ihn zukam.
„Wenn ich so lange weitermache, bis sie gelangweilt sind“, entgegnete Roxanna, „dann erinnern sie sich beim nächsten Mal vielleicht an die Langeweile und nicht an den Spaß, den sie zuerst hatten. Wir haben jetzt eine Dreiviertelstunde geübt, das ist genug.“
„Ich weiß wirklich nicht, warum du glaubst, dass du keinegute Lehrerin bist.“
Sie blieb neben ihm stehen, neigte den Kopf zur Seite, betrachtete ihn einen Moment und sagte dann: „Läuft das etwa auf ein ‚Ich habe es dir doch gesagt‘ hinaus? Zielen wir vielleicht auf so etwas wie ‚Es tut mir leid, Gino, du hattest völlig recht, was mich und das Unterrichten angeht‘ ab?“
Er musste lachen, obwohl ihr Duft ihn umfing und seine Lenden sofort darauf reagierten. „Ja, es könnte sein, dass wir darauf abzielen“, gab er zu. „Aber wir haben nur dein Bestes im Sinn.“
„Wer ist dieses wir ?“
„Du hast damit angefangen“, gab Gino zurück.
Zur Hölle, er wollte in diesem Moment etwas ganz anderes anfangen. Etwas sehr Körperliches und Einfaches, was keine komplizierten Fragen oder noch schwierigere Antworten erforderte. Er wollte spüren, wie ihr Haar durch seine Finger glitt und ihre Haut sich an seine presste. Sie sollte unter seiner Berührung vor Wonne stöhnen und sich voller Verlangen an ihn klammern. Nachher wollte er mit ihr lachen und die Trägheit mit ihr genießen, ohne Druck, ohne Störungen und ohne Versprechen.
„Okay“, erklärte sie. „Ich habe damit angefangen. Weil ich nach einem eleganten Weg suche, es zuzugeben. Du hattest vollkommen recht, was mich und das Unterrichten angeht, Gino. Ich beginne wirklich zu glauben, dass ich das beruflich tun könnte, und ich weiß jetzt auch, warum die Di Bartoli-Aktien ständig steigen. Sie haben einen verdammt schlauen Kerl in der Leitung.“
Die Spannung zwischen ihnen hatte die Luft elektrisch aufgeladen, und es knisterte gefährlich, als Gino die Stimme senkte und sagte: „Das klingt wie ein Kompliment.“
„Oh, lass dir das bloß nicht zu Kopf steigen, Gino.“ Ihr Lächeln forderte ihn heraus.
Sie legte den Kopf zurück und verschränkte die Arme vor dem Körper, wodurch ihre Brüste hochgeschoben wurden. Er dachte daran, wie sie sich gegen seinen Oberkörper pressen würden, wenn er sie in die Arme zog, dachte daran, wie Roxanna reagieren würde, wenn er mit dem Daumen über die empfindlichen
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