JULIA EXTRA BAND 0264
gefangen zu sein!â, erwiderte sie.
âWir sind beide miteinander gefangenâ, erklärte er geduldig. âAlso können wir auch das Beste daraus machen.â
âUnd was wäre das?â, setzte Abbie an, doch Geräusche aus dem Radio, gefolgt von einigen arabischen Worten des Fahrers, unterbrachen ihren sarkastischen Kommentar.
Die Wirkung auf Malik war dramatisch. Mit einem versteinerten Gesicht beugte er sich vor, schob die gläserne Trennscheibe beiseite und stellte einige knappe Fragen auf Arabisch.
âWas ist los?â, fragte Abbie scharf. âWas ist passiert?â
Bevor Malik antwortete, schien eine Ewigkeit zu vergehen, dabei verstrichen wahrscheinlich nur wenige Augenblicke. Als er sich endlich zu ihr umdrehte, machte seine Miene ihr mehr Angst als alles, was sie je zuvor gesehen hatte.
âWir müssen hier weg. Kannst du reiten?â
âReiten?â Das war das Letzte, womit Abbie gerechnet hatte, trotzdem nickte sie instinktiv. âJa, ich kann reiten, aber â¦â
Im nächsten Moment griff sie nach Maliks Ãrmel, der seine Diskussion mit dem Fahrer fortsetzte, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.
âAber warum sollte ich das tun? Und jetzt sag mir nicht, weil du es gesagt hast. Du magst der König in deinem eigenen Land sein, aber du bist nicht mein Gebieter!â, sagte sie, nachdem sie ihre Sicherheit wiedererlangt hatte. âDu musst mir erklären, was hier vor sich geht. Du musst mir einen Grund nennen, warum ich mit dir gehen soll. Und er sollte besser sein als âEs hat ein kleines Problem gegebenâ, denn sonst werde ich nirgendwohin gehen.â
âTust du jemals etwas, ohne zu streiten?â, seufzte Malik enerviert und resigniert zugleich.
âNicht, wenn du involviert bist, nein.â
Zu ihrer Verwunderung brachte ihr dieser Satz nicht den Vorwurf ein, mit dem sie gerechnet hatte, sondern ein Lächeln. Ein kleines Lächeln, das sich zaghaft an seinen Mundwinkeln ausbreitete.
âIch könnte dir befehlen zu tun, was ich sage.â
âDu kannst es ja versuchen!â
Das war reiner Trotz, und sie wusste es. Wahrscheinlich wusste Malik es auch.
Sollte er ihr tatsächlich Befehle erteilen, müsste sie gehorchen. Zumal sie beim Blick aus dem Fenster nur Dunkelheit sah. Endlose undurchdringbare Dunkelheit. Allein schon aus Sicherheitsgründen sollte sie bei Malik bleiben.
âAber du hast recht.â
âAch ja?â Weil sein Eingeständnis sie so überraschte, konnte sie den ungläubigen Ausruf nicht zurückhalten, was ihr ein weiteres Lächeln und ein Nicken einbrachte.
âIch schulde dir eine Erklärung â¦â
âDas tust du?â
âJa. Glaub es oder nicht, aber junge Frauen zu entführen, ist kein Hobby von mir.â
âDu meinst, du hast nicht die Absicht, mich zu kidnappen, in dein Wüstenversteck zu verschleppen und mit mir zu tun, was du willst?â
Trotz des Dämmerlichts im Wagen sah er, wie sie lächelte und in gespielter Furcht die grauen Augen weit aufriss.
âDu hast eindeutig zu viele Romane gelesen.â
Leider weckten ihre Worte eine erotische Fantasie in seinem Kopf und belebten die sinnlichen Gedanken erneut, die er seit dem Kuss unterdrückte. Mochte er sich noch so hartnäckig einreden, sie damit zum Schweigen gebracht zu haben â sein erregter Körper wusste es besser. So nah neben ihr zu sitzen, den Duft ihrer Haut einzuatmen und gleichzeitig nicht den Bedürfnissen nachzugeben, die sie in ihm weckte, war die reine Folter.
âIch habe überhaupt keine Romane gelesenâ, erwiderte Abbie. âUnd an diesem Kuss war nichts Fiktives.â
Dass ihre Gedanken dieselbe Richtung eingeschlagen hatten wie seine, trug nicht gerade dazu bei, Maliks Zustand zu verbessern.
âIch habe dir gesagt, es war ein Fehlerâ, sagte er finster. âEs wird nicht wieder passieren.â
âNein.â
Für einen winzigen Moment sah er sie direkt an, schaute tief in ihre grauen Augen. Ihre Blicke trafen sich, hielten einander fest â¦
Eine blonde Strähne verfing sich in ihren Wimpern, und Malik konnte nicht anders, er streckte seine Hand aus.
Mit angehaltenem Atem und leicht geöffneten Lippen beobachtete sie jede seiner Bewegungen.
Unendlich zärtlich befreite er die Haarsträhne aus ihrer Falle. Weil Abbie plötzlich hart schluckte, bewegte sich ihre Kehle.
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