JULIA EXTRA BAND 0263
es als Beweis für Lianas leidenschaftliche Liebe zu ihm gesehen. Dass er so unglaublich naiv gewesen war, nagte noch immer an ihm.
Liana hatte nur einen einzigen Menschen geliebt – sich selbst.
Er war für sie nur Mittel zum Zweck gewesen, um so zu leben, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Nichts weiter. Einen Prinz heiraten, Prinzessin werden. Tomasso fragte sich, ob es Maggies Einstellung zu ihm ändern würde, wenn sie erfuhr, dass er aus königlichem Hause stammte.
Bei jedem anderen hatte es diese Wirkung. Und genau deshalb hatte er sich auf dem College als Tom Prince eingetragen. Weil er zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen wollte, als Mensch, der er war, nicht als was er war. Er wollte es aus eigener Kraft schaffen, nicht, weil er einen berühmten Namen trug. Zumindest das hatte er erreicht. Sein Examen hatte er mit Auszeichnung bestanden. Die zwischenmenschlichen Beziehungen … nun, das war eine andere Sache.
Liana hatte die ganze Zeit über von seiner aristokratischen Abstammung gewusst, ohne dass er es geahnt hatte. Und Maggie hatte dem bürgerlichen Tom Prince ohne einen Blick zurück den Rücken gekehrt.
Hätte sie anders gehandelt, wenn sie wie Liana gewusst hätte, dass blaues Blut in seinen Adern floss?
Nun, das war jetzt nicht mehr wichtig. Denn sie war genau das, was er suchte. Als Ehefrau und Mutter für seine Kinder. Daher war es auch nichtig, aus welchem Grund sie ihn heiratete.
Allerdings war er kein Narr. Er würde eine lebenslange Bindung nicht auf Erinnerungen stützen, die sechs Jahre zurücklagen. Indem er Maggie als Kindermädchen einstellte, würde er Zeit und Muße haben, sie zu beobachten und sicherzustellen, dass sie immer noch so wie früher war. Auch wollte er herausfinden, ob die unterschwellige, geheimnisvolle Anziehungskraftzwischen ihnen noch existierte … Dieser erotische Funke, der in jener unvergessenen Nacht die Leidenschaft zwischen ihnen entfacht hatte.
Denn ein Leben ohne Lust und Leidenschaft kam für ihn nicht infrage. Sein Vater hatte seine sexuelle Erfüllung außerhalb des Ehebetts gesucht und gefunden, doch Tomasso hielt dieses Verhalten für verwerflich. Sein Vater übrigens auch. Aus diesem Grund hatte der König nach dem Scheitern seiner zweiten Ehe nie wieder geheiratet.
König Vincente nannte es den Fluch der Scorsolinis. Wollte man ihm glauben, so gab es im Leben eines jeden Scorsolini-Mannes nur eine einzige Frau, eine einzige wahre Liebe. Claudios und Tomassos Mutter war jene Frau im Leben von Vincente gewesen. Nach ihrem Tod gelang es keiner anderen Frau, ihn wirklich an sich zu binden, ihr treu zu bleiben. Zwar hatte der Herrscher der Inselgruppe Isole dei Re nur wenige Monate nach dem Tode seiner Königin Marcellos Mutter geheiratet, da sie schwanger geworden war, doch diese Ehe hielt nur wenige Monate.
Vincente war seiner jungen Frau untreu geworden, und die ansonsten so sanfte Flavia hatte die Konsequenzen gezogen. Tief verletzt war sie mit dem jungen Marcello nach Italien zurückgekehrt und hatte das Undenkbare getan: Sie hatte die Scheidung eingereicht. Seither folgte eine Mätresse nach der anderen in der langen Reihe von Vincentes Geliebten.
Tomasso interessierte dieser angebliche Fluch nicht. Er wollte keine tiefe, wahre Liebe finden und dann als Witwer enden, ständig auf der vergeblichen Suche, die Leere in seinem Herzen zu füllen.
Er war anders als sein Vater. Selbst oberflächliche Leidenschaft wäre genug für ihn, um treu zu bleiben. So war es auch mit Liana gewesen. Obwohl, bei der Hochzeit hatte er in ihr noch seine einzige wahre Liebe gesehen. Doch diese Einstellung hatte sich bald geändert.
Dennoch war er ihr treu geblieben, trotz der Schwierigkeiten in der Ehe und seiner Erkenntnis, dass das, was er für Liebe gehalten hatte, nichts anderes als Faszination ob ihrer Schönheit gewesen war.
Wie viel leichter wäre es, einer Frau die Treue zu halten, die er respektierte, auch wenn er sie nicht liebte!
„ Papa wird doch bald nach Hause kommen, nicht wahr?“
Maggie deckte Annamaria zu und lächelte liebevoll. „Aber natürlich, Kleines. In zwei Tagen kommt er zurück.“
„Ich vermisse ihn.“
„Ich weiß.“ Maggie strich dem Mädchen die dunklen Locken aus dem Gesicht und küsste es auf die Stirn. „Gute Nacht, Anna.“
„Gute Nacht, Maggie. Ich bin froh, dass du da bist.“
„Ich auch.“ Das hübsch verzierte Nachttischlämpchen ließ sie brennen, an der Tür schaltete sie das Deckenlicht aus und
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