JULIA EXTRA BAND 0264
ihr fiel nur ein, dass er ein schmaler, exotisch und gut aussehender Junge gewesen war. Lediglich die Umstände hatten sie zu Freunden gemacht, nicht wirkliche Zuneigung. Jalil gehörte damals zu den wenigen Mitschülern aus der Abschlussklasse, mit denen sie gut ausgekommen war. Aber viel gemeinsam hatten sie nicht. AuÃerdem hatte Abbie sich seit damals sehr verändert. Längst waren die Gothic-Phase und das schwarz gefärbte Haar überwunden.
Sie würde einen Fremden treffen.
Sie würde einen Fremden heiraten.
Ob sie das durchstand, wusste sie nicht.
Wie anders wäre alles, wenn der Scheich, den sie heiraten musste, Malik hieÃe.
âMalik â¦â
Ein sehnsüchtiges Seufzen entrang sich ihrer Kehle, als vor ihrem geistigen Auge sein Bild erschien. Malik â¦, schlank, dunkel und atemberaubend. Malik, wie er sie küsste, wie er ihren Körper streichelte und ihr mit leidenschaftlicher Hast die Kleider auszog.
âNein!â
Mit einem unterdrückten Schrei riss Abbie die Augen auf und starrte in das gedimmte Licht der Kabine. Wenn sie an Malik dachte, machte sie alles nur noch schlimmer. Es war fast ein wenig unheimlich, wie schnell er sie in seinen Bann gezogen hatte. Bis zu dem Tag ihrer Begegnung hatte Abbie nie an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber jetzt war alles anders. Ihr Herz und ihre Seele gehörten ihm; in ihrem Leben gab es keinen Platz mehr für einen anderen.
Aber Malik wollte sie nicht.
AuÃer heiÃem Verlangen empfand er nichts für sie. Ihre Träume von Liebe und einer gemeinsamen Zukunft waren nichts anderes als â Träume.
Malik wollte sie nicht, nur deshalb hatte sie Jalils Antrag angenommen. So rettete sie zumindest die Zukunft ihres Bruders â auch wenn sie dafür mit ihrer eigenen bezahlen musste.
Einen Moment später setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf. DrauÃen, verborgen in der Dunkelheit der Nacht, lag Barakhara. Hier herrschte Jalil, und hier saà Andy im Gefängnis. AuÃerdem würde sie hier in Kürze ihren Bräutigam treffen â einen Mann, den sie gar nicht kannte.
âWenn Madam mir bitte folgen würden, neben dem Flugzeug steht ein Wagen für Sie bereitâ, sagte Sahir, der männliche Leibwächter, der sie seit Beginn der Reise begleitete.
Sahirs Anweisung lautete, sie nicht aus den Augen zu lassen, bis sie den Palast von Barakhara erreichten. Jalil persönlich hatte ihn nach England geschickt. Natürlich konnte Abbie ihm keinen Vorwurf machen, weil er nur seine Arbeit tat, doch Sahirs ständige Anwesenheit ging ihr schon jetzt auf die Nerven.
Im Palast wäre sie ihn zumindest los. Aber nur, um in eine andere Form der Gefangenschaft zu wechseln â¦
Um gegen die plötzlich aufsteigenden Tränen anzukämpfen, biss sich Abbie auf die Unterlippe und folgte ihrer Eskorte nach drauÃen.
Wie eine glühende Wand traf sie die Hitze auf dem Rollfeld, als sie die Stufen der Gangway hinunterschritt und auf den wartenden Wagen zuging. Das Atmen fiel ihr schwer.
âMadam â¦â
Nachdem Sahir eine Tür am Wagen geöffnet hatte, trat er mit einer leichten Verbeugung zurück. Vermutlich musste sie sich an diese Art Behandlung gewöhnen. Dieser Gedanke nahm Abbie derart gefangen, dass sie ohne hinzuschauen im Wagen Platz nahm, sich gegen die Polster lehnte und die Augen schloss. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss. Gleich darauf heulte der Motor auf, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
Aber irgendetwas stimmte nicht.
Zusammen mit der Erkenntnis kam die Furcht. Sahir hatte keine Zeit gehabt, ebenfalls einzusteigen!
âSahir!â, schrie Abbie voller Angst und richtete sich auf. âIch fürchte, Sahir wird uns auf diesem Teil der Reise keine Gesellschaft leisten. Er wurde von seinen Pflichten entbunden.â
Diese Stimme. Abbie kannte sie. Kannte sie und hatte Angst davor gehabt, sie je wieder zu hören. Oder hatte sie Angst gehabt, sie nie wieder zu hören? Hastig wandte sie sich um und sah zu dem Mann, der neben ihr saÃ.
Malik â¦, und doch war er es auch nicht.
Zwar waren seine Gesichtszüge dieselben, soweit Abbie es in der Dunkelheit des Wagens sehen konnte. Genau wie das helle Funkeln in seinen schwarzen Augen und sein schlanker Körper, der ihr so nahe war, dass sie den Duft seiner Haut roch. Dennoch saà neben ihr nicht derselbe Mann, der im Haus ihres Vaters gewesen war.
Jetzt trug er
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