JULIA EXTRA BAND 0263
paar Mal, aber damit hätte sie auch die Wärme der Sonne auf ihrem Rücken meinen können.
Lisette war perfekt zurechtgemacht, nur ihre Sandalen mit den hohen Pfennigabsätzen waren weder für den Kiesweg noch für die Wiese geeignet. Natürlich war sie sehr schön – in einer Art und Weise, die Rox niemals erreichen würde. Fantastischer Knochenbau, große dunkle Augen, perfekte Augenbrauen und Lippen und glänzendes hellbraunes Haar.
„Gino, es wird dir diesen Sommer sehr schwerfallen, mich von hier fernzuhalten“, sagte sie. „Ich werde jedes Wochenende bei dir verbringen. Ich erzähle dir schon seit Jahren, wie fantastisch dieser Garten sein könnte. Wirst du jetzt endlich zugeben, dass ich recht hatte?“ Sie legte ihre Hand auf seinen Oberarm und streichelte ihn leicht.
Eifersucht machte sich in Rox breit – groß und stark. Am liebsten wäre sie einen Schritt hervorgetreten und hätte gesagt: „Entschuldigung? Sind Sie nicht verheiratet, Mrs. Falconi? Behalten Sie Ihre Finger bei sich!“
„Ich gebe zu, dass du recht hattest“, antwortete Gino seiner Schwägerin. „Ich gebe auch zu, dass wir das schon vor Jahren hätten machen sollen.“
„Gut.“ Lisettes Lächeln gipfelte in einem verführerischen Schmollmund.
Die Eifersucht wand sich wie eine giftige Schlange durch Roxannas Adern. Gino schien dieses kokette Verhalten zu mögen, denn seine Reaktion konnte man beileibe nicht anders deuten. Pia trottete wegen Nicolettas Ablehnung schlecht gelaunt ins Haus. Maria kann sie drinnen sicher schnell aufheitern, dachte Rox jedoch.
Die Tour durch den Garten ging jenseits der alten Mauer weiter und verlief parallel zu den Weinbergen, deren Reben in Reihund Glied standen. Nicoletta verkündete erneut, wie sehr sie sich langweilte.
„Schau dir eine DVD an“, meinte Lisette beiläufig, dann legte sie Gino erneut die Hand auf den Arm und fragte: „Sollen wir Maria bitten, uns etwas Kühles zu trinken zu bringen? Roxanna, könnten Sie das für uns übernehmen?“
In Kombination mit einem höflichen, unechten Lächeln verwies diese Frage Rox eindeutig an ihren Platz und machte die Überlegung, ob drei Gläser benötigt wurden, überflüssig. Rox entgegnete: „Ja, natürlich.“
„Auf der Terrasse, vielen Dank“, fügte Lisette hinzu.
„Kommt sofort …“ Doch während sie sprach, sah Rox, dass Gino die Stirn runzelte. Er war ganz offensichtlich nicht besonders glücklich über die Rolle, die seine Schwägerin ihr zugewiesen hatte.
Da hast du’s, Lisette!
Die Schlange in Roxannas Körper legte sich zurück und badete in der Sonne, während Rox zum Haus ging. Sie hasste die Schlange.
War das hier ein Wettbewerb? Rox hatte den Preis bereits ausgeschlagen. Warum dachte sie also so?
Lisette konnte Gino haben. Das diskrete Arrangement, das er Roxanna angeboten hatte, kam der anderen Frau sehr entgegen – eine geheime Verbindung, die ihre Ehe nicht gefährdete, weil keiner von beiden ihre Beziehung öffentlich machen würde.
„Maria“, sagte Rox in der Küche, „Lisette und Gino hätten auf der Terrasse gerne etwas Kühles zu trinken. Wissen Sie, was sie normalerweise trinkt? Oh, und ich schätze, Nicoletta möchte auch etwas.“
„Sie nicht, Miss Maddie?“
Ich wurde nicht gefragt.
„Ich sehe mal nach, was Pia macht“, antwortete sie. „Wissen Sie, wo sie ist?“
Maria öffnete die Hände und schüttelte den Kopf. „Sie ist nicht draußen bei Ihnen?“
„Nein, sie ist vor einer Weile ins Haus gegangen. Ich dachte, sie wäre direkt zu Ihnen gekommen.“
„Nein. Ich frage mich … Lassen Sie mich die Getränke nach draußen bringen, und Sie können nach ihr rufen. Sie ist so verdächtigruhig.“
So verdammt ruhig, dass Rox sie nicht finden konnte. „Pia?“, rief sie. „Wo bist du?“
Keine Antwort.
Sie suchte an verschiedenen von Pias Lieblingsplätzen im Haus, die sie mittlerweile gut genug kannte. Erfolglos. Sie spähte in Ginos Büro, durchstreifte den Speisesalon, schaute hinter diverse Türen im oberen Stockwerk und rief immer wieder nach ihr.
Das war ein reales Versteckspiel, doch vielleicht wusste Pia das nicht. „Ich spiele jetzt nicht mehr, Sweetheart“, rief sie. „Du musst mir sagen, wo du bist.“
Immer noch keine Antwort.
Maria kam wieder herein. „Kann sie herausgegangen sein, ohne dass ich sie gehört habe? Ich habe schließlich auch nicht mitgekriegt, wie sie hereinkam.“
„Aber ich habe sie auf meinem Weg vom Rosengarten hierher nicht gesehen.
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