JULIA EXTRA BAND 0263
Hauptfach?“
„Frühkindliche Entwicklung.“
Er belächelte sie nicht, so wie viele andere. Die Vorstellung, einen Universitätsabschluss zu machen, um Kinder zu erziehen, fanden die meisten eher amüsant.
„Eines Tages möchte ich meinen eigenen Vorschulkindergarten aufmachen.“
„Dann sollten Sie zusätzlich einen Kurs in Betriebswirtschaftslehre belegen.“ Der Rat klang nahezu wie ein Befehl.
Es störte sie nicht. „Das habe ich vor.“
Er nickte zustimmend, und das Bewerbungsgespräch ging weiter. Überraschenderweise konnten sie viele Gemeinsamkeiten feststellen. Keiner von ihnen beiden sah viel fern, beide lasen die gleichen Autoren und teilten auch einen ähnlichen Sinn für Humor. Es war nett.
Sie hatte erwartet, in seiner Gegenwart befangen zu sein, doch obwohl er der bestaussehende Mann war, der ihr je begegnet war, spielte er sein Aussehen nicht aus. Weder bildete er sich etwas darauf ein, noch war er arrogant.
Als das Gespräch zum Ende kam und Maggie schon gehen wollte, hob er an: „Eines möchte ich noch besprechen, bevor ich meine Entscheidung fälle.“
„Ja?“
Zum ersten Mal in den fünfundvierzig Minuten wirkte er nichtganz so selbstsicher. „Ich denke, wir könnten Freunde sein.“
Sie nickte zustimmend.
„Ich mag Sie, Maggie.“
„Ich Sie auch.“
Er wurde ernster. „Sie wissen, dass Sie hier wohnen würden.“
„Ja, für mich ist das optimal.“
„Wenn ich Sie anstelle, müssen Sie versprechen, nie den Versuch zu unternehmen, aus unserer Freundschaft mehr zu machen. Aus Ihrem Bewerbungsschreiben hatte ich geschlossen, Sie seien älter … Ich hatte nicht damit gerechnet, dieses Thema überhaupt aufbringen zu müssen, doch es muss vorab geklärt werden. Ich lasse mich nicht mit Leuten ein, die für mich arbeiten. Niemals.“
Sie starrte ihn verständnislos an. Er schien zu jung, um solche Prinzipien zu haben, aber sie erwartete auch nicht, dass er mit ihnen brach.
Als sie schwieg, wurde seine Miene grimmiger. „Sollte ich Sie nackt in meinem Bett vorfinden, entlasse ich Sie fristlos.“
Maggie konnte nicht anders und brach in helles Gelächter aus. Die Vorstellung, sie, Maggie, könnte so etwas tun, etwas so Unverfrorenes, etwas so Absurdes … Sie riss sich zusammen, als sie die tiefen Falten auf seiner Stirn bemerkte. „Entschuldigen Sie, ich hätte nicht lachen dürfen.“
„Es ist mein voller Ernst.“
Seltsam, wie formell er manchmal sprach. „Ist Ihnen das vorher schon mal passiert?“
„Ja“, erwiderte er knapp.
Hoppla. Nun gut. „Ich verspreche hoch und heilig beim Grab meiner Eltern, dass ich niemals in Ihr Bett steigen werde, weder nackt noch anders.“
„Sie werden also nicht versuchen, mich zu verführen?“
Es kostete sie Mühe, nicht wieder loszukichern. „Würden Sie mich besser kennen, wäre Ihnen klar, was für eine lächerliche Vorstellung das ist. Glauben Sie mir, um so etwas brauchen Sie sich bei mir nie Gedanken zu machen. Es ist nicht meine Art, willenlosen Männern den Kopf zu verdrehen. Ich wurde dazu erzogen, bis nach der Hochzeit zu warten, und das habe ich auch vor. Selbst wenn Sie die Reinkarnation von John Wayne wären, ich werde nicht in Ihr Bett klettern und Sie anflehen, mit mir zu schlafen, okay?“
„Sie schwärmen für John Wayne?“
Nun konnte sie das Lachen nicht länger unterdrücken. „Lassen wir das … Auf jeden Fall haben Sie von mir nichts zu befürchten.“
Das Lächeln, das sich jäh auf seinem Gesicht ausbreitete, ließ ihr die Knie weich werden.
„Sie haben den Job.“
2. KAPITEL
Eine Woche später zog Maggie in sein Haus ein.
Der Job war angenehm, Tom ein ordentlicher Mensch, und obwohl er offensichtlich an Geld gewöhnt war, verlangte er keine Luxusmahlzeiten. Maggie blieb genügend Zeit, Haushalt und Studium bequem unter einen Hut zu bringen. Zudem gab Tom ihr das Gefühl, sein Haus sei auch ihr Heim. Solange sie ihre Pflichten zu seiner Zufriedenheit erledigte, sah es so aus, als würde sie für eine lange Zeit ein Dach über dem Kopf haben.
Einen Wermutstropfen gab es allerdings in diesem perfekten Arrangement: Sie verliebte sich Hals über Kopf in Tom. Dabei hatte er ihr doch deutlich klargemacht, dass es nie mehr als Freundschaft zwischen ihnen geben konnte.
Seine Freundinnen waren weltgewandte Schönheiten, bei deren Anblick Maggie sich unendlich unzulänglich vorkam. Jede einzelne von ihnen führte ihr unmissverständlich die Wahrheit vor Augen: Würde sie nicht für ihn arbeiten,
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