JULIA EXTRA BAND 0264
seiner Zunge löschte alle Worte aus, selbst die Beleidigungen, die er ihr gern an den Kopf geworfen hätte, um die Verachtung, die er für sie empfand, auszudrücken.
Ãberraschenderweise haftete die Haarsträhne immer noch an ihren Lippen, aber das spielte keine Rolle mehr. Von dem Wunsch, sie zu berühren, war nichts übrig geblieben. Lieber hätte er eine lebende Schlange angefasst als diese Frau.
âAber dann habe ich meine Karten ein wenig ungeschickt ausgespielt â¦â Gleichmütig zuckte sie mit den Schultern. âDabei habe ich ja schon bekommen, was ich wollte. Ein Scheich hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Ihnen muss also nichts leidtun, Eure Königliche Hoheit Lord Malik. Ganz im Gegenteil, du solltest mir gratulieren. Und du kannst deinem Bruder Jalil für seinen freundlich Antrag danken ⦠Und sag ihm, dass ich sehr glücklich bin, ihn anzunehmen.â
Noch einmal hielt sie inne â offensichtlich der Wirkung wegen. Auch dieses Mal wusste Malik, dass er nicht die Worte finden würde, um seine Gefühle auszudrücken.
âIch werde es ausrichtenâ, stieà er hervor. âIch bin sicher, er wird hocherfreut sein.â
Natürlich würde Jalil sich freuen. Für ihn war es die Rettung aus einer misslichen Lage, vielleicht rettete es sogar seinen Thron â und sein Leben. Er und diese Gail verdienten einander. Sie waren das perfekte Paar.
âDas wirst duâ, schnurrte Abbie jetzt und bedachte sein verschlossenes Gesicht mit einem spöttischen flirtenden Lächeln. âDa ist aber noch etwas, was du für mich tun kannst, mein lieber Malik â¦â
Immer noch lächelnd beugte sie sich vor, legte einen Finger auf seine zusammengepressten Lippen und schob einen Mundwinkel nach oben.
âLächle für mich, mein Liebling! Versuch es einmal! Ich bin sicher, du schaffst es, wenn du dir Mühe gibst!â
Das war zu viel. Er ertrug es nicht länger.
Mit einem Fluch in seiner Muttersprache griff Malik nach ihrer Hand und riss sie von seinem Mund. In seinen Augen funkelten Ekel und Wut.
âUnd warum zur Hölle sollte ich das tun?â
âWarum?â, wiederholte Abbie amüsiert. âIst das nicht offensichtlich, mein Liebling? Es ist nur höflich, seinen Verwandten ein Lächeln zu schenken â und genau das werden wir in nicht allzu ferner Zukunft sein, oder? Ich werde deinen Bruder heiraten. Und das bedeutet, dass wir sehr eng miteinander verwandt sein werden.â
9. KAPITEL
Das konnte alles nicht wahr sein!
Sosehr Abbie es auch versuchte, sie bekam die Situation nicht in den Kopf. Unglaublich, dass sie tatsächlich hier war â in der luxuriösen Kabine eines Privatjets, der sie nach Barakhara flog.
âIch fliege nach Barakhara, um dort den Scheich zu treffen, der mich heiraten will.â
Um die Worte zu glauben, musste sie sie laut aussprechen. Doch selbst dann schienen sie keine Wahrheit zu verkünden, sondern klangen vollkommen unsinnig, ohne den geringsten Bezug zur Realität.
âDer Scheich â¦â
Sie versuchte es noch einmal, erregte aber nur die Aufmerksamkeit der Stewardess. Sofort eilte die junge Frau auf sie zu und sah Abbie fragend an.
âNein â¦, ich brauche nichts. Es geht mir gut.â
Nie zuvor hatte sie einen solchen Luxus erfahren â doch der Preis, den sie dafür zahlte, war ein ständiges Gefühl der Beklemmung. Seit jenen schrecklichen Ereignissen vor zwei Wochen schlief sie keine Nacht mehr durch.
âMadam, wir landen in Kürze. Wenn Sie bitte ihren Sicherheitsgurt schlieÃen würden.â
Unmittelbar nachdem sie das gesagt hatte, beugte sich die Stewardess bereits vor, um das für sie zu übernehmen. Doch Abbie hielt sie mit einer erhobenen Hand zurück. Zumindest einen letzten Rest Unabhängigkeit wollte sie so lange wie möglich behalten.
Aber was würde passieren, wenn das Flugzeug gelandet war? Abbie lehnte ihren Kopf gegen die Polster und schloss die Augen. Das veränderte Motorengeräusch verriet, dass das Flugzeug in den Landeanflug überging.
Blieb ihr überhaupt eine Wahl? Am Telefon war Jalil sehr nett und charmant gewesen â eine Sache hatte er jedoch ganz klargemacht. Entweder sie kam nach Barakhara und heiratete ihn, oder Andy würde für den Rest seines Lebens im Gefängnis bleiben.
Wenn sie sich doch nur besser an Jalil hätte erinnern können! Doch
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