JULIA EXTRA BAND 0264
und her zu gehen. âSie könnte die Flucht ergreifen. Das muss verhindert werden. Ich will erst die Wahrheit herausbekommen.â
Schweigend beobachtete Fredo seinen aufgebrachten Chef. Natürlich passte es ihm nicht, zur Kinderkrippe abgeordnet zu werden, doch er sah ein, dass Enrico recht hatte. Also zuckte er ergeben die breiten Schultern und ging zur Tür.
âWo hat Luca sich eigentlich verkrochen?â, fragte Enrico barsch.
Fredo blieb stehen. âSoweit ich weiÃ, amüsiert er sich mit seiner neusten reichen Eroberung auf Hawaii.â
âSorg dafür, dass er da auch bleibt. Wie du das anstellst, ist mir egal. Meinetwegen kannst du ihm drohen oder ihn mit Geld bestechen oder beides.â Obwohl es ihm um jeden Euro leidtat, den er seinem Cousin in den Rachen werfen musste. âWenn er erfährt, dass Freya einen Sohn von mir hat, taucht er hier noch auf und vermasselt mir die Tour.â
âWie soll er denn davon erfahren?â, fragte Fredo verblüfft. Die Familie Ranieri hatte Luca verstoÃen. Nicht mal zu seiner Mutter hatte er noch Kontakt!
âWie der Rest der Welt: durch meine offizielle Verlautbarung, dass ich einen Sohn habe und gedenke, seine Mutter zu heiraten.â
Fredo war schockiert. Als er sich wieder gefangen hatte, gab er zu bedenken: âÃberstürz bloà nichts, Enrico.â
Das trug ihm einen vernichtenden Blick ein.
Der Bodyguard seufzte ergeben. âDu brauchst erst den Beweis dafür, dass â¦â
âDen brauche ich nicht. Der Junge ist mein Sohn. Ich will ihn haben, und seine Mutter nehme ich dankend in Kauf.â
âVersuch mal, ihr das beizubringenâ, erwiderte Fredo trocken.
âKein Problem.â
Wehmütig wünschte Freya sich, am anderen Ende der Welt zu leben. Doch leider befand sie sich im Untergeschoss des Firmengebäudes und fütterte geistesabwesend einen alten Scanner mit Papieren, damit sie auf den GroÃrechner übertragen werden konnten.
Ich sitze hier fest, dachte sie. Was sollte sie tun? Sie musste Geld für Nickys und ihren Lebensunterhalt verdienen und konnte nicht einfach alles stehen und liegen lassen und die Flucht ergreifen.
Sie hatte Angst, weil sie nicht wusste, was Enrico im Schilde führte. Inzwischen hatte sich die Nachricht, dass Enrico Ranieri Josh Hannards Firma übernommen hatte, wie ein Lauffeuer verbreitet. Auch hatte sich überall herumgesprochen, was für eine hässliche Szene sich im Foyer abgespielt hatte.
Das Telefon klingelte. Seit Freya aus der Mittagspause zurückgekehrt war, hatte es fast ununterbrochen geklingelt. Die neugierigen Kollegen wollten unbedingt wissen, was Mr. Ranieri zu ihr gesagt hatte. Sollte die Kinderkrippe etwa geschlossen werden? Freya stellte sich dumm und behauptete, Enrico habe sie lediglich gefragt, ob sie mit der Krippe zufrieden sei.
Darüber, was sich wirklich abgespielt hatte und was es für sie und Nicky bedeutete, wollte sie lieber nicht nachdenken. Sie nahm den Hörer ab und stellte sich darauf ein, die nächste Kollegin zu beruhigen.
âEin Mr. Scarsozi hat sich in der Krippe eingenistetâ, sagte eine ihr vertraute Stimme. Die Anruferin war Cindy, die Leiterin der firmeneigenen Kinderkrippe. âEr behauptet, unser neuer Boss habe ihn angewiesen, Nicky im Auge zu behalten. Kannst du mir bitte mal erklären, was, um alles in der Welt, das soll?â
Freya schloss entsetzt die Augen und hielt den Hörer fest umklammert. Sie hatte furchtbare Angst um ihren Sohn. âHat â¦, hat er Nicky was getan?â, fragte sie mit bebender Stimme.
âNatürlich nicht. Das soll er mal versuchen, dann bekommt er es aber mit mir zu tun.â
Die zarte Cindy würde den starken Fredo sicher nicht aufhalten können. Freya erinnerte sich mit Entsetzen daran, dass Fredo ihren Sohn bereits auf dem Arm gehabt hatte.
âEr steht in einer Ecke des Spielzimmers, beobachtet Nicky und jagt uns allen Angst ein. Hast du ihn gesehen, Freya? Er sieht aus wie ein Gorilla. Ich will ihn nicht in meiner Krippe haben.â
âOkayâ, sagte Freya verstört. âFürchtet Nicky sich auch vor ihm?â
âMachst du Witze? Dein Sohn hat sich mutig vor ihm aufgebaut und gefragt: âNa, Affe, willst du mit uns spielen?â Kennt Nicky ihn?â
Wie sollte sie die Frage nur beantworten? Sagte sie Nein, würde das Panik in der Krippe verbreiten. Sagte sie Ja, würden ihr
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