JULIA EXTRA BAND 0263
möchte jetzt Riesenrad fahren.“
Sie wollte schon losgehen, aber Gil hielt sie am Arm fest. „Hey, hey, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, so, wie Sie angezogen sind. Sie werden frieren.“
Die ausgelassene Fröhlichkeit, die während der letzten Stunde in ihr aufgestiegen war, brach sich jetzt einen Weg. „Was ist das denn? Sie sind der Mann, der an die Freuden des Unerwarteten glaubt, oder etwa nicht?“
„Doch, schon …“
„Nun, ich kam her und hatte keine Ahnung, dass ich Riesenrad fahren wollte, deshalb ist es genau das, was ich jetzt tun sollte. Das ist Ihre eigene Philosophie.“
„In diesem dünnen Kleidchen ist das einfach unvernünftig.“
Jane drehte sich mit blitzenden Augen zu ihm um. „Ich bin mein ganzes Leben lang vernünftig gewesen. Heute Abend nehme ich mir eine Auszeit davon. Ist das klar?“
Gil schlug sofort die Hacken zusammen und salutierte. „Ja, Ma’am. Wie Sie wünschen, Ma’am.“
„Alberner Kerl!“
Sie setzten sich nebeneinander in eine Gondel. Als sie aufstiegen, begann Jane Gils Zweifel an ihrer Kleidung zu begreifen. Je höher sie kamen, desto kälter wurde ihr. Dann ging es wiederabwärts. Plötzlich zog Gil seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Die Wärme war himmlisch.
„Danke – Sie hatten recht“, sagte sie dankbar.
Er grinste verschmitzt. „Der Hexenmeister hat immer recht.“
Wieder ging es nach oben. Als sie am höchsten Punkt angelangt waren, blieben sie plötzlich stehen. Und warteten. Und warteten.
„Was ist los?“, fragte sie etwas nervös. „Warum fahren wir nicht wieder hinunter?“
„Wahrscheinlich steigt unten jemand zu. Es geht sicher sofort weiter.“
Aber nichts geschah, und Jane bemerkte, dass sie die Höhe nicht mochte. Die Gondel begann bei jeder Bewegung heftig zu schaukeln, und sie fühlte sich auf einmal sehr unsicher.
„Es ist schon in Ordnung“, sagte Gil sanft. „Vergessen Sie, was unten ist. Denken Sie an das, was über uns ist. Sehen Sie auf zu den Sternen.“
Das tat sie zögernd und spürte seinen starken Arm in ihrem Nacken. „Manchmal träume ich davon, mein Feuerwerk bis hoch in den Himmel hinaufzuschicken“, murmelte er. „Und ich kreiere eine Show, wie sie noch nie jemand gesehen hat, und die Sterne sind wütend auf mich, weil ich sie in ihrem eigenen Spiel übertrumpfe.“
„Falls das überhaupt jemand kann, dann Sie“, erwiderte sie mit einem Seufzen.
„Ich werde es tun. Ich werde die tollsten Farben erfinden – Rosa, Blau, Grün, Gold und Lila – und sie werden alle leuchten und schimmern.“
„Das wird die Sterne richtig neidisch machen. Sie haben nur weiß“, hauchte sie.
Jane spürte sein Lachen genauso, wie sie es hörte. „Das stimmt. Das bedeutet, den Himmel herauszufordern. Wäre das nicht toll?“
Es waren alles Hirngespinste, aber während sie hier oben saßen, die Erde weit unter ihnen, spürte sie, wie ihre Angst sich auflöste und ihr Geist Flügel bekam. Gils Vision war so intensiv, dass sie mitgerissen wurde.
Sie spürte, wie sein Arm sich fester um sie legte. Er legte seine Hand behutsam unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht sanft in seine Richtung. Die Berührung seiner Lippen war federleicht auf ihrem Mund, doch sie reichte, um die Gondel zum Verschwinden zu bringen. Jane begann zu fliegen, in eine andere Welt zu schweben, wo die Sterne in einer Million von Farben explodierten.
Irgendwie war ihr Kopf auf Gils Schulter gelandet, und Jane gab sich willig seinem Kuss hin. Sie klammerte sich an ihn. Seine Lippen waren fest, er reizte und liebkoste sie damit, verführerisch, aber nicht fordernd. Sie entspannte sich, denn sie wusste, dass sie bei ihm sicher war.
Er umarmte sie fester. Jane seufzte bei den Empfindungen, die er mit seinem Mund in ihr auslöste. Seine Berührung war beredter, als seine Worte es gewesen waren. Gil hatte von Wundern gesprochen, und sie hatte gedacht, dass er nur die Wunder des Feuerwerks meinte, aber nun fand sie auch ein Wunder in seinen Armen.
Das Geräusch von Gelächter und Applaus unterbrach plötzlich ihren Traum. Erstaunt sah sie auf und bemerkte, dass sie wieder am Boden waren und eine lächelnde Menge sie beobachtete.
„Wie sind wir hier heruntergekommen?“, fragte sie benommen.
„Das Rad hat begonnen, sich in Bewegung zu setzen, während wir anderweitig beschäftigt waren“, erwiderte er lächelnd.
Jane versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, versuchte festzustellen, was eben zwischen ihnen geschehen war
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