JULIA EXTRA BAND 0264
seines Vaters solche Bilder in ihm heraufbeschwören! Sie mochte schön sein, ihre Haut mochte sich wie Seide unter seinen Fingern anfühlen, aber sie war nichts für ihn.
Sein Vater hatte dafür gesorgt.
Zane klappte den Laptop zu. Es wurde Zeit für die Rückkehr. Hier hatte er so weit alles erledigt. Sein Stellvertreter würde die Leitung übernehmen, und er konnte zurück nach Broome.
Das hatte nichts mit diesen Visionen zu tun, sondern war einfach nur gut geschulter Geschäftssinn. Je eher er zurück war, desto eher konnte er das Chaos aufräumen, das Ruby in seiner Abwesenheit angerichtet haben würde.
Auf den Tag genau drei Wochen.
Ruby holte zitternd Luft und starrte auf den Kalender. Kein Wunder, dass sie nervös war. Bis zur Präsentation ihrer Kollektion blieben nur noch knappe zwei Monate, und es gab noch so viel zu tun. Ihre Nervosität hatte also absolut nichts mit Zanes Rückkehr zu tun.
Ihr Blick glitt von dem Schmuckstück in ihrer Hand, das sie ein letztes Mal prüfen wollte, wieder zurück zum Kalender. Seit einundzwanzig Tagen war Zane jetzt fort, und jeden Tag schaute sie auf das Datum und fragte sich, wann er wohl zurückkommen würde.
Ob er genauso oft an sie dachte, wie sie an ihn denken musste?
Der Teufel hole diesen Mann! Sie wollte nicht an ihn denken! Sie wollte nicht das Geringste mit ihm zu tun haben! Er war nicht einmal hier, und trotzdem bekam sie ihn nicht aus dem Kopf. Warum träumte sie nachts von ihm und wachte morgens in den zerwühlten Laken mit diesem schmerzhaften Ziehen in ihrem Schoà auf?
Es war wie eine langgezogene Folter. Weder bei ihren Telefonaten noch in den E-Mails lieà er auch nur eine Andeutung durchblicken, wann er zurückkommen würde. Rubys ungutes Gefühl wuchs mit jedem Tag. Lange konnte es jedoch nicht mehr dauern. Er würde ihr die Führung nicht länger als unbedingt nötig überlassen. Bald würde er kommen, um sein Erbe anzutreten. Um ihr das Leben zur Hölle zu machen.
Sie erschauerte. Das schwere Schmuckstück glitt ihr zwischen den Fingern hindurch und fiel auf den Schreibtisch.
âKonzentrier dich!â, ermahnte sie sich laut und überprüfte rasch, ob ihr Lieblingsstück aus der neuen Kollektion keinen Schaden genommen hatte. Gold und Diamanten fassten gelb schimmernde Südseeperlen. Auf den ersten Blick war es einfach nur ein auserlesener Anhänger, die Verschmelzung von Kunst, Handwerk und dem Besten, was Mutter Natur zu bieten hatte. Doch hielt man das Stück in einem speziellen Winkel und fiel das Licht von einer bestimmten Richtung darauf, erkannte man ein anderes Bild. Zwei Liebende, ihre goldenen Körper verschlungen, ihre Leidenschaft in Hunderten von winzigen Diamanten verewigt.
Das exquisiteste Stück, das ihr je gelungen war! Ein Triumph der Illusion!
Und warum musste sie bei dem Anhänger automatisch an Zane denken?
Ausnahmsweise war das Klingeln des Telefons dieses Mal eine willkommene Unterbrechung. Ruby hörte ihrer aufgeregten Assistentin eine Weile zu, bevor sie in die Muschel sagte: âSchon gut, Claudette, stellen Sie sie durch.â
Sie hörte das Klicken, dann eine ärgerliche weibliche Stimme: âIch will nicht mit der nächsten Sekretärin reden, sondern mit Zane!â
Rubys Neugier war geweckt. âZane ist momentan nicht im Büro. Ich bin Ruby Clemenger. Vielleicht kann ich Ihnen helfen?â
âOh.â Am anderen Ende erfolgte eine kunstvolle Pause. âSie sind Ruby? Zane hat mir so viel von Ihnen erzählt.â Die Stimme klang sofort viel friedlicher, ja schmeichelnd. âEr meinte, Sie sehen groÃartig aus.â
Ruby fehlten die Worte. Zane hatte mit dieser Frau über sie gesprochen? Wer war die andere überhaupt? âMit wem spreche ich denn?â
âAnnelies Christiansen. Zane hat mich Ihnen gegenüber sicher erwähnt?â
Kein einziges Mal. Argwohn mischte sich in die Neugier. Diese Frau war bestimmt keine Geschäftspartnerin. Andererseits ⦠Zane und sie hatten auch nie über etwas anderes als über Laurence und die Bastiani Corporation geredet. âJa, natürlich, Anneliesâ, log Ruby. âLeider kann ich Ihnen nicht sagen, wann er zurückkommt. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?â
âOh â¦, ich wollte mich einfach nur erkundigen, ob er heil angekommen ist. Er sah so schrecklich müde aus, als er mich
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