JULIA EXTRA BAND 0264
Wagen war es so dunkel, dass sie Maliks Nicken ohne die weiÃe Kopfbedeckung nicht gesehen hätte.
âDu bist einem Mitglied meiner Familie versprochen. Als Repräsentant meiner Familie ist es meine Pflicht, für deine Sicherheit zu sorgen.â
Es ist meine Pflicht â¦
Jetzt dankte Abbie dem Dunkel, weil es ihre Reaktion verbarg. Ansonsten hätte Malik gesehen, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich und ihre Augen sich mit Tränen füllten.
Natürlich war sie nur eine Verpflichtung für ihn. Zu einem groÃen Teil trug sie selbst die Verantwortung dafür. Denn ihre Worte, sie wolle unbedingt einen Scheich heiraten, ob nun Malik oder Jalil sei vollkommen gleichgültig, hatten ihn überzeugt, dass sie nur an Geld interessiert war. Also nahm er das Ãrgernis, sich um sie zu kümmern, nur auf sich, weil sie âeinem Familienmitglied versprochen warâ.
âWie kommt es eigentlich, dass du so viel Zeit damit verbringst, nach der Pfeife deines Bruders zu tanzen?â
âIch habe unserer Mutter geschworen, dass ich mich um meinen Bruder kümmern würde. Sein Vater starb, als Jalil achtzehn war. Das war kurz nach seiner Rückkehr aus dem Internat, wo ihr euch kennengelernt habt. Danach hat unsere Mutter nur noch wenige Jahre gelebt.â
Allerdings hätte ich nie vermutet, dass es eine solche Vollzeitbeschäftigung wird, sich um Jalil zu kümmern, ging es Malik durch den Kopf, als der Wagen anhielt.
Bereits als Baby war Jalil ständig verwöhnt und alle seine Wünsche umgehend erfüllt worden. So wuchs er zu einem schwachen und egoistischen Mann heran. Zu keiner Zeit war das Fundament von Jalils Macht in Barakhara besonders fest gewesen, aber mit seiner letzten Laune hatte er einen Aufruhr provoziert.
Mochte Abigail Cavanaugh auch glauben, dass der Ring an ihrem Finger einen guten Handel mit einem ordentlichen Gewinn bedeutete, Malik bezweifelte, dass sie in dieser Ehe ihr Glück fand. Aber offenbar glaubte sie, dass unermesslicher Reichtum einen guten Ausgleich für fehlende Zuneigung bot.
Und natürlich spielte die Sicherheit ihres Bruders eine entscheidende Rolle. Das war ihre erste Sorge gewesen, als sie von den Unruhen in der Stadt gehört hatte. Konnte es sein, dass â¦
Eine plötzliche Bewegung auf der Seite unterbrach seine Gedanken. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er, wie Abbie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte. Als der Fahrer Asif ausgestiegen war, um mit dem Besitzer der Pferde zu sprechen, hatte er die Türen offen gelassen.
âO nein, das wirst du nicht â¦â
Hastig griff Malik nach ihrem Arm und zog Abbie zurück in den Wagen, was ihm einen wütenden Blick einbrachte.
âWofür hältst du dich?â, herrschte sie ihn an und versuchte, sich loszureiÃen. Ohne Erfolg.
âEs geht eher darum, für wen du dich hältst! Wer hat dir erlaubt auszusteigen?â
Abbie erstarrte, aber in ihren Augen blitzte heiÃe Wut. Vor lauter Wut atmete sie so heftig ein, dass ihre Brüste sich gefährlich hoben. Wieder drohte Malik die Beherrschung zu verlieren, und er hätte sie beinahe losgelassen.
Beinahe.
Die Situation barg schon genug Risiken. Wenn jemals bekannt wurde, dass Scheich Malik bin Rashid AlâQaim mit einer unverschleierten westlichen Frau â schlimmer noch, mit der Verlobten seines Halbbruders â gesehen worden war, hätte das Auswirkungen, die Abbie sich kaum vorstellen konnte. Allein deshalb mussten sie sehr vorsichtig sein. Allerdings glaubte Malik nicht, dass Abbie die VorsichtsmaÃnahmen gefallen würden.
Er sollte recht behalten.
Aus einem Fach im Vordersitz holte er eine Tüte, wobei Abbie ihn misstrauisch beobachtete.
âHier, zieh das an.â
Als er es ihr zuwarf, öffnete sich die Tüte, und ihr Inhalt, ein schwarzes Tuch, breitete sich über Abbies Schoà aus.
âWas ⦠Ist es das, wofür ich es halte?â
Die kalte Wut und die Abscheu in ihrer Stimme machten ihre Ansichten zu diesem Thema sehr deutlich, aber Malik entschied, ihre Entrüstung zu ignorieren und einfach nur ihre Frage zu beantworten.
âWenn du glaubst, dass das Gewand eine abaya und die Kopfbedeckung eine hijab mit einem Schleier ist, hast du recht. Ich schlage vor, du ziehst dich hier im Wagen um.â
âMich umziehen â¦, hier ⦠Machst du Witze? Wie kannst du es wagen, das von mir zu verlangen? Es ist eine Beleidigung
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